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Am nächsten Morgen werde ich von meinem Radiowecker aus dem Schlaf gerissen. Ems seufzt. „Ich will nicht aufstehen!", jammert sie. „Bio ist ja noch halbwegs interessant, aber Physik?"

„Ich hab erst in der vierten Physik, dafür jetzt gleich Französisch", stöhne ich. „Auch nicht viel besser."

„Aber du hast mit Jonas, ich mit Betty!", sagt meine Freundin gequält. „Können wir tauschen?"

„Ne, lass mal", lehne ich ab und verschwinde im Bad.

Ich schlüpfe aus meinen Schlafsachen und steige unter die Dusche. Das kalte Wasser rinnt über meinen Körper und ruft die Lebensgeister in mir wieder wach. 

Nachdem ich meine Zähne geputzt habe und meine Wimpern getuscht habe, mache ich das Bad für Ems frei. Ich suche mir meine Klamotten aus (pinke Hotpants, schwarze Ballerinas und graues Top mit der Aufschrift: You Are Limited Edition). 


Keine zehn Minuten später sitzen wir unten im Speisesaal und essen Cornflakes. Liz lässt sich gegenüber von uns fallen. „Himmel, Katy ist eine echte Schlampe."

Ems sieht sie nur fragend an. „Sie ist eine von Bettys Freundinnen, was erwartest du?"

Liz seufzt nur. „Ich wünschte, es gäbe ein Dreierzimmer."

„Wer hatte einen Dreier?", fragt Jonas, gibt Ems einen Kuss auf die Wange und setzt sich neben sie, Luke neben Liz. 

„Warum müsst ihr immer alles falsch verstehen? Ich habe gesagt, ich wünschte, es gäbe ein Dreierzimmer."

„Du kannst es uns Jungs nicht übel nehmen", grinst Jonas sie an, wofür Ems ihm spielerisch in die Rippen boxt.

„Also, ich muss schon sagen, die Gewalt in eurer Beziehung nimmt drastisch zu", meint Luke kauend. 

„Fresse, Luke", sagen Ems und Jonas gleichzeitig.


Französisch ist sehr unterhaltsam mit Jonas. Auch die Doppelstunde Englisch mit Liz und Ems geht verhältnismäßig schnell um.

Jetzt kommt die wahre Härteprobe: Physik. Schon als ich den Raum betrete, rieche ich den typischen Geruch eines Physiksaals. Außerdem müsste mal dringend gelüftet werden, es stinkt hier gewaltig. 

Ich setze mich in die letzte Reihe und packe meine Sachen aus. Zwei Minuten später lässt sich Luke auf den Platz neben mir fallen. „Na, schon von unserem Glück gehört? Mr Scaris, der schlimmste Lehrer aller Zeiten."

„Schlimmer als Mrs White geht es nicht mehr", gebe ich ihm als Antwort. 

Luke zuckt mit den Schultern. „Das ist das Gute, wenn man ein Junge ist."

„Tja, hier hilft dir das nicht weiter." 

„Wenigstens hab ich dich als Leidenspartner", grinst Luke und schon kommt Mr Scaris herein. Seine Art und sein Gang drücken aus, dass er hier das Sagen hat und keinen Spaß duldet. Zu seiner Halbglatze muss ich nicht mehr viel sagen, die ist so was von hässlich, aber sie passt irgendwie zu seinem Äußeren (Bild oben). 

Mr Scaris scheint mich jetzt schon nicht zu mögen. Das kann ja noch heiter werden. 


Als ich die Klingel höre, bin ich eine der ersten, die den Raum fluchtartig verlassen. Luke holt mich auf dem Gang ein. Er grinst nur. "So schlimm?"

"Nur weil du Physik verstehst."

"Sei doch nicht gleich eingeschnappt. Eigentlich ist es ja ganz einfach."

"Eben, ich kann nur kompliziert denken. Das ist zu einfach für mich."

Luke seufzt und stößt die Tür zur Cafeteria auf. "Wie auch immer."


Den Rest des Tages verbringen Ems, Liz, Jonas, Luke und ich zusammen. Am Abend schauen Ems, Liz und ich noch einen Film an, Once Upon A Song. 

Aber dann ist auch schon wieder Nachtruhe und Liz verschwindet in ihrem Zimmer. Ems und ich liegen in der Dunkelheit und versuchen, zu schlafen. Je länger ich in der Dunkelheit liege, desto größer wird mein Verlangen nach Drogen. 

"Bist du noch wach?", bricht Ems die Stille.

"Ja", antworte ich leise.

"Was ist los?", fragt sie und knipst ihre Nachttischlampe an. Der goldene Schein des Lichts erhellt ihre Gesichtszüge und lässt sie wie einen Engel aussehen. 

"Ich denke darüber nach, wie ich mir Stoff besorgen kann. Oder Alkohol. Oder beides. Hauptsache, ich schlafe schnell ein."

"Ist es nicht so, dass einen Drogen wieder aktiv machen?"

"Ja, aber man wird schnell müde, ist zumindest bei mir so. Und zusammen mit Alk geht es bei mir schneller."

"Weißt du, ich hatte auch mal Schlafstörungen", sagte Ems. "Meine große Schwester hat mir dann immer etwas vorgesungen. Klingt kitschig, hat bei mir aber geholfen."

Ich mache es mir in meinem Bett gemütlicher und Ems fängt an, eine Melodie zu summen und tatsächlich merke ich, wie ich langsam in den Schlaf gleite.


Am nächsten Morgen weckt mich mein Radio auf. Warum darf Justin Bieber morgens laufen? Das ist doch schon fast wie Vergewaltigung für die Ohren!

Ich setze mich auf und mein Blick gleitet hinüber zu dem Bett von Ems. Ich stutze. Es ist leer, das Bett ist sorgfältig gemacht. Ems macht normalerweise nie ihr Bett. Ich stehe auf, klopfe an die Badezimmertür und frage: "Ems, bist du da?"

Nichts außer Stille. Langsam öffne ich die Tür. Das Bad steht nicht unter Wasser wie morgens sonst immer. Alles unbenutzt. Als nächstes gehe ich zu ihrem Kleiderschrank. Ich sehe nicht, dass irgendwas fehlt, auch ihre Schultasche ist noch da und von ihren Schulsachen fehlt auch nichts. Merkwürdig. Sehr merkwürdig.

Ich ziehe mich um und hoffe, dass sie schon unten im Speisesaal ist und nur vergessen hat, ihre Tasche zu richten und mitzunehmen. Doch unten sind nur Liz, Jonas und Luke. "Wo ist Ems? Schläft sie noch?", fragt Jonas.

"Sie war heute Morgen nicht mehr in ihrem Bett, es fehlt nichts. Ich dachte, sie ist schon unten bei euch."

Liz runzelt die Stirn. "Gestern Abend war sie doch noch da?"

Ich nicke und beiße in mein Brötchen.

"Aber wo ist sie dann?", fragt Luke.

~~~

Ja, wo ist Ems wohl? 

Tut mir leid, dass ich so lange nichts geschrieben habe, aber ich wusste nicht, ob ich noch ein paar Kapitel schreiben soll, bis Ems verschwindet oder nicht. Allerdings wäre das dann nur unnötig in die Länge gezogen gewesen (toller Satz), sodass ich es jetzt schon geschrieben habe. 

Kennt einer von euch Once Upon A Song? Liebt ihr ihn so wie ich?

Ach ja, ich habe nichts gegen Justin Bieber, ein paar seiner Lieder finde ich sogar ganz okay, aber der Rest... meh.

Wir sehen / lesen uns beim nächsten Kapitel, meine pink fluffy Unicorns, die auf Rainbows dancen (sorry, bin von dem Lied besessen),

Helli

Friss oder StirbTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon