Lydia

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Sekunden später erlangte ich wieder die volle Kontrolle über mich selbst. Dabei kam aber auch die Erschöpfung, die mich der ganze Kraftakt gekostet hatte. Ich klappte einfach zusammen, nicht fähig meine zitternden Beine gerade zu halten.

Trotzdem hörte ich den entsetzten Schrei von Zeno, als er zu unserem Bruder stürzte. Ich versuchte irgendetwas zu tun, doch ich war zu erschöpft. Stattdessen kamen Astero und Hedor zu mir geeilt. Wobei Hedor eher humpelte.

Wortlos half mir mein Freund und Bewacher auf. Wir liefen langsam auf meinen am Boden ältesten Bruders zu. Dort knieten schon Glann und Zeno, wobei letzterer, als wir und näherten, aufstand.

«Wie konntest du?!», schrie mich mein Bruder an. Silberne Tränen liefen ihm über die Wangen und seine Augen waren vor Schock weit aufgerissen.

Erst jetzt merkte ich, dass auch ich weinte. Ich war jedoch zu schwach, um zu antworten. «Nach all diesen Jahren, in denen wir dich beschützt haben, versucht haben dir zu helfen es zu kontrollieren. Und als Dank dafür bringst du ihn um.»

Er hätte sicher weitergeschrien, mich mit all diesen schrecklichen Worten beschimpft, von denen ich wusste, dass sie richtig waren. Da unterbrach uns Glann.

«Er atmet», meinte er überrascht und sofort waren ich und Zeno an seiner Seite. Tatsächlich hob sich Dorans Brustkorb regelmässig in die Höhe. Zwar sehr schwach, aber trotzdem merklich. Irgendwie hatte ich also doch meine Kräfte zurückhalten können. Erleichterung ging durch meinen Körper. Vielleicht würde doch alles gut werden. Mit etwas Glück würden wir es schaffen, für Doran so bald wie möglich ärztliche Hilfe zu holen.

Ein gutes Zeichen war, dass kein Blut zu sehen war. Dies bedeutete, dass ich nicht zu viel innerlichen Schaden angerichtet hatte. «Ich bringe ihn zurück», sagte Zeno, vollkommen aufgelöst». Dann hob er den Körper, mithilfe seiner Gedankenkräfte, auf und rauschte davon. Dabei liess er uns in einer stinkenden Gasse voller Leichen zurück.

Wir waren alle still. Ich konnte erstaunte Blicke auf mir spüren, doch ich wollte nur noch aus dieser Gasse hinaus. Ich konnte den Anblick dieser Körper nicht mehr ertragen.

Mich auf Astero stützend, liefen wir also aus der Gasse und zu der versteckten Türe zurück, welche zum zweiten Ring führte. Hedor wurde von Glann gestützt, nur Arka lief alleine hinter uns allen her. Ich konnte ihren Blick auf mir spüren. Es fühlte sich so an, als könnte sie in meinen Kopf schauen, so durchdringend war ihr Blick.

Wir liefen still, bis wir im Schlossgarten angekommen waren, wo ich mich endlich auf eine Bank setzen konnte.

Es fing schon an ein wenig heller zu werden, auch wenn die Sonne noch nicht zu sehen war. Sehnsüchtig blickte ich zum Halbmond hinauf. Er würde bald verschwinden, um zu ruhen, an einen anderen Ort weit weg von uns. Wie gerne würde ich das auch können. Besonders in diesem Moment, in dem ich wusste, dass sie mich alle Fragen würden, was gerade passiert war. Wie ich das gemacht hatte.

«Könnt ihr das alle in eurem Volk?», fragte Glann geradeheraus. Seufzend schloss ich die Augen und versuchte mich zu sammeln um Antworten zu können. Zum Glück antwortete Astero für mich. «Wir haben unterschiedlich starke Gedankenkräfte. Deshalb gibt es auch den ersten Ring, weil dort die Leute leben, die von fast bis überhaupt keine haben.

Das liegt meistens daran, dass irgendein Vorfahre von ihnen aus einem anderen Land stammte, und sie nur noch mit anderen, welche gleich viel Kräfte hatten wie sie, Nachfahren zeugten. Doch normalerweise schränken sich unsere Fähigkeiten auf nicht allzu schwere feste Gegenstände ein», meinte er langsam, so als würde er etwas vermuten.

Ich konnte mir denken, dass er von Leuten wie mir wusste. Sie wurden meistens den Kindern als Geschichten erzählt, als Legenden. Denn Leute wie ich, wurden schon seit Jahrhunderten nicht mehr gefunden.

AsmeaWhere stories live. Discover now