Kapitel 84 - Bilder

5.6K 487 56
                                    

Harry war tatsächlich kurz eingenickt. Es war aber auch zu gemütlich, wenn man so im Bett lag und dann noch so weichgekuschelt wurde.
Dennoch wartete die Küche oder das, was einmal die Küche gewesen war, auf ihre Ausgrabung. Entsprechend stahl er sich aus dem Bett, als er wieder wach war.

-

Louis wachte auf und stellte fest, dass er allein war. Doof. Ganz doof. Allein sein wollte er nicht. Für einen Moment überlegte er, einfach nach seinem Daddy zu rufen, damit der sich gefälligst um ihn kümmerte. Aber dann entschied er, dass er dessen Abwesenheit auch nutzen könnte. Also kletterte er vom Bett und krabbelte mit Schnuuu ins Büro. Hier gab es doch bestimmt was Cooles zum spielen.

Naja, fast. Daddy gab es hier. Und der quatschte in seinen Computer. Daddy machte was und das war nicht mit Lou spielen. Ganz plötzlich wollte Louis doch nichts Cooles mehr zum Spielen finden. Ganz plötzlich wollte er viel lieber bei Daddy sein. Und kuscheln.
Eine Stimme aus den Computer antwortete.

Harry hatte das so kein bisschen geplant. Und er hasste es, wenn er etwas nicht planen konnte. Aber es war ein kleiner Notfall. Louis vorher wieder ins hier und jetzt holen war nicht möglich gewesen. Er hatte aber seine Mutter auch nicht im Regen stehen lassen wollen mit ihren Sorgen. Völlig in Tränen aufgelöst war sie gewesen. Am allerwenigsten wollte er aber, dass Louis nun so vor die Kamera trat und sich hinterher unendlich schämen würde.
Sein Vater müsste in ein paar Minuten nach Hause kommen. Dann könnte der sich um seine Mutter kümmern und Harry hätte Luft für Louis. Es war ein verdammter Bockmist, dass Louis wach und Anne noch allein zu Hause war.

Nun hatte er beide und winkte Louis jetzt erstmal, außerhalb des Sichtbereichs von Anne, zu sich und schmunzelte, als sein Baby die Situation offenbar richtig erfasst hatte und viel zu schüchtern war, um sich von der Kamera einfangen zu lassen. Er legte sich über Harrys Beine und kuschelte sich einfach an.
Dafür strich Harry ihm sofort belohnend durchs Haar, durchs Gesicht und über den Rücken.

Für einige Augenblicke ging es so tatsächlich ganz gut. Aber dann "kletterte" Schnuuu plötzlich auf den Schreibtisch. Nun egal, was seine Mutter denken würde: Gut wäre es vermutlich nicht...

Also beugte Harry sich vor und tat so, als müsste er einen Stift aufheben.

"Babyboy, Schnuuu ist doch auch ein bisschen schüchtern, oder?"
Louis nickte mit nur halb geöffneten Augen, weil er mit dem Kopf inzwischen halb unter Harrys Shirt steckte.

"Kannst du ihn dann mit hier unten einkuscheln? Das würde er bestimmt am liebsten wollen. Ganz eng bei dir. Ich beeile mich und dann machen wir gleich was Schönes, ja?"
Wieder nickte Louis nur, wohl genau wissend, dass Harry jetzt keine Grundsatzdiskussion darüber starten würde.

"Also, Mum, wie ich das sehe, können die dir gar nichts. Du hast ja nichts falsch gemacht. Zur Überprüfung des Personals bist du nicht da und ich denke, du solltest..."

Louis fand das reichlich langweilig. Außerdem fühlte er sich, wie eine zu groß geratene Katze. Eine Weile beschäftigte er sich, in dem er Harrys Schublade leer räumte. Dann krabbelte er mit Schnuuu aus dem Büro heraus und runter ins Erdgeschoss.

Schränke ausräumen. Das ging doch eigentlich immer. Da gab es viel zu entdecken und manches hatte man ja ewig nicht gesehen.
Also machte er sich, im Flur beginnend ans Werk. Er schaffte es durchs Wohnzimmer und bis ins Esszimmer, als sein Daddy in der Tür erschien.

"Daddy!", Rief Louis auch gleich begeistert und zeigte triumphierend die Serviettenringe, von denen Harry gar nicht mehr gewusst hatte, dass er die besaß. Er legte Servietten immer am liebsten einfach auf den Teller. Ohne viel Tamtam. Er hatte Servietten in Leinenoptik. Da wäre ein Serviettenring seiner Ansicht nach auch einfach keine Verbesserung. Aber sie rollten super über den Boden.

"Hi, kleiner Schatz. Na, Mensch, du hast dir hier aber richtig Mühe gegeben."
"Daddy hatte keine Zeit.", Kam es sofort sehr säuerlich zurück.
"Ja. Daddy hatte einen Notfall und das tut Daddy leid. Aber jetzt haben wir Zeit. Und ich hab mir was überlegt, was dir bestimmt Spaß machen wird."
"Was denn?"
"Erst räumen wir auf."
"Oh nee..."
"Aber sowas von. Los geht's"

-

"Ist das?", Fragte Louis stirnrunzelnd. Er hockte, nur mit seiner Windel bekleidet im Garten.

"Eine schöne große Leinwand. Und da vorn sind Farben."
"Pinsel?"
"Du bist noch ein bisschen klein, um mit Pinseln zu malen und auf dem Untergrund kann man Wasserbecher nicht gut aufstellen."
"Da sind Autos.", War Louis wieder abgelenkt.
"Genau. Spielzeugautos, Tierfiguren und ein Schwamm."
"Wozu?"
"Das sind deine Pinsel. Oder deine Hände, deine Füße, dein Po - was du möchtest."
"Einfach malen?"
"Ja, genau."

Louis betrachtete die große weiße Fläche und stippte dann einen Finger in die gelbe Farbe. Ganz vorsichtig drückte er ihn auf die Leinwand.

"Alles bunt machen?"
"Ja. Tob dich aus.", Schmunzelte Harry. Und damit konnte er sich auf seinen Terrassenstuhl setzen und ein äußerst farbenfrohes Schauspiel genießen.

Zuerst war Louis vorsichtig. Traute sich nicht wirklich mehr als seine Finger zu benutzen und die Autos und Plastiktiere. Aber dann taute er langsam auf.
Irgendwann lag er auf der Leinwand und schwamm quasi darüber. Er patschte mit seinen Füßen drüber und verschmierte alles mit den Händen, während er fröhlich vor sich hin summte.
Harry half sogar auch mit. Nicht ganz so enthusiastisch wie Louis. Aber an zwei Füße von Louis malte er den Körper eines Pinguins, als würde der seine Füße aufs Bild drücken. Louis fand das sehr spaßig. Trotzdem blieb vom Pinguin am Ende nicht mehr viel übrig.

Irgendwann standen sie vor dem fertigen Bild, insoweit ein Bild überhaupt fertig werden konnte.

"Wow!", Staunte Louis selbst. Es war nichts Gegenständliches. Nur viele ineinander verlaufende Farben und ein wildes Irgendwas.

"Es ist sehr dynamisch. Perfekt. Komm, wir gehen dich waschen.", Lächelte Harry und hätte Louis gern geknuddelt, aber bei dem sah man keinen Flecken Haut mehr.
"Ote."

Beim Baden entfernte Harry nach und nach die Spielsachen und passte seine Sprache wieder an. Ein klares Zeichen: Komm zurück. Es ist Zeit.

An der Art, wie Louis zunächst noch spielte, aber dann langsam damit aufhörte, sah man deutlich, wie er sich innerlich wieder der Gegenwart stellte. Er kam zurück.

"Wozu ist das Bild?", Fragte er schließlich und genoss nach wie vor Harrys kraulende Hand in seinem Haar.

"Die große Wand in der Praxis. Sie ist so leer."
"Oh."
"So ist es etwas Persönliches und niemand merkt es. Aber ich werde immer an heute denken und lächeln."
"Ich war anstrengend."
"Ja."
"Du warst nicht sauer."
"Warum sollte ich?"
"Äh.. weil ich anstrengend bin?"
"Ich mag anstrengend, habe ein tolles Bild und konnte ganz viel Zeit mit dir verbringen. Es war ein schöner Tag."
"Sir?"
"Ja bitte?"
"Du bist komisch."
"Tja, dann magst du komisch und ich anstrengend. Gut, dass wir uns gefunden haben."
"Ja, das stimmt.", Lächelte Louis.

Sooo. Auch hier geht's weiter. Ich weiß nicht, wer alles von dem Stress am Wochenende etwas mitbekommen hat, aber da ich gestern entschieden habe, dass ich meine Storys nicht schnell enden lassen möchte, tue ich das auch nicht. Das beinhaltet das Risiko, dass der Account doch noch verschwindet, aber ich will die Enden nicht übers Knie brechen. Dementsprechend: solange der Account da ist, findet die Story ihr geplantes Ende.
Bis dann also.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt