Kapitel 7 - Vertrautheit

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,,Hallo?" ertönte eine Stimme, die mich harsch zusammen zucken ließ. Jemand war hier? War die Person schon die ganze Zeit in meiner Nähe? Oh Gott, was wenn sie oder er mir gefolgt ist und mich nun umbringen würde?! Okay, definitiv weniger Crime-Fälle. Zaghaft öffnete ich meine Augen, was mich schonmal ein Schritt näher zu meinen Ziel brachte und zwar mich zu dieser Person umzudrehen. Doch egal wie sehr ich es wollte, ich brachte es noch nicht über mich, mich umzudrehen. ,,Ist alles okay?" versuchte die Person mich mit einer sanften Stimme anzusprechen. Irgendwie funktionierte es, denn der Klang der Stimme gab mir ein Gefühl von Vertrautheit und ich begann mich zu entspannen.

Trotzdem drehte ich mich wage um. Ich blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, welches mir unerklärt bekannt vor kam. Schwarzes wuscheliges Haar, grün-braune Augen und leicht blasse Lippen, welche nicht ganz weich aussahen. Eine graue Kapuzenjacke über einem schwarzen T-Shirt und dazu eine schwarze Jeans. Die Schuhe von ihm konnte ich schwer erkennen, da ich nicht runterblickte. Er stand nicht so weit von mir entfernt, wie ich dachte. Überraschend stellte ich fest, dass er tatsächlich näher war als ich dachte. War er das rascheln? Aber ich würde doch Schritte hören?

Verwirrt starrte diese Person mich an und zog eine Augenbraue hoch. Erst jetzt bemerkte ich, wie ich ihn vermutlich anstarrte, wie eine verrückte. ,,Hast du vielleicht irgendwas genommen?" hakte er nach und ich schüttelte schockiert den Kopf. ,,Tschuldige, ich hab nur was zuvor gehört und ich ähm." versuchte ich nervös zu erklären. ,,Ich bekam Angst." fügte ich noch hinzu. ,,Meinst du so ein rascheln?" fragte er mich und ich nickte zögernd. Er deutete mit einer Kopfbewegung zu einem Busch hin und legte einen Finger auf seine Lippen. Vorsichtig näherte er sich den Busch und ich, nachdem ich begriff was er von mir wollte, ebenfalls. Wollte er sich über mich lustig machen? Oder was wollte er mir damit sagen? 

Ich linste hinüber und erblickte eine kleine Igelfamilie. Wie süß, dachte ich direkt, doch konnte es nicht aussprechen. Kurz sah ich zu ihm rüber und bemerkte, wie sein Blick total leer verweilte, so wie als würde es ihn gar nicht interessieren, weder es als süß empfinden. ,,Du starrst mich wohl gerne an, hm?" Erneut diese sanfte raue Stimme. Der leere Blick verwandelte sich in ein charmantes Lächeln. Schnell schüttelte ich peinlich berührt den Kopf. ,,Nein nein, du ähm also du hast da was." log ich mir schnell zusammen. ,,Oh, würdest du es vielleicht wegmachen statt es die ganze Zeit anzusehen?" lachte er leicht.

Wir beide flüsterten, um die Igel nicht zu erschrecken. 

Was sollte ich denn wegmachen?! Seine eigenen Haare oder irgendwas anderes? Mit einem scharfen Blick entdeckte ich, dass dort wirklich was in seinen Haaren festhing und zwar ein Blatt. Nichts spannendes, aber es half mir definitiv bei dem Problem. Es war vermutlich irgendwann runtergefallen und hatte sich in seinen Haaren verfangen. Erleichtert streckte ich meine Hand aus, ging auf Zehenspitzen und entfernte es. Ich konnte schwören, dass er schmunzelte, als ich mich bemühte an seine Haare zu kommen. Gott, dass konnte ich so nicht ausstehen! Wenn Leute sich über kleinere lustig machten. 

Wieder mit ganzem Fuß auf dem matschigen Waldboden angekommen schaute ich etwas beschämt weg und versuchte meinen Blick nicht auf ihn zu richten. ,,Danke." schmunzelte er und wendete sich, von dem Busch ab, was ich ihm nach wenigen Minuten gleich tat. ,,Vermutlich war das, was du hörtest." erklärte er erneut mit sanfter Stimme und zeigte mit einem Finger auf dem Busch. Nickend lächelte ich kurz und ließ noch ein "Scheinbar" leise vor mir raus. Doch ich traute dem ganzen irgendwie nicht. Diese Igelfamilie könnte niemals im Leben dieses große rascheln auslösen, aber ich konnte ihm schlecht genau das erklären, da er mich sowieso schon für Verrückt hielt. Ich mein, er fragte sogar ob ich Drogen genommen hätte!

,,Ich denke ich sollte nun gehen. Ähm, danke?" sagte ich etwas unsicher. Mir war bewusst, dass die Zeit definitiv über mein Limit ging und zusätzlich stand ich hier mit einem komplett fremden. Aus irgendwelchen Gründen vertraute ich ihm schnell oder besser gesagt ich vergaß schnell das er jemand fremdes war. Wie als wären meine Alarmglocken ausgeschaltet worden. ,,Soll ich dich noch irgendwie begleiten?" hackte er nach, doch ich wies davon ab. Mit besten Willen versuchte ich mich daran zu erinnern, dass er ein fremder war. ,,Ich schaff das schon, danke." antwortete ich selbstsicher und lief in irgendeine Richtung mit der Hoffnung, dass es die richtige war. Doch nun war es vorbei. Die Erklärung, dass ich irgendwas zu mir genommen habe, würde für ihn sicher noch realistischer nun werden.

,,Du wohnst also im Wald?" fragte er und ich stockte. Verdammte scheiße. 

,,Also, dorthinten." versuchte ich irgendwie mich zu retten, doch mir fiel keine Notlösung ein, die mich in diesem Moment befreien könnte. ,,Okay ich kenn mich kein bisschen hier aus." gab ich letztendlich auf. Er schmunzelte erneut. ,,Es geht direkt in die andere Richtung." erklärte er und lief genau in die Richtung, in die ich gehen musste. Seinen rechten Arm hielt er auf, wie einen Wegweiser und bat mir somit an, dass er mir doch dabei helfen könnte. Erneut gab ich auf und ließ mich darauf ein. Er wird mich schon nicht umbringen, richtig?

Nach einigen Schritten erkannte ich den Weg vom Anfang wieder, was mir meine Angst immer mehr nahm, ob dieser Mann vertrauenswürdig wäre, oder nicht. Abgesehen davon, wäre es sowieso nun zu Spät. Die Äste knacksten unter unseren Schuhen und unterbrachen automatisch die Stille, die wir zwischen uns aussetzten. Dachte er vielleicht, dass ich ihn komisch finden würde und deshalb alleine laufen wollte? Egal was der Grund war, ich konnte mir Tausende stellen, aber nichts gab mir ein Einblick auf seine Gedanken. Sein Blick war wieder etwas leerer und blasser. Tut er nur eine Maske aufsetzen, wenn er mit mir redet? Nun ja.. Er wirkte definitiv etwas komisch dadurch. Die Kleinstadt war immer deutlicher zu erkennen.

,,Du musst nicht mehr mitkommen. Ab hier schaffe ich es allein." lächelte ich leicht, doch er nickte nur stumm. Ich nahm an, dass er somit sich verabschiedete und lief den Bürgersteig entlang. Es wäre sicherlich lächerlich von mir zu erwarten, dass er irgendwie mehr sagte, als nur sein Kopf sprechen zu lassen. Ich wagte es einmal hinter mich zu gucken, doch stockte sofort als ich erkannte, dass er mir nicht von der Seite gewichen ist. Immer noch stand er direkt neben mir, wie als würde er noch mitlaufen. Schnell wendete ich mein Gesicht wieder nachvorne und lief den teilweise bekannten Weg entlang. 

Dieses Mal hing eine eher unangenehme Stille in der Luft, jedenfalls empfand ich das so. ,,Denkst du ehrlich, ich lass dich hier alleine rumlaufen? Du hast dich sogar in dem Wald verlaufen." lachte er über mich. ,,Moment Mal! Ein Wald ist sichtlich komplizierter als eine Stadt." beschwerte ich mich und grummelte beleidigt vor mich her. ,,Aber.. ich kenn dich doch gar nicht?" fragte ich dieses Mal verwirrt nach. ,,Also ich heiße Eden und wohne in der Gegend. Kannst du mir nun besser vertrauen?" schmunzelte er.


Daylight | xahmyacho [a Vampire Story]Where stories live. Discover now