Die stechende Klarheit

57 4 0
                                    

-16:02-
Der heutige Schultag war vorbei. Nach dem Zusammenstoß konnte ich zum Glück ganz normal wieder in den Unterricht gehen und auch Onaga, der im Nebenhof auf mich gewartet hatte, war nicht angepisst oder musste darunter leiden. Wir gingen gerade aus dem Raum hinaus und wollten zügig nach Hause, da sah ich wie gerade das Licht in der Turnhalle ansprang und ich musste wieder an Akashi, Washio und vor allem Bokuto sowie seine Ausstrahlung denken. Er war wirklich cool und beeindruckend.
„Hey Atsu, wir haben doch noch etwas Zeit oder?" fragte Onaga mich plötzlich und ich drehte mich zu ihm um.
„Können wir kurz zur Turnhalle, damit ich meinen Klubbeitrittsantrag abgeben kann?"
Als er das sagte fing mein Herz an zu pochen und ich wurde leicht nervös.
„Ja von mir aus, aber beeilen wir uns etwas. Ich muss zur U-Bahn."
Wir gingen hurtig die Treppen hinunter und raus in Richtung Turnhalle. Wir kamen an den ganzen Klubräumen und ein paar Nebengebäuden vorbei. Wir sahen auch den Vorderhof, auf dem ich vorher noch nie war. Wahrscheinlich hab ich in der Vergangenheit versucht diesen Ort zu meiden...
Wir kamen an der Turnhalle an, aber es waren noch keine Spieler da. Nur ein paar Erwachsene, die Trainer und Verantwortlichen wahrscheinlich, sowie zwei Mädchen die beim Netzaufbau halfen und alles vorbereiteten. Eine der beiden kam auf uns zu, nachdem sie mich, oder eher Onagas riesiges Erscheinungsbild, gesehen hatte. Sie kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht mehr wo ich sie schonmal gesehen haben soll...
„Entschuldige das wir euch stören, ich wollte nur schnell meinen Antrag abgeben." sagte Onaga und reichte ihr das Formular.
„Kein Problem, hat ja noch nichts angefangen."
Sie nahm seinen Antrag und drehte sich zu mir.
„Und was ist mit dir?"
Sie sah mich lächelnd und leicht erwartungsvoll an. Da viel mir ein, dass sie das Mädchen war, welches ich am ersten Schultag umgerannt hatte... Ihr Lächeln und ihre süßen Augen waren nicht zu verwechseln, geschweige denn ihr braunrotes kurzes Haar.
„Ähm nein ich hab nich-"
„HEYY HEYY ATSUSHI!!!" hörte ich's plötzlich hinter mir brüllen. Ich drehte mich um und sah Bokuto mit den anderen Klubmitgliedern in ihren Sportoutfits zu uns kommen.
„Ihr gebt wohl eure Anträge ab, was?" fragte Bokuto uns mit neugieriger Stimme.
„Ähhh, nein ich bin nur wegen meinem Klassenkameraden hier." sagte ich und verwieß auf den Riesen, mit dem Namen Onaga neben mir.
„Oh, ach so ist das also..." sagte er und hielt kurz inne, während er mir tief in die Augen sah. Sein Blick durchbohrte mich förmlich und mir wahr ziemlich unbehaglich zu mute.
„Geht schon mal rein, ich komme gleich nach."
Sagte er zu Akashi und den anderen Jungs, die sich fragten was das sollte. Onaga spürte die Anspannung der Situation und bekam etwas Panik.
„Hey, Atsu. Mir fällt grad ein das ich zuhause noch einen Haufen Zeug zu erledigen hab, hehehe... Ich muss los!" sagte er und machte sich fluchtartig aus dem Staub.
So stand ich alleine da. Ganz alleine. Und mir gegenüber ein Top 5 Spieler aller Oberschulen des Landes...
„Also willst du nicht beitreten?" fing er an mich zu fragen.
„Nein, das hatte ich tatsächlich nicht vorgehabt..." sagte ich etwas beschämt.
„Schade, wieso nicht?" er klang etwas enttäuscht, gleichzeitig aber auch neugierig.
„Ich hab nach der Mittelschule mit dem Sport abgeschlossen." sagte ich und während ich das aus mir herausbrachte, kam ich mir etwas erbärmlich vor.
„Hmm... Was ist der Grund dafür, dass du jetzt schon aufgibst?" sagte er verwundert, während er die Arme verschränkte. Zusätzlich senkte den Kopf seitlich und zog die rechte Augenbraue hoch. Ich fühlte mich wie bei einem Verhör und kam mir ziemlich angegriffen vor.
„Einige Rückschläge haben mich feststellen lassen, dass dieser Sport nichts für mich ist. Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss so langsam auch mal nach Hause." sagte ich leicht aggressiv und ging an ihm vorbei Richtung Haupttor. Ich war ziemlich angepisst und geladen. Für was hält der sich?
„Schon gut, musst nicht gleich die Fassung verlieren... Aber hast du mal daran gedacht das du selber Schuld daran bist, dass dir Volleyball kein Spaß macht?" sagte er mit ruhiger, aber ernster Stimme. Dabei drehte er sich nicht einmal zu mir um. Mir brannten fast die Sicherungen durch aber ich blieb trotzdem irgendwie ruhig. Vielleicht weil er recht hatte und ich es einfach nicht wahr haben wollte. Ich konnte es nicht wahr haben, nach all den Anstrengungen.
„Was meinst du damit?" sagte ich, obwohl es mir durchaus klar war.
„Naja vielleicht willst du mit all dem nichts mehr zu tun haben weil du einfach zu schlecht bist oder weil es dir an der richtigen Einstellung mangelt. Wahrscheinlich ist sogar beides der Fall."
Während er das sagte, blickte ich deprimiert und verzweifelt zu Boden.
„Wie dem auch sei... Wenn du anders über deine „Rückschläge" denken würdest, wärst du jetzt bestimmt schon viel weiter. Nicht nur sportlich sondern auch mental."
Ich wollte mir das nicht länger anhören, aber ich konnte nicht weggehen. Er hatte recht. Er hatte recht und das machte mich fertig.
„Aber wenn's dir an Können und Leidenschaft fehlt, solltest du auch garnicht erst versuchen bei uns erfolgreich Volleyball zu spielen... Ich weiß nicht was du von meinen Worten hältst aber das ist meine Meinung. Man sieht sich."
Er ging geradewegs in die Halle und machte die Tür hinter sich zu.
————————————————————————
Sehr sehr deep das Ganze... Aber das war's für diesen Teil! Bleibt gespannt wie es weiter geht und man sieht sich!!!

Mit aller Kraft und Leidenschaft Where stories live. Discover now