Herzflattern

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»Ist dir überhaupt aufgefallen, dass 'n neuer Tag angefangen hat?«

Noah lag noch immer in seinem Bett. Es war bereits kurz vor 8, aber noch immer war ihr Zimmer abgedunkelt. Joel war bereits weg, es waren nur Colin und Noah da.

»Witzig.«, kommentierte Noah desinteressiert, während er den Trailer für den neuen Horrorfilm sah, für den er sich interessierte.

Eine Sekunde später war's hell. Colin hatte die Vorhänge aufgezogen. Noah versuchte sich sein genervtes Stöhnen zu ersparen.

»Was guckst'n du?«, wollte Colin wissen. »Trailer für 'nen Horrorfilm«, erklärte Noah schlicht.

»Nun, viel Spaß beim nächsten Zusatzreferat.«, meinte Colin. »Ich glaub nicht, dass Joel dir jedes Mal helfen wird.« »Ist mir herzlich egal.«, gab Noah zu und legte sein Tablet zur Seite. »Ich glaub nicht, dass es Frau Holopainen gefallen wird, wenn du wieder zu spät kommst.«, dachte Colin nach. »Und Freddy wird's nicht gefallen, wenn er nicht sein Fressen bekommt.«, erwiderte Noah. »Das soll ich ihr also sagen?«, fragte Colin sarkastisch.

Noah warf ihm einen genervten und misstrauischen Blick zu.

Colin grinste dümmlich. »War 'n Witz.«, sagte er, um Noah zu besänftigen. »Ich werd Freddy und dich nicht verraten, versprochen.« Er zog sich seinen Rucksack ab.

Noah seufzte genervt und rollte mit den Augen. Er kämpfte innerlich mit dem Drang, nicht zu lächeln. »Hat dir irgendwer mal gesagt, dass du nicht witzig bist?«

Ein Lächeln schlich sich auf Colins Lippen. »Bisher hat sich keiner getraut.«

Noah verlor gegen den Drang. Er musste lächeln.

Colins Lächeln wurde automatisch breiter.

Brachte er Colin zum lächeln? Noahs Herz machte bei diesem Gedanken einen kleinen Hüpfer.

»Wie mir scheint, bin ich wohl doch nicht so unlustig, wie du sagst.«, meinte Colin. »Du lächelst.«

Noah verdrehte lächelnd die Augen. Er erhob sich aus seinem Bett, verschränkte die Arme ineinander und starrte Colin direkt in die Augen.

»Das ist kein Lachen.«, log Noah.

Während er Colin so von der Nähe aus anstarrte, konnte er eine angenehme Wärme verspüren, die ganz langsam durch seinen Körper floss.

Natürlich würde es Noah nicht laut sagen, aber er mochte Colins Augen. Sie strahlten eine gewisse Ruhe aus. Sein Lächeln war ansteckend. Seine Witze waren meistens schlecht - jedenfalls war das Noahs Meinung -, aber trotzdem konnte er sich sein Lächeln nicht verkneifen. Und diese brünetten Locken.

Noah musterte Colins Haare. Ob sie so flauschig waren, wie sie aussahen?

Noah wusste schon länger, dass er schwul war. Eine Zeit lang wollte er es verdrängen, aber es machte keinen Sinn. Mittlerweile hatte er sich mit seiner Homosexualität abgefunden und er schämte sich auch nicht mehr dafür. 

Und jetzt, wenn er so nahe an Colin stand, fühlte er sich erneut bestätigt; dass er Jungs mochte. Also ja, Noah fand Colin attraktiv.

Colin war ehrlich gesagt ein bisschen perplex über die Tatsache, wie nah sie sich gerade standen. Noah war nur einige Zentimeter entfernt. Es störte ihn nicht. Im Gegenteil - er stellte fest, dass er nun endlich Zugang zu Noah gefunden hatte. Noah war wie eine harte Nuss; er besaß eine harte Schale und war schwer zu knacken. Aber vielleicht versteckte sich in ihm ein weicher Kern. Und irgendwie war Colin froh darüber, dass Noah nicht mehr ganz so distanziert ihm gegenüber war.

Nolin || OneShotsOù les histoires vivent. Découvrez maintenant