Der Aufbruch

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Ich rannte los.
Direkt ins Hauptgebäude zu meinem Fach und somit auch zu meinen Sportsachen. Ich zögerte nicht und zog mich genau dort um. Mir war es absolut egal ob mich jemand sah. Ich hatte weder Knieschoner noch gute Volleyballschuhe aber das war egal gerade. Ich wusste nicht warum ich plötzlich so fokussiert war und wieso mich nichts aus der Bahn werfen konnte aber es fühlte sich so richtig an. Ich verlor keine Zeit mehr, verstaute den Rest meiner Sachen und rannte wieder los den Nebenhof entlang. Ich zeigte keinerlei Müdigkeit und kam auch nicht aus der Puste. Als ich auch das große Nebengebäude hinter mir gelassen hatte und hinter der Mensa entlang sprintete, sah ich endlich die 3. Turnhalle und blieb vor der Tür stehen. Ich holte kurz Luft und riss sie auf.
Alle Sportler standen versammelt in vier Reihen vor ein paar verantwortlichen. Es waren viele, also wirklich viele. Und alle starrten mich an.
„Entschuldigen sie bitte meine Verspätung!" sagte ich und verbeugte mich tief.
„Schon gut, dann bist du wohl... Atsushi Taiki?" fragte einer der Verantwortlichen.
Ich richtete mich wieder auf.
„Ja, vielen Dank für die Möglichkeit!"
„Alles klar, dann komm rein! Wir fangen jetzt an mit dem Aufwärmen!"
Ich wurde in die 6. Gruppe eingeteilt. Sie hatten 3 Spielfelder aufgebaut. Wir fingen an mit Linienläufen und lockerten unsere Gelenke und Muskeln etwas. Danach machten wir Trippel-Schritte und Ausfallschritte das Feld entlang. Ich hatte lange kein Training mehr und das ganze war ziemlich anstrengend. Mir war klar das wir hier an einem höherem Niveau und deswegen biss ich mich durch. Ich wollte zumindest das es so aussieht als würde ich alles versuchen. Nach einigen Kräftigungsübungen zur Körperspannung waren sehr viele der Jungs am Eimer. Ich gehörte dazu. Ich hab Onaga die ganze Zeit über nicht beachtet. Er war in der ersten Gruppe und sah auch fertig aus. Das machte mir etwas Hoffnung.
-15:35-
Wir wurden nach Positionen eingeteilt und das war ein ziemliches Problem. Ich hab in der gesamten Zeit in der Mittelschule als Mittelblocker gespielt, genauso wie Onaga. Ich war mit meiner Größe der kleinste dort und hatte schon lange nicht mehr gespielt oder trainiert. Einige der Außenangreifer und Diagonalspieler waren größer als ich. Das setzte mir etwas zu. Andererseits gab es auch ein paar Jungs die gar keine wirkliche Position hatten und als Außenangreifer eingeteilt wurden. Nach der Einteilung gab es ein kleines Problem. Es gab zu wenige Diagonalspieler um feste Teams zu machen und die guten Außenangreifer wollten sich nicht opfern, da sie sich von der besten Seite zeigen wollten. Da kam ich auf eine Idee.
„Entschuldigen sie Trainer, Ich könnte auch als Diagonalspieler spielen!" sagte ich dem Verantwortlichen von eben.
„Sicher? Du musst dich nicht umorientieren! Wir haben noch genug Jungs im 2. Team drüben in der 4. Sporthalle!" versicherte er mir.
„Nein ist schon okay, dass ist mir tatsächlich lieber!" bestätigte ich. Ich konnte sowieso am besten Angreifen und Blocken. Das ist auf der Position am wichtigsten. Zusätzlich ist diese Position sehr flexibel wenn man sich mit dem Zuspieler gut abspricht. Ich ging hier auf Risiko um meine Chancen zu verbessern und ich hatte sowieso nichts zu verlieren. Wir bildeten also neue Teams die ziemlich ausgewogen waren. Onaga und ich spielten jedoch nicht im selben Team. Wir spielten uns in 2er Gruppen ein und fingen danach an uns am Netz einzuschlagen*. Ich gab dabei echt alles gegeben um meine Allrounder-Fähigkeiten optimal zu testen. Es machte insgesamt viel Spaß und lockerte mich, gleichzeitig setzte mich das Niveau der anderen auch unter Spannung und ich war motiviert. Es ist lange her das ich mich mit Ball so niveauvoll einspielen konnte.
-16:21-
Unser erstes Spiel fing gleich an.
Wir, Team 4, spielten gegen Team 3 auf dem 2. Spielfeld. Wir sprachen uns ab und wollten mit einer Aufstellung anfangen in der unser Zuspieler hinten ist. Unsere Annahmespieler waren gut, deswegen ging das gut und wir wussten mit welchen Läufersystem* wir den Zuspieler gut entlasten und die Annahme stärken. Ich stand in der Aufstellung vorne links auf der Position 4* und wir hatten Aufschlag. Wir machten uns bereit und es ging los.
Der Ball flog rüber und ich lief zur rechten Seite. Das gegnerische Team baute den Angriff gut auf und punktete durch die Mitte.
-0:1-
Wir blieben ruhig und ließen uns nicht verunsichern. Wir kamen immer mehr ins Spiel und spielten unsere Stärken aus. Ich gewöhnte mich gut an meine Rolle, da ich nur als Überbrückung eingeplant war.
-25:21-
Der erste Satz ging an uns. Wir machten als Team eine gute Figur und spielten ausgeglichen. Ich wurde immer sicherer und wollte mich beweisen.
Ich ging auf unseren Zuspieler zu.
„Hey, man. Ich weiß wir spielen ausgeglichen und gut. Du machst gute Pässe und wir werden das gewinnen wenn du so weiter machst!"
„Oh, danke! Ja ich mach's mir aber auch einfach und spiele ziemlich Simpel... Was soll's es geht ja auf!" sagte er und grinste breit.
„Stimmt... Hey ich weiß ich spiele eigentlich nur als Lückenfüller hier, aber könntest du mir ein paar mehr Bälle geben? Ich denke wir können so noch mehr imponieren oder was meinst du?" fügte ich hinzu.
„Hmm klar, kein Thema. Aber wie hast du dir das vorgestellt? Eher so hohe Bälle oder gehen auch etwas tiefere? Die kann ich auch schneller spielen und dann ist es fast so wie ein Schnellangriff." fügte er hinzu.
Ich war leicht überrascht. Nicht damit das er drauf einging, sondern mich fragt was für einen Ball er mir geben soll.
„Das zweite klingt gut, so kommen wir gut gegen ihre Mitte an!" meinte ich voller Motivation.
„Alles klar, machen wir so!" er grinste und wir gaben uns die Faust.
Ich wusste wir gewinnen das Spiel 2:0.
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Auf geht's Taiki!!! Der Junge macht sich gut unter den ganzen Talenten... Bleibt gespannt wie es weiter geht!
*Einschlagen: Einschlagen ist eine Form des Einspielens am Netz. Man spielt Angriffe über jede Position und es gehört zum Aufwärmen vor jedem Spiel.
*Läufersystem: Läufersystem sind Spielsysteme die ermöglichen sollen, dass man trotz Rotation mit Positionen spielen kann. Es werden Grauzonen genutzt so das der Zuspieler nicht annehmen muss. Man kann das System verschieden gestalten.
*4, Positionen: Die Positionen ergeben sich wenn man von hinten Rechts (Position 1) gegen den Uhrzeigersinn nach vorne und nach links im Kreis zählt. Vorne sind dann also die Position 4, 3 und 2. Hinten sind dann die Positionen 5, 6 und 1. Außenangreifer greifen also vorne Links über die Position 4 an.

Mit aller Kraft und Leidenschaft Where stories live. Discover now