Kapitel 1 - Abschied vom Anfang

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Hier befand ich mich. In einem leeren Zimmer. 1,2 Kartons standen um mich herum. Ich seufzte. „Ist alles okay, Maus?" hörte ich die besorgte Stimme meiner Mutter. Mein Kopf sackte in meinen Nacken und sah sie leicht genervt an. „Ich mach nur eine kleine Pause." brummte ich auf dem kalten Boden. Meine Beine waren beide nach außen gestreckt, während ich meine Arme hinter mir mit meinen Händen stützte.

„Beeil dich aber, okay? Wir haben leider nicht mehr allzu viel Zeit."

Nach kurzer Zeit verschwand sie vom Türrahmen und mein Kopf beugte sich wieder nach vorne. Es wurde mir etwas schwer ums Herz als ich mich noch einmal umsah. Total verschwunden in Nostalgie und Erinnerungen merkte ich auch gar nicht, wie jemand sich von hinten anschlich und direkt neben meinem Gesicht sein eigenes hielt.

„Boo." flüsterte eine bekannte Stimme. „Noah!" rief ich erschrocken und schuppste ihn leicht von mir weg. Ein Lachen ertönte von ihm als er sich mit seinen Händen hinten abstützten musste, da er drohte durch meinen Schubs zu fallen. „Angst das deine wertvolle Jacke dreckig wird?" neckte ich ihn. „Hey hey hey!" mockierte er sich und hielt seine Hände so vor seiner Brust, als würde er etwas schützen wollen.

„Dacht ich es mir schon." grinste ich in mich hinein. Auf einmal spürte ich zwei starke Arme um meine Hüfte. „Was sagst du da?" fragte er, obwohl er genau wusste was ich zuvor zu ihm sagte. „Das wirst du noch bereuen!" sagte er lachend und zog mich zu ihm.

„Oh nein, was soll ich nur tun?" sagte ich lachend, da er wie keine Bedrohung wirkte. „Aha?" hakte er schockiert nach und fing an mich zu kitzeln. „Hey, hör auf!" lachte ich und versuchte mich dabei aus seinen Griffen zu befreien. „Ganz sicher nicht!"

„Alicia!" rief meine Mutter mich. Es war doch noch nicht so lange her, wo sie mich bei der Pause erwischt hatte, oder?

Ruckartig hörte Noah auf und ließ nach. Ich löste mich aus seinem Griff und drehte mich zu ihm. Seine blonden zerzausten Haare mit leicht braunen Strähnen hingen ein wenig in seinem Gesicht. Die braunen Augen verdankte er sicher seiner Mutter, denn sie hatte die selben. Das fiel mir jedesmal auf, wenn ich ihn oder sie traf.

„Komme!" rief ich zu meiner Mutter, drückte Noah einen schnellen Kuss auf die Wange und ließ ihn in meinem leeren Zimmer sitzen. Zu erst lief ich den kleinen Flur entlang, auch dieser war so leer und ordentlich wie noch nie zuvor. Ich konnte anhand der weiteren Stimme erkennen, dass meine Mutter im Wohnzimmer stehen musste und dies nicht allein.

„Hier bin ich." sagte ich etwas trockener als ich wollte, doch bei dem Anblick ihres Freundes wurde mir einfach Übel. Denn er war derjenige der unseren Umzug bestimmte. Naja mehr oder weniger, aber meine Mutter beschloss, zu ihm zu ziehen.

„Kannst du den Karton mitnehmen, wenn du nach Tessa gehst? Ich hab von ihrer Mutter noch Sachen geborgt gehabt." bat sie mich und deutete auf einen zugeklebten Karton mit der Aufschrift "Audrey".

„Kann ich mitnehmen." stimmte ich nickend zu und verschwand nach kurzer Hand direkt wieder in den Flur. „Danke!" vernahm ich noch, als ich um die Ecke, direkt in mein Zimmer bog. „Die Kartons hab ich in den Wagen gepackt." sagte Noah, nachdem er meinen verwunderten Blick bemerkte, welcher die vorherigen Standorte der Kartons nachzeichnete.

„Oh, Dankeschön!" sagte ich und lächelte ihn an. Eine Welle von Traurigkeit verspürte ich, als er mich zurück anlächelte. „Hey, hey! Keine Traurigkeit, ja?" betonte er seine weiche Stimme, denn er bemerkte, wie meine Mundwinkel nachließen. Zögernd nickte ich. Im nächsten Moment spürte ich, wie er erneut seine starken Arme um meine Taille schlug und mich in eine warme Umarmung zog.

Ich versuchte seinen Geruch mir gut einzuprägen, denn ich würde ihn für einige Wochen nicht sehen können. Das wussten wir beide.

Nicht nur, dass meine Mutter beschloss, zu ihren Freund zu ziehen, nein. Sie beschloss damit auch das wir am anderen Ende der Welt hinziehen würden. Alles was ich mir hier aufbaute, würde nach und nach in die Brüche gehen. Wobei ich mir sicher war, dass Noah und Tessa trotz allem an meiner Seite bleiben werden würden. Ich bin echt froh sie zu haben.

„Keine Sorge, wir werden Wege finden!" hoffnungsvoll lächelte er mich an. Ich konnte es nicht sehen, aber ich spürte es. Auch ich lächelte wieder.

„Oh!" rief ich und eilte aus seiner Umarmung. Schnell zog ich mein Handy raus und blickte auf die Uhr. „Oh Gott! Tessa!" schoss mir panisch raus, vor allem nachdem ich 30 Nachrichten von ihrem Chat auf meinen Handy gleichzeitig erblickte.

„Bis nachher!" blitzte es aus meinen Mund und ich eilte hinaus. Die Tür des Flures schlug in das Schloss und ich rannte zu den Treppen. Mit schnellen Schritten nahm ich die Stufen und endete nach wenigen weiteren vor der Tür meiner besten Freundin Tessa. Jap, wir wohnten nur einige Treppen entfernt. Es war wirklich cool.

Ich klingelte und musste ein paar Sekunden warten, bis eine Gestalt die Tür aufmachte. Nach kurzer Zeit erkannte ich anhand der blonden Strähnen, die als erstes hinaus blickten, dass es Tessa's Mutter ist. Tessa hatte verblüffender weise genau die selben Strähnen, an der selben Stelle. Doch als ich das Gesicht ihrer Mutter sah, wurde mir kalt. Verdammt, jetzt hatte ich es doch vergessen.

„Oh.." seufzte ich und fasste mir an die Stirn. „Oh, ich freu mich auch dich zu sehen, Ally." lachte sie. Ich wusste, sie meinte das nicht ernst. Mrs. Ender oder auch Audrey Ender liebte mich. Nur eben meine Mutter nicht mehr.

Sie waren damals sehr enge Freunde, doch sie stritten sich wegen irgendeiner Kleinigkeit. Jedenfalls betitelte meine Mutter es immer so, doch niemals erzählte einer der beiden was wirklich vorfiel. Dennoch trennten sie Tessa und mich davon. Auch wenn es anfangs für uns komisch war, wurde es irgendwann zur Gewohnheit und wir bildeten die ersten Insiderjokes über die Situation oder stellten die wildesten Theorien auf, wobei wir wussten, dass die Hälfte sicher falsch war.

„Ich hatte den Karton vergessen!" sagte ich gestresst. „Nennen wir es denn 'Sachen ausgeliehen von Audrey'-Karton?" hakte sie nach und ich nickte gesenkt den Kopf, da ich es nicht fassen konnte, dass ich ihn wirklich nicht mit nahm.

„Ich denke dein Retter in Not hat wohl drangedacht." schmunzelte Audrey ein wenig und blickte hinter meine Schulter. „Jap." sagte Noah hinter mir. Ich erschrak. Seit wann war er bitte hinter mir? Und wieso ist er zu einem halben Geist geworden und hinterlässt keine Geräusche? ,,Höre ich da etwa ein Lachen raus?" drohte ich ihm mit einem giftigen Blick, denn ich hätte schwören können, dass er eins verkniff. ,,Oh, teuerste, ich würde niemals wagen auch nur ein Schmunzeln wegen ihrer Tollpatschigkeit zu entlassen." log er gespielt vor mit dramatischen Handbewegungen. ,,Normalerweise sollte ich jetzt mich bei dir bedanken, aber ich nehme den Karton einfach an und gebe ihn weiter." schmollte ich und entnahm ihm den Karton. 

,,Also, deine Mutter war schon verzweifelt, als sie dich gehen hörte." lachte er. ,,Duuuuu!" rief eine giftige Stimme hinter Audrey. ,,Oh nein, Gott rette mich." erstarrte ich und wusste genau, wer diese Person war. Es war Tessa. Meine durchgeknallte beste Freundin, die einige Schusselheiten meiner Seite aus, bereits ertragen musste. Aber ich schwöre es euch, sie ist genauso! Sie tut nur so! ,,Oh, bitte warte bevor ihr euch angreifen tut, da sind meine Sachen." bat die Mutter von Tessa und entnahm mir den schweren Karton aus der Hand.

,,Moment, ihr?! Sie möchte mich angreifen, nicht ich sie!" beschwerte ich mich und verschränkte meine Arme. ,,Bis nachher." verabschiedete sich Noah und schenkte mir ein Lächeln. ,,Bis nachher." antwortete ich ebenfalls mit einem Lächeln, so als hätte ich das wütende Kind vor mir schon völlig vergessen. 

,,Das vergeht dir gleich!!!" beschwerte sie sich und zog mich in die Wohnung.

Daylight | xahmyacho [a Vampire Story]Where stories live. Discover now