Nachtgedanken von Alice McCartney

131 9 2
                                    

1) Erster Eindruck

Der Klappentext gibt nicht viel her, hinzu kommt das darin nach Kommentaren und Votes gefragt wird. Das würde mich schon abschrecken, denn das ist meistens ein Hinweis dafür, dass das Buch alles andere als gut ist (was zum Glück nicht zutraf).

Sowas hat in einem Klappentext nichts zu suchen.


Das Buch selbst ist eine Art Tagebuch, in dem ein depressives Mädchen seine Gedanken niederschreibt die sich oft um Liebeskummer drehen. Das passiert meist nachts, wenn sie nicht schlafen kann.

Es ist gut geschrieben und die depressive Stimmung kommt gut rüber. Leider wäre das für mich aber auch der Grund, gar nicht weiterlesen zu wollen, denn wenn ich ein Buch lese, ist eine depressive Stimmung wohl so ziemlich das letzte was ich haben will.


2) Rechtschreibung und Grammatik


Ein paar Rechtschreibfehler, oft fehlt hinten ein Buchstabe (gebrauchT)


Note: 2


3) Optische Gestaltung


Wenig Absätze. Das Cover lässt mich zwiespältig zurück. Die braune Wiese mit der Blume könnte man als Symbol verstehen. Mir ist das etwas zu subtil und nicht stark genug für den Inhalt des doch zum Teil krassen Buches.


Note: 3


4) Lesbarkeit


Es gibt manchmal viele Wortwiederholungen kurz hintereinander (Also, erneut...)


Note: 2


5) Spaß


Was soll dein Buch sein? Das ist die zentrale Frage die ich mir stelle. Es soll wohl ein Roman sein, und demzufolge bewerte ich das Buch aus dieser Sicht.


Du schaffst es gut, die depressive Stimmung zu transportieren. Du schreibst, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht. Das erschreckt mich auf der einen Seite, auf der anderen aber sieht man wieder, wie wichtig es ist, über Dinge zu schreiben die man selbst erlebt hat und bei denen man das Gefühl, das man beschreiben will, kennt.

Die meisten jungen Autoren scheitern eben genau daran, weil sie über Dinge schreiben die sie nicht in Worte ausdrücken können. Du kannst das aber!


Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist und was du dazu gedichtet hast und wenn ich hier bewerte, dann nicht dich als Person sondern dein Buch aus Sicht der Unterhaltung und den Spaß den ich beim lesen hatte.


Würde ich das Buch weiterlesen wollen? Hier sage ich Nein, weil es mir einfach zu depressiv und teilweise auch verstörend ist.

Wie bereits geschrieben, du schreibst gut und sehr bildlich, aber das Thema schreckt mich einfach ab.


Ich möchte nicht das Tagebuch von jemandem lesen, der depressiv ist, einfach weil es mir keinen Spaß macht.

Eigentlich ist das für dich ein gutes Zeugnis, denn wie gesagt, du schaffst es die Gefühle zu beschreiben, so dass der Leser sie auch bekommt.

Aber dieser Punkt in meiner Bewertungsliste heißt halt: Spaß.


Was Spaß machen könnte, wäre eine Geschichte eines depressiven Mädchens, das sich selbst aus der Scheiße zieht und irgendwann wieder Hoffnung bekommt und dann anderen dabei hilft, es ebenfalls zu schaffen. So etwas könnte beispielsweise ein Plot sein der dem Leser im Klappentext einen Hinweis gibt was ihn etwa erwartet.

Es muss nicht unbedingt ein Happy-End geben. Du willst vielleicht keins, weil es keins geben soll. Ok. Es könnte auch alles im Chaos enden. Das wäre hart, aber warum nicht?

Alles was Gefühle beim Leser auslöst ist erlaubt. Allerdings sollten diese nicht zu einseitig sein. (Dazu gleich mehr)


Tipps:


Die Rubrik ist 'Zufällig'. Mmh. Gibt es da nichts was besser passt? Drama?


Der Klappentext muss vom Votesgebettel befreit werden und die grobe Story deines Buches beschreiben. Er muss neugierig machen.


Die Idee und den Tagebuchstil halte ich prinzipiell für gut. Es ist mal etwas anderes.


Dein Buch ist eine schwere Kost. Dir muss klar sein, dass dies nicht jedem gefallen wird. Wenn du das Buch zu Therapiezwecken schreibst, schreibe es so wie du willst und wie es dir hilft und ignoriere die Tipps.


Du kannst dir natürlich viele Dinge von der Seele schreiben, gewürzt mit ein wenig Phantasie. Dann aber braucht dein Buch eine Struktur. Du brauchst einen Plot, eine Handlung. Gibt es Hoffnung oder endet alles im Chaos?


Willst du das Buch zur Unterhaltung anderer schreiben, musst du zulegen. Dann solltest du das Mädchen, dass das Tagebuch schreibt, greifbarer machen. Etwas mehr über ihre Vergangenheit schreiben, auch von ihren fröhlichen Seiten erzählen. Der Leser sollte Mitgefühl entwickeln und verstehen, warum sie so wurde wie sie nun ist. Dann wird er mit ihr mitfiebern.

Du brauchst eine übergeordnete Handlung, einen roten Faden der sich durch das ganze Buch zieht.

Streue Tagebucheinträge ein die Hoffnung machen, nur um sie Tage später wieder zu vernichten usw. Baue Spannung auf, Tagebucheinträge die darauf hindeuten, dass bald etwas passiert, z.B. eine Therapie, Schulausflug oder so etwas. Das gibt eine gewisse Struktur.


Versteife dich nicht nur auf Depression als Gefühl, denn wie ich bei mir selbst merke, irgendwann wird es Zuviel und man will einfach nicht mehr weiterlesen.

Und das ist echt schade, denn du schreibst richtig gut.


Den Tagebuchstil kannst du gut für dich benutzen um z.b. zukünftige Geschehnisse (z.B. ein Treffen) in ihrer Phantasie zu beschreiben. Dann kannst du nämlich auch mal positive Gefühle beim Leser auslösen, er wird mitfiebern und hoffen, dass es auch so kommt (Spannung erzeugen).

Ein paar Tage später schreibt sie dann, was wirklich passiert ist.


So ein Thema aber in einen Unterhaltungsroman zu verpacken und im Tagebuchstil zu schreiben, ist eine hohe Kunst.

Du musst die richtige Mischung aus Glück und Leid finden um den Leser nicht zu verlieren. Zuviel Leid schreckt ab, zu viel Glück ebenfalls.

Im Moment jedenfalls ist es mir zu viel Leid.


Die Stunde der Kritiker *CLOSED*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt