Kapitel 94 - Verantwortungen

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"Also das... Ich... Ja, aber..."
"Aber?", Fragte Stephen, als hätte er längst gewonnen.
"Aber ich mag das alles nur, weil ich genau weiß, dass mir nichts passiert. Ich weiß, dass ich alles jederzeit abbrechen könnte und dass mein Harry auf mich achtet. Natürlich befriedige ich seine Bedürfnisse. Aber egal was ich tue: ich weiß, dass er immer auf mich achtet."
"Woher?"
"Wie? Woher?"
"Woher weißt du das? Sagt er es dir permanent?"
"Nein... Muss er ja nicht... Ich... Ich weiß das... Und die Art wie er mir all das gezeigt hat und Harry... Harry ist so ein Mensch, der sowas so macht." Toll, Louis. Bravo. Das klang total bescheuert.

"Und du denkst, dass mir meine Sklavensau egal ist? Warum? Weil ich sie so nenne? Weil ich nicht permanent das kleine Patschepfötchen halte? Weil ich sie von anderen ficken lasse?"
"Ähm... Das... Nein, aber-"
"Was also wirfst du mir vor?"
"Ich... Äh... Das..."
Und dann spürte Louis Harrys Hand in seinem Nacken. Nicht lenkend. Nur ganz leicht lag sie da plötzlich. Und doch bewirkte sie mehr, als es irgendetwas anderes hätte tun können.

"Du kamst in den Club wie son ganz Harter. Als seist du so Typ next Level. Und vielleicht hast du Recht und mir ist das zu viel. Aber das heißt nicht, dass wir auf fluffigen Wolken mal ein bisschen Fun haben. Das heißt, dass wir uns in einem anderen Rahmen bewegen. Für mich wäre es ein absolutes Tabu gewesen, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, mich selbst zu verlieren. Und aus dem, was ich von dir weiß, gehört das bei dir als Standard dazu."
"Inwiefern sich verlieren? Neue Erfahrungen die einen verändern solltest auch du gemacht haben."
"Habe ich. Und trotzdem bin ich ich. Ich habe Freunde, ich bin Mal frech, ich habe Hobbys und so weiter. Ich bin weiterhin ein Mensch. Leon kommt mir vor wie eine Hülle, deren einziges Ziel es ist, dich glücklich zu machen. Als habe er keinen eigenen Willen mehr."
Wieder grinste Stephen und Louis' Herz rutschte in die Hose.

"Magst du das Gefühl, wenn du voll in deiner Rolle drin bist? Und dein Denken nur noch deinem Dom gehört? Wenn du einfach alles für ihn tun würdest? Voll fixiert während einer Session und dir alles andere scheiß egal ist?"
"Äh... Ja, aber das ist ja dann nur-"
"Ich sehe, wir verstehen uns.", Schmunzelte Stephen.

Louis atmete nochmal tief durch. Er konnte nicht bestreiten, dass er das Gefühl sehr mochte. Und die Vorstellung es ständig zu haben, hatte schon irgendwie was. Also bei Harry. Nicht bei einem Stephen. Und ein Harry würde ihm das nie ständig geben, weil ein Harry eben darauf achtete, dass er nicht weg driftete. Harry... Nicht Louis... Louis würde kaum ein Maß kennen. Ähnlich wie bei Nougatschokolade vielleicht. Sich ein Stück vornehmen und plötzlich war die Packung leer..

"Aber... aber... aber... was passiert, wenn du nicht mehr willst? Leon braucht dich doch total... Er richtet sein Leben voll nach dir. Und dann... "
Stephen seufzte, als würde er einen Kind erklären, warum nach jedem Montag ein Dienstag und nicht Mal ein Freitag kam.

"Und das tust du bei deinem Dom nicht? Verlässt du dich nicht auf ihn?"
"Doch... Aber ich weiß, dass das Vertrauen gerechtfertigt ist und ich mich auf ihn verlassen kann."
"Und das kann meine Sau sich auf mich nicht?"
"Das ist die Frage, wegen der wir hier wohl sitzen."
"Sau, ausziehen.", Sprach Stephen entspannt und Leon reagierte sofort.

"Was?! Wozu das?!", Fragte Louis schockiert.
"Sieh ihn dir an. Wirkt er irgendwie so, dass du denkst, er würde misshandelt werden? Dass ich ihm zum Beispiel nicht genug Nahrung zukommen lasse oder er sonst irgendwie leiden lasse?"

Eigentlich war Louis abgelenkt von dem massiven Käfig, in dem Leons Schwanz steckte und dem fetten Plug.

"Äh... Nein... Wirkt er nicht... Aber geistig..."
"Glaubst du im Ernst, dass ich mich deinem kleinem Verhör hier stellen würde, wenn es meinem Sklaven schlecht ginge? Wie haben eine andere Gangart als ihr. Aber das hier und das hier ist beides BDSM. Und genau so wie bei euch ist es bei uns einvernehmlich, sicher und vernünftig.", Erklärte Stephen, während er zwischen ihnen hin und her wedelte.

"Was passiert mit ihnen, wenn du fertig mit ihnen bist?", Fragte Louis wieder.

"Die meisten wollen weiter als Sklave leben. Ich gucke dann, ob ich wen für sie finde. Die wenigsten wollen in ein selbstbestimmtes Leben zurück. Nicht, weil sie eine Gehirnwäsche bekommen haben oder gefoltert wurden, sondern weil sie es selbst so entscheiden. Zwei bisher sind einfach ausgezogen und holen sich in Sessions, was sie brauchen."
"Aber finanziell-"
"Sie verdienen in der Zeit bei mir nichts und geben nichts aus. In dem Sinne steht ihr Leben, was das angeht, still. Wenn sie sich trennen, müssen sie sich eine Verdienstmöglichkeit suchen. Genauso wie brave Hausfrauen, wenn der geile Bock von Ehemann mit der Sekretärin durchbrennt."
"Und wie viele landen dann auf dem Strich? Weil sie vorher gelernt haben, dass sie nur durch Sex Anerkennung bekommen... Und dass es für sie der scheinbar leichteste Weg ist? Immerhin hast du sie ja auch vorher von allen möglichen Gestalten durchnehmen lassen .."
"Awww.. wirst du rot, wenn du Sex sagst?"
"Nein. Weiter im Text.", Meckerte Louis, woraufhin Stephen lachte.

"Theoretisch besteht die Option. Besteht doch immer. Wieso lässt du dich nicht für Geld ficken?"
"Äh... Weil ich... "
"Weil du nicht willst? Schön. Wenn es die Boys wollen, kann ich ihnen das wohl kaum verbieten. Es ist alles okay."
"Nein. Nein, das finde ich nicht.", Entschied Louis.
"Ach und wieso? Weil es dir nicht passt, Süßer? Oder weil du auch Mal in einem Club auf der Bühne von allen abgefickt werden willst und dein Dom es nicht erlaubt?"

Louis atmete einmal tief durch. Wieso sagte der sowas zwischendurch immer? Das... Das lenkte einfach ab.

"Weil du dir den Spaß nimmst. Aber ihre Gefühle sind dir im Grunde egal. Du gibst sie an andere oder lässt sie auf den Strich gehen oder sonst was. Du siehst keine Verantwortung bei dir. Ich finde, dafür, dass du so massiv in ihr Leben eingreifst, sollte dich ihr Wohlergehen mehr interessieren."
"Ach, findest du?"
"Ja, finde ich. Und unter dem Aspekt finde ich eine Beziehung, wie du sie pflegst nicht sicher oder vernünftig."
"Erklär es ihm.", Wandte sich Stephen an Leon.

"Es geht mir gut. Ich will es genau so."
"Wow. Beeindruckend. Kannst du ihn für mich auch einen Hampelmann machen und das Katzentanzlied singen lassen? Das würde mich bestimmt überzeugen.", Schnaubte Louis.

"Du bist zu frech. Harry sollte dir Manieren bei bringen."
"Ich denke, er sollte sie eher dir beibringen.", Gab Louis unbeeindruckt zurück.

"Zieh dich an, Sau.", Befahl Stephen mit harter Stimme.
"Darf ich noch etwas sagen, Master?", Fragte Leon plötzlich zaghaft.
"Sprich.", Kam es genervt zurück.

"Ich kam zu einem Zeitpunkt in meinem Leben zu meinem Master, als es für mich gefühlt nicht weiter ging. Mein Sklavendasein hat mich ein bisschen davor gerettet. Ich brauche mich um nichts kümmern. Nur um meinen Master und seine Wünsche. Für mich ist das eine unglaubliche Freiheit. Ja, er dosiert liebevolle Gesten auf eine nahezu homöopathische Dosis, aber wenn er mir einmal durchs Haar streicht oder ich seine Blicke spüre... Das ist das Größte für mich. Und ich verliere mich nicht. Ich lerne einfach nur andere Seiten an mir kennen.", Sprachs und verfiel dann wieder in demütiges Schweigen.

Louis beobachtete, wie Stephen erst empört über so einen langen Monolog guckte. Aber dann war da noch etwas anders in dem Blick und Louis glaubte fest, es wäre das Größte für Leon, wenn er es bemerkt hätte.

Leon darf also auch Mal was sagen. Tja... Und nun? Hocken sie ja immernoch zusammen... und so ganz rund läuft das Gespräch ja nicht... Wie geht es wohl aus?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt