Die Diagnose

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-18:57-
„Ich hab noch keine exakte Rückmeldung beim Arzt. Aber mein Auge ist geschwollen und ich hab eine Gehirnerschütterung erlitten..." antwortete ich niedergeschlagen und daraufhin wurde es wieder still...
„Wollt ihr nicht etwas trinken?" fragte meine Mutter die drei und brach die Stille.
Die Jungs tranken was und ich stand auch auf um mir was einzuschenken. Nach einer Weile mussten die Jungs auch wieder los.
„Hau rein Atsu, bis bald und ruh dich gut aus!"
verabschiedete sich Tsukasa mit einem Lächeln.
„Ja, bis bald!" antwortete ich ihnen.
Als meine Mutter die Tür schloss, war ich echt dankbar für ihren Besuch. Ich hatte in so kurzer Zeit so gute Freunde kennengelernt und sowas hatte ich noch nie. In der Mittelschule war das ganz anders...
Bald fing ich wieder an nachzudenken, diesmal aber wollte ich einfach nur weitermachen sobald ich kann. Ich musste mich so schnell es geht erholen! Ich wollte den allem gerecht werden!
Nach einer Weile schlief ich dann ein. Im Traum rannte ich meine Zielen nach, flog von Baum zu Baum und lauerte meinen Feinden auf...
Donnerstag, 13. April.
-8:47-
Das Licht von draußen weckte mich allmählich und ich öffnete meine Augen. Langsam aber sicher setzte ich mich auf und nach einer Weile stand ich auf. Ich ging langsam und etwas wackelig zu meinem Schrank und nahm mir mein Zeug heraus, welches ich zum Waschen brauchte. Kurz darauf ging ich konzentriert die Treppe hinunter und an der Küche vorbei.
„Guten Morgen, mein Schatz! Freut mich, dass du es alleine aus deinem Zimmer geschafft hast, wie geht es dir?" fragte meine Mutter. Sie war in der Küche am Essen machen und wollte mir wohl alles auf einem Tablett nach oben bringen.
„Guten Morgen, besser als gestern." antwortete ich ihr kurz und knapp und ging daraufhin ins Bad. Vor dem Spiegel merkte ich, dass meine Haare wieder etwas länger geworden sind und fragte mich ob ich sie wieder wachsen lassen sollte wie in der Mittelschule. Einerseits sind kurze Haare pflegeleicht, leicht zu stylen und rund um ziemlich praktisch...
Nachdem ich kurz inne gehalten hatte, machte ich mich schließlich dann auch fertig.
Nach einer Weile kam ich wieder aus dem Bad und setzte mich aufs Sofa im Wohnzimmer. Meine Mutter brachte mir dann mein Essen und wir sahen zusammen die Nachrichten.
„Schatz, ich hab 2 Neuigkeiten für dich." sagte sie plötzlich. Sie sah sowohl etwas traurig als auch erleichtert aus.
„Klar, was ist denn los?" fragte ich leicht besorgt.
„Also, wir haben ab nächste Woche einen geänderten Arbeitsplan und das bedeutet ich habe auch andere Arbeitszeiten. Ich muss dann von 12:30 bis 20:30 arbeiten und habe keine Nachtschicht mehr." sagte sie, aber man merkte das sie nicht fertig war.
„Klingt doch super, und die andere Neuigkeit?" fragte ich leicht unsicher.
„Also, die Diagnose vom Arzt kam gestern per Email..." erläuterte sie und man merkte ihre Anspannung sofort.
„Du hast eine leichte Prellung an der linken Seite deiner Stirn, sowie eine Schwellung am linken Auge. Außerdem konnte der Arzt die Gehirnerschütterung bestätigen und ein größeres Schädel-Hirn-Trauma oder sogar Blutungen im Gehirn ausschließen. Gegen deine Schwellung und die Prellung soll Wärme helfen." sagte sie, aber das war immernoch nicht alles.
„Wie lange darf ich kein Sport machen oder zur Schule gehen?" fragte ich gespannt.
„Also ab nächste Woche darfst du langsam wieder zur Schule, aber du sollst erstmal für 3 Wochen mit dem Volleyball pausieren. Es soll sich nicht verschlimmern falls noch was passiert oder du dich überanstrengst." antwortete sie mir.

3 Wochen lang...
3 Wochen lang keine Aufschläge.
3 Wochen lang keine Annahmen.
3 Wochen lang keine Blocks.
3 Wochen lang keine Angriffe.
3 Wochen lang keine Übungen.
3 Wochen lang keine Strafrunden.
3 Wochen lang kein Training.

Ich senkte frustriert den Kopf, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Ich hatte schlagartig keinen Hunger mehr und kaute nur noch lustlos auf dem Reis herum. Ich starrte auf den Fernseher während ich eine Achterbahn voller Wut, Verzweiflung, Traurigkeit und Frustration erfuhr.
Ich hatte mich gerade erst dazu entschlossen weiterzumachen und dann das? Wollte das Schicksal mir etwas sagen? Wie soll ich nach meiner Pause wieder Anfangen? Habe ich meine Stammplatz-Chance so verspielt? Wird das alles so enden? Sollte ich nicht endlich aufhören? All das wurmte mich sehr. Ich fand den gesamten Tag über keine Ruhe. Obwohl ich meine Diagnose dem Coach schicken sollte, tat ich das erstmal nicht. Ich ging auch sonst nicht an mein Handy. Ich wollte nichts mehr hören oder fühlen. Ich war einfach fertig. Aber sollte ich so aufhören? Sollte mich das fertigmachen? Ein Ball in die Fresse von so einem Arschloch?
Nein!
Nein!
Das geht doch nicht!
Das ist doch nicht fair!
So ein verdammte Scheiße!
Ich will doch nur gewinnen!
Ich will doch nur Volleyball spielen und gewinnen!
Ich heulte den gesamten Tag vor mich hin und verließ mein Zimmer garantiert nicht mehr...
Ich war sauer und verzweifelt. Ich aß und trank nichts mehr.
Warum ich?
Warum?
Warum verdammt?!
SAG MIR WARUM!!!
Ich rastete mehrere Male richtig aus und brach daraufhin immer wieder heulend zusammen. Ich konnte mich garnicht beruhigen.

Nach einiger Zeit legte ich mich ins Bett und antworte auf meine ganzen Nachrichten. Man könnte sagen ich hatte die Situation akzeptiert auch wenn ich immer noch sehr fertig war. Ich leitete dem Coach auch die Mail meiner Diagnose weiter und damit war auch das vom Tisch. Wo ich schon einmal am Handy war, schaute ich mir alte Aufnahmen vorheriger Turniere der Fukurodani an, um mich etwas abzulenken. Auch im 2. Jahr war Bokuto sehr stark als Ass und Akashi spielte schon in seinem 1. Jahr als Stammspieler.
Ich recherchierte etwas und merkte das beide von relativ unbekannten Mittelschulen kamen und auch andere Schulen sich um sie bemüht hatten.
Nach und nach wurde ich immer müder und schlief ein, doch die Nacht verlief unruhig...
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Oh man... 3 Wochen kein Training? Ich würde mich an Taikis Stelle von der nächsten Brücke schmeißen... Aber Kopf hoch! Er darf jetzt nicht aufgeben! Mal sehen ob er auf mich hört...

Mit aller Kraft und Leidenschaft Where stories live. Discover now