𝟎𝟒: Boiling Seas, Bleeding Stars

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Kim Taehyung as Kim Taehyung

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Kim Taehyung as Kim Taehyung

DIE EINSAMKEIT WAR DIE SCHLIMMSTE Form der Folter. Sie labte sich an einem, wenn man nicht aufpasste, sich vor ihr zu verschließen, zehrte von allen guten Gedanken. Ihr Vorbote war diese ohrenbetäubende Stille; die vollkommene Losgelöstheit von den sanften Wogen der See, dem Spritzen der Gischt, dem Rauschen des Ozeanriesen. Jimin war die Einsamkeit gewohnt. Sie war seine längste Freundin neben der See und der Mondgöttin, aber diese Einsamkeit, die unten in den Brigs des Piratenschiffes geisterte, lehrte ihn das Fürchten.

Der Captain hatte sein Wort gehalten und bei Sonnenaufgang Anker gelichtet. Jimin hatte die Zeit aus den Augen verloren, die vergangen war, seit das Schiff von seiner Insel, seiner Heimat, abgelegt hatte, aber es schaukelte, und dieses Schaukeln reizte sein Schwindelgefühl. Irgendwo in der finstersten Ecke der Brigs rollte ein Eimer hin und her, stieß blechern gegen die Wand und kullerte dann wieder über die schiefen Holzdielen zur anderen Seite. Es trieb ihn in den Wahnsinn: das Warten, das Gefangensein; das Gefühl der See, die nach ihm rief und die er überquerte, aber mit der er nicht verbunden war; nicht mehr im Herzen.

In der Hitze seiner Panik hatte er gar nicht wahrgenommen, wann ihm jemand seine Kette abgenommen hatte. Erst, als man die Gitterstäbe zugestoßen hatte, sie mit einem metallischen Geräusch verschlossen hatte, war Jimin der glänzende Amethyst aufgefallen, der von Namjoons lockerer Faust gebaumelt hatte.

Verrat. Während Jimin mit angezogener Schwanzflosse in der Kuhle im Boden saß, in der sich über die Zeit ein Rinnsal aus schmutzigem Wasser gesammelt hatte, spukte nur dieses einzige Wort durch seinen leergefegten Kopf. Die Sterblichen hatten ihn verraten; waren ihm in den Rücken gefallen, als er das erste Mal in seinem langen Leben auf ihre Gnade angewiesen gewesen war. Sogar Taehyung, dem Menschen, dem er als einzigen sterbenden Wesen so etwas wie Vertrauen entgegengebracht hatte, dem er eine eigene Kette aus Meerschmuck gebastelt hatte, hatte letzten Endes seine Treue gebrochen.

Seokjin hatte Recht gehabt. Er hatte ihn vorgewarnt, nicht den Impulsen seiner Idiotie nachzugeben, und jetzt konnte er sich nicht einmal von seinem einzigen Freund verabschieden.

Der Gedanke brach ihm das Herz.

Meerwesen weinten nicht. Unsterbliche Kreaturen trauerten nicht, denn Tränen waren ein Zeugnis größter Demut; ein menschliches, eines, das sie teuer zu stehen kommen könnte—im wahrsten Sinne des Wortes. Das Meer hatte ihm zugeflüstert, dass es Menschen gab, die Meerjungfrauentränen für viele Taler verkauften; Gwan selbst hatte denselben Vorschlag ersonnen. Jimin wusste nicht, ob es wahr war, dass ihre Tränen Gegengifte waren, ob sie schwere Verletzungen heilen konnten. Aber in der Finsternis des Schiffes, ohne die beruhigenden Wogen der Wellen um ihn herum, ohne das Licht des Mondes und ohne den Ruf der See, nach dem sein Herz sich verzehrte, konnte er einfach nicht anders.

A Mermaid's Tale: The Curse of the Black DragonWhere stories live. Discover now