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Mrs White hat einen blonden Bobschnitt und etwas verkniffene Augen (Bild oben). Ich kann verstehen, dass Ems sie nicht mag. Ich finde sie auch unsympathisch.

Sie pfeift in ihre Trillerpfeife und befiehlt uns mürrisch, zehn Runden zum Aufwärmen zu laufen. 

Ems keucht. Im Gegensatz zu ihr hatte ich das große Glück, in London hin und wieder joggen gegangen zu sein, deshalb machen mir die zehn Runden auch nichts aus.

Am Ende keucht Ems wie eine Dampflok und hat einen knallroten Kopf. Schließlich sollen wir noch Hochsprung machen. Ich kann euch sagen, es ist die Folter! Sie legt die Stange natürlich gleich bei einem Meter irgendwas hin. Ich glaube, es machte ihr Spaß, uns leiden zu sehen. Denn die Hälfte aller Mädchen kommt nicht über die Stange (unter anderem auch Ems und ich) und haben nach der Sportstunde alle blaue Flecken am Hintern. Ja, ich teile Ems Meinung von Mrs White vollkommen.


Nach Sport ist der Schultag endlich um. In unserem Zimmer plumpst Ems auf ihr Bett und nuschelt: "So schnell kriegt mich keiner von meinem Bett mehr weg."

"Du musst noch das Bad sauber machen", erinnere ich sie.

Ems gibt ein genervtes Stöhnen von sich. "Du bist ja schlimmer als meine Mutter."

"War das eine Beleidigung?", frage ich sie, aber sie gibt mir keine Antwort. Sie ist eingeschlafen.

Augenverdrehend mache ich meine Matheaufgaben. Also, ich versuche es zumindest. Mathe und alle Naturwissenschaften sind meine Schwachstellen.

Ich habe gerade aufgegeben, als es an unserer Tür klopft. Oder doch eher hämmert?

"Verdammt Ems, Cleo, macht die scheiß Tür auf und rettet zwei Leben!", ruft Jonas durch das Holz.

Ich stehe auf und reiße die Tür auf. "Fresse, deine Freundin schläft", sage ich.

Er wird rot und schleicht sich an mir vorbei in unser Zimmer. Luke folgt ihm und ich schließe die Tür wieder.

Jonas hat sich zu seiner Freundin unter die Decke gekuschelt.

"Also. Eure Lebensretterin möchte wissen, wovor sie euch genau gerettet hat."

Luke lässt sich auf mein ungemachtes Bett fallen, streckt sich erstmal aus und gähnt wie ein Nilpferd. "Vor Betty und ihren Freundinnen natürlich", antwortet Jonas.

Luke nickt zustimmend.

Ems murmelt vor sich hin und tritt Jonas. Der stöhnt auf und Ems öffnet verwirrt ihre Augen.

"Seit wann misshandelst du mich?", stöhnt er.

"Oh mein Gott! Das wollte ich nicht, das tut mir so leid!"

Luke seufzt nur genervt auf. "Komm, wir verschwinden. Gleich stecken sie sich ihre Zungen in den Hals und fressen sich gegenseitig auf. Und danach... na ja, wird es etwas lauter."

Jonas und Ems sehen ihn beleidigt an. Luke steht auf und zieht mich aus unserem Zimmer. "Glaub mir, die beiden willst du nicht hören", meint Luke und lässt meine Hand wieder los. Schade, sie war so schön warm.

"Du sprichst aus eigener Erfahrung?", hake ich amüsiert nach.

Luke nickt. "Leider. Eine Erfahrung, die keiner machen möchte. Wo willst du hin? Bis zum Abendessen würde ich nicht mehr reingehen."

"Hm. Schwere Frage. Wo willst du hin?", antworte ich.

Luke kratzt sich den Kopf. "Vielleicht der Park?"

"Gut", willige ich ein.


Der Park ist wunderschön. Auf der Wiese gesäumt von den Bäumen sitzen viele Schüler und lernen, reden oder machen Sport.

Friss oder StirbWhere stories live. Discover now