Nein, so nicht von gun_berg

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Erster Eindruck


Den ersten Eindruck schreibe ich nach etwa der Hälfte des Buches auf.

Das Buch ist als Erotik-Thriller kategorisiert, etwas, das nicht meinem normalen Lesestoff entspricht.

(Nein, ich habe nichtmal 50 Shades gelesen, noch habe ich den Film gesehen)

Erotik- oder Sexszenen zu beschreiben sind heikle Gratwanderungen. Entweder wird es plump und unappetitlich, oder es wird schwülstig und kitschig. Genau dazwischen zu bleiben ist nicht einfach.

Insofern war ich schon gespannt darauf und habe nicht allzu viel erwartet.


Deshalb war ich sehr angenehm überrascht, du schreibst richtig toll, hast ein Gespür für kleine Details und kannst eine Geschichte zum Leben erwecken.

Hinzu kommt der kleine Kniff den du anwendest, die Perspektive wechselst und auch noch die Vorzeichen änderst.

(Ich umschreibe das jetzt einmal so um nicht zu viel zu spoilern, du wirst verstehen wie ich es meine)

Der Perspektivwechsel hat mich zwar zuerst etwas irritiert, dann fand ich es aber wiederum sehr passend, denn genau dieser Twist bringt Spannung hinein, weil das klischeehafte Täter-Opfer Spiel schön aufgeweicht wird.

Zwar passiert bis zur Hälfte des eher kurzen Buches nicht viel, aber das was du schreibst hat Hand und Fuß. Du rauschst nicht durch die Geschichte, sondern nimmst dir Zeit und baust erst einmal langsam Spannung auf.

Alles bleibt nachvollziehbar, der Flirt ist auch nicht peinlich oder wirkt arg konstruiert.

Insgesamt merkt man, dass du schon etwas älter sein wirst. Meine erste Befürchtung, einen Erotikthriller eines 13-Jährigen lesen zu müssen, hat sich zum Glück nicht Bewahrheitet.


Rechtschreibung und Grammatik


Top. FAST fehlerlos, z.B. bischen anstatt bisschen.

Note: 1.


Optische Gestaltung


Bei dem Cover bin ich zwiegespalten. Es ist nicht wirklich schlecht, aber so richtig interessant ist es auch nicht. Anstatt verdorrten Ästen wären vielleicht Schatten von Personen besser, die irgendetwas darstellen was zum Genre passt. Sieht so für mich eher wie ein Werwolf Roman aus.


Note: 2


Lesbarkeit


Bis auf ein paar verschachtelte Sätze ist alles sehr gut lesbar. Der Lesbarkeitsdindex schwankt bei den Kapiteln zwischen 60 (durchschnittlich verständlich) bis 72 (leicht verständlich), damit liegst du im guten oberen Bereich.


Der Klappentext ist ein Ausschnitt aus dem ersten Kapitel und erzeugt Spannung ohne viel zu verraten.


Note: 1


Spaß


Was passt ist die Mischung zwischen Erotik und Thriller. Der Erotikteil ist eher gering, die eigentliche Geschichte ist wichtiger. Das ist gut so, denn eine schwache Geschichte mit ausuferndem Erotikteil wäre aus meiner Sicht doch sehr ermüdend.


Würde ich 'Nein, so nicht' weiterlesen wollen?

Es ist nicht mein Genre, aber es ist spannend und toll geschrieben.

Und da ich wissen will wie es weitergeht, ein klares Ja von mir.


Tipps


Tja, was soll ich da schreiben?

Es gibt einfach nichts auszusetzen.


Ich muss da schon in den Krümmel suchen:


Du benutzt in der expliziten Autoszene sehr oft das Wort 'Lust'. Hier würde ich dir zu mehr Synonymen raten.


In Kapitel 3 kommt in einem Satz zweimal 'Bar verlassen' vor.


Die Autorenkommentare in den Kapiteln würde ich entfernen.


Manche Sätze sind ein wenig überfrachtet und haben viele Kommas. Es fällt dann schwer am Ende zu verstehen was am Anfang gemeint war.


Ansonsten kann ich nur sagen: Schreib so weiter.


Ob die Geschichte originell ist oder nicht, kann ich bis dahin nicht sagen, denn viel passiert ist ja noch nicht. Aber genau das ist auch die Kunst, Spannung langsam Stück für Stück aufzubauen und die Charaktere einzuführen und zu entwickeln.


Der schwierige Teil dürfte erst noch kommen, nämlich dann, wenn der Täter-Opfer-Twist aufgelöst, und somit ein Teil der Spannung weg ist.

Wie es dann in der Geschichte weitergeht, das ist die Herausforderung.


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