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Nach dem Abendessen (Steak mit Bohnen, Kartoffeln und Soße) haben wir Freizeit. Ich liege mit meinem Handy auf meinem Bett und telefoniere mit Blair. Sie bombardiert mich regelrecht mit ihren Fragen. Als ich sie alle beantwortet habe, ist schon eine Stunde um.

Aber dann muss Blair auch schon auflegen und ich bin allein in dem Zimmer von Ems und mir. Auf WhatsApp ist nichts los, was bei meinen ungefähr hundert Kontakten alle Jubeljahre einmal passiert.

Deshalb schnappe ich mir meinen Laptop und surfe im Internet herum, bis ich auf YouTube lande und mir irgendwelche Musikvideos reinziehe.

Als ich gerade bei Taylor Swift angekommen bin, öffnet sich die Tür und Ems kommt herein. Ihre Haare sind verwuschelt und eine leichte Röte zieht sich über ihre Wangen.

Ich wackle vielsagend mit den Augenbrauen und sie verdreht nur die Augen. "Man kann auch nur beim Küssen außer Atem kommen, Cleo", behauptet sie und kramt in ihrer Schrankhälfte herum. Sie zieht einen Schlafanzug und Unterwäsche heraus und verschwindet im Bad. Kurz darauf geht die Dusche an.

Als Ems wieder aus dem Bad kommt, liege ich ohne den Laptop in meinem Bett. Ich bin zu faul, um jetzt noch Zähne zu putzen. Ems macht das Licht aus, ich schließe meine Augen und zähle leise Schäfchen.


Zwei Morgen später werde ich von Ems geweckt. Sie singt im Bad lauthals Uptown Funk aus dem Radio mit. Ich verdrehe die Augen über ihren schiefen Gesang und ziehe mir das Kissen über die Ohren.

Ich bin gerade dabei, die Grenze zum Schlaf zu passieren, als meine ach so nette Zimmerbewohnerin mir die Decke und das Kissen wegzieht. Ich quieke erschrocken auf und starre Ems wütend an, die sich gerade den Arsch ablacht. "Du quiekst wie ein Schwein!", bringt sie hervor.

"Danke für diese sehr unnötige Info", gebe ich pampig von mir, schwinge die Beine aus dem Bett und stapfe in das Bad.

Es sieht aus, als hätte Ems nicht nur die Zähne geputzt, sondern auch eine wilde Wasserparty gefeiert. Überall liegen nasse Handtücher herum. Mit dem Fuß kicke ich ihre dreckigen Socken aus dem Weg, putze meine Zähne und verlasse sofort das Badezimmer. "Damit eins klar ist: Du räumst nachher auf", erkläre ich ihr und suche mir meine weiße Shorts, mein schwarzes Top mit der weißen Aufschrift "Be Happy. It drives people crazy" und schwarze Ballerinas heraus.

Zusammen mit Ems und meiner Schultasche begebe ich mich nach unten in den Frühstückssaal.

Als erstes habe ich jetzt eine Doppelstunde Biologie mit Jonas, Luke und Liz, einem ziemlich aufgedrehten, aber sympathischen Rotschopf.

Ich esse fertig und gehe dann mit den vieren in den Biosaal. Es ist noch weitgehend leer, also pflanzen sich die drei anderen in die hintersten Reihen und ich stelle mich kurz dem Lehrer vor. Er scheint ganz nett zu sein, auch wenn er einen unaussprechlichen Nachnamen hat.

Lizzie klopft auf den freien Platz neben sich. "Also. Erzähl mal etwas über dich. Warum bist du hier? Ems war gestern auf dem Flur nicht so gesprächig."

Ich seufze und krame Block und Mäppchen heraus. "Meine Eltern haben mich und mein Benehmen satt gehabt und mich auf diesem Internat angemeldet."

Liz runzelt die Stirn.

"Ich hab ihnen wohl zu viel Alk getrunken und hin und wieder waren auch Drogen im Spiel."

Liz schaut mich sprachlos an. "Sorry, aber du siehst nicht so aus, als würdest du sowas machen."

"Meinte Ems gestern auch schon."

"So meine Lieben!", unterbricht mich der Lehrer. "Wie ihr sicherlich gesehen habt, ist eine neue Schülerin in unserem Kurs. Aber da wir nicht mehr in der Grundschule sind, glaube ich, können wir uns es sparen, dass du vorkommst und etwas über dich erzählst. Sag einfach deinen Namen und Alter und dann fangen wir an."

Friss oder StirbWhere stories live. Discover now