Glanndairos

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Ich und Hedor teilten ein recht geräumiges Zimmer mit zwei Betten, einer Kommode und einem Zimmer, in dem eine Dusche und auch eine Toilette standen. Ich erinnerte mich daran, dass mir Lydia erklärt hatte, wie eine Toilette funktionierte, und ich musste zugeben, dass das eine ziemlich raffinierte Erfindung war.

Wir beide liessen uns erleichtert auf die weichen Matratzen fallen. Die Nacht auf dem Boden gestern hatte meinem Rücken ziemlich zugesetzt, daher fühlte es sich nur allzu gut an, endlich auf weichem Untergrund zu liegen.

Lange blieben wir jedoch nicht allein, denn nach weniger als einer Stunde kam Arka in unser Zimmer gehuscht. Ich fragte mich nicht einmal mehr, wie sie zu uns gefunden hatte. Dieses Mädchen wusste einfach alles. «Sie planen eine Rebellion», verkündete sie. Ich fuhr sofort auf, trotz meines protestierenden Rückens.

«Was heisst das jetzt?», fragte Hedor leicht genervt, da er sich eigentlich gerade hatte entspannen wollen. Doch nachdem wir ihm die Lage erklärt hatten, wie unfair das hier alles war, war mein Bruder wieder hellwach.

«Als wir durch den ersten Ring liefen, las ich einen Gedanken eines Mannes. Er gehört einer Gruppe Rebellen an, die sich heute Nacht an einem bestimmten Platz treffen will. Ich glaube, ich könnte den Platz wiederfinden», erzählte Arka aufgeregt. «Du meinst, wir könnten dieses Treffen finden und ihnen helfen?», fragte ich, nun auch mit glänzenden Augen.

«Wir reden mit ihnen, finden heraus, was ihre Forderungen sind, und bringen sie vor den Stadthalter. Mit Hilfe von Lydia wird er nicht viel dagegen sagen können», meinte Arka, die das ganze schon durchgedacht hatte.

Ich nickte, «Heute Nacht, nach dem Abendessen, treffen wir uns vor dem Palast. Ich habe versteckte Türen in den Mauern gesehen. Wenn jemand von uns gut Schlösser knacken kann, dann wird es ziemlich leicht werden dort hinzugelangen».

Sofort drehte ich mich zu Hedor. Er war immer der geschickteste von uns beiden gewesen, sowohl mit den Händen als auch mit Worten. Wir hatten zahllose Schlösser geknackt, als wir noch jünger waren.

«Ich weiss nicht», meinte dieser jedoch zögernd. «Erdulfsen hat uns so freundlich aufgenommen, und uns vertraut. Sollten wir wirklich als Antwort auf seine Gastfreundlichkeit direkt zu denen laufen, die ihn am meisten hassen?»

«Komm schon Bruder, keiner muss etwas merken. Wir lassen sie ihre Forderungen aufschreiben und legen sie morgen einfach auf Lydias Vaters Tisch». Zwar war die Miene von Hedor immer noch unsicher, doch trotzdem nickte er zögernd.

«Dann bis später», meinte Arka lächelnd, bevor sie aus unserem Zimmer verschwand.

Wer hätte gedacht, dass die heute Morgen noch so stille und zurückgezogene Ustrarianerin so eine Regelbrecherin war. Ehrlichgesagt freute es mich ein wenig, dass sie anfing ein bisschen aufzutauen und nicht immer so abweisend war.

Der Rest des Abends verlief ereignislos. Astero brachte uns unser Abendessen. Oder besser gesagt: Er begleitete ein paar Bedienstete die uns eine Art Kräutersuppe, mit saftigen Fleisch und weissem Brot brachten.

«Ich wollte nur nach euch sehen. Die Prinzessin hat entschieden, dass wir noch einen Tag hier verweilen werden, bevor wir übermorgen in der Früh aufbrechen werden». Mir fiel auf wie formell und aufgesetzt Astero mit uns sprach, jetzt wo wir im Palast waren. Man merkte, dass er sich seiner Aufgabe, die persönliche Wache der Prinzessin zu sein, sehr angenommen hatte.

Nachdem wir gegessen hatten und wir wieder allein gelassen wurden, warteten wir zur Sicherheit noch eine Weile. Dann holte ich einen meiner Dolche, und Hedor tat es mir gleich. Wir würden nicht alle unserer Waffen nehmen, das wäre zu auffällig. Ausserdem zogen wir uns grosse, dünne Kapuzenmäntel über, die uns bis zu den Knöcheln gingen. Die hatten wir im Schrank in unserem Zimmer gefunden.

AsmeaWhere stories live. Discover now