|| Kapitel 1 - Die letzte Blüte ||

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- Eilian -

Ich biss die Zähne zusammen und starrte Telimektar intensiv in seine goldbraunen Augen, gab mein Bestes mir auch keine noch so kleine Anstrengung anmerken zu lassen. Ich wusste ich würde verlieren. Doch nähme ich die Niederlage mit einem provokanten Lächeln hin nachdem ich ihn so lange wie möglich hingehalten hätte. Telimektar schnaufte angestrengt und drückte meinen Arm näher und näher an die Tischoberfläche. Das Blut in meinen Adern strömte pochend durch meinen Körper und ich verspürte einen zunehmenden Druck auf den Ohren. Mit ausgezehrten Kräften drückte ich Telimektars Arm ein letztes Mal entgegen. Seine Augen sahen mich beinahe flehend, das Ende herbei sehnend an, doch wenn ich schon verlor, so sollte es ehrwürdig sein. Ich zog einen Mundwinkel hoch, wissend, ich habe soeben verloren. Mein Arm traf auf die Tischoberfläche und ich spürte das kalte Gestein an meinem Handrücken. Unsere Griffe lösten sich voneinander. Ich schüttelte die verspannte Hand aus und strich mir zunächst die Haarsträhnen zurück, die mir über der Stirn lagen.

„Reife Leistung. Wenngleich du dir reichlich Zeit nahmst mich zu besiegen".

Telimektar nickte die Bemerkung unbeeindruckt ab, griff zu einem Krug Bier und legte die Lippen an den Rand. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, hob er den Krug mit den Worten: Gewonnen sei gewonnen. Die Taverne war ein Ort von rustikaler Schönheit, mit dunklen Holzbalken, die die Decke stützten, und einem knisternden Feuer, das einen warmen Schein auf die Gesichter der Anwesenden warf. Der Geruch von gebratenem Fleisch und süßem Bier hing in der Luft. Zu später Stund' war die Taverne "Zur silbernen Harfe" so gut besucht, dass die Schankmaid fortan keine ruhige Minute mehr fand. Hingegen allen Anscheins war die Taverne in Valmar jedoch kein Ort der Saufereien – kaum vorstellbar so eines Ortes westlich der See fündig zu werden. Vielmehr fand man sich zusammen, hoffend sich seiner Junggesellentage zu entledigen und einer der vielen schönen Mädchen den Hof zu machen. Ich hingegen fand lediglich Gefallen am süßen Geschmack des wohl besten Biers in Valinor.

Obgleich man über die Jahrtausende von vielen Liebschaften gemunkelt hatte, so kannte man mich doch allerorts als Eilian Minuion Perbelain, der Halbvalar mit eisernem Herzen, doch zeitenlos eben aus diesem Grund der begehrteste aller Jungegesellen. - Zumindest wagte ich dies in aller Arroganz zu behaupten.
Wenngleich ich ihre Blicke fortwährend auf mir ruhen spürte, das Gekicher hinter ihren vorgehaltenen Händen hörte und ihre kläglichen Versuche meine Aufmerksamkeit zu erregen mit ansah, ließ ich nie davon ab, ihre Mühen als Schmeichelei abzutun.

"Du solltest der Liebe nicht entsagen, Eilian. Jeder von uns ist für sie bestimmt", hörte ich Alagwen immer noch sagen. Mein Blick war in den Himmel gerichtet.
"Meinst du?", hatte ich ihr geantwortet und ließ meinen Kopf zur Seite ins Gras rollen.
Ihre sturmgrauen Augen durchbohrten mich. Sie waren wild und beängstigend, der Blick kalt und starr. Doch sah man ihr lang genug in die Augen, erkannte man nicht nur ihren Scharfsinn, sondern auch ihren Sanftmut. Sie hatte es gut mit mir gemeint - das tat sie immer.
Sie nickte leicht, während ein schmales Lächeln um ihre Lippen spielte.

Ich seufzte, schwelgend in alten Erinnerungen und kippte mir meinen Bierkrug in einem Zug den Schlund hinunter. Telimektar, Mek, wie ich ihn seit der Kindheit zu nennen pflegte, blickte von Tisch zu Tisch. Beobachtend, abschätzend, bewertend - wie ein Falke über einem Kornfeld.

"Es ist unruhiger als gewöhnlich", stellte er mit ruhiger Stimme fest.
Ich runzelte die Stirn: "Und wenn schon... - Nichts, was nicht zu erwarten gewesen wäre"

Denn die Tage wurden dunkler, die Nächte länger und die Winde, die Valinor über das Meer aus Osten erreichten, trugen das Omen eines aufziehenden Sturms. Einer, der Schatten über die Hinnenlande legte und die Menschen mit Sorge erfüllte. Doch als Manwe, Oberster der Valar, Herr Amans und der Winde, seinen Herold Eonwe und seine Tochter Alagwen auf Adlern 'gen Osten schickte, wurden auch in Aman Unruhen laut. Fortan lebten wir wohl in Tagen, in denen es sich um den Frieden zu bangen lohnte. Viele fürchteten die Rückkehr des alten Feinds, Morgoth Bauglirs. Spätestens als Irmo in den Gärten Lóriens durch ferne Träume zu reisen begann und man sich im hohen Rat der Valar von der Ankunft der Letzten Blüte erzählte, machte sich auch bei Mek und mir ein gewisses Unbehagen breit.

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⏰ Last updated: Apr 13 ⏰

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Die Jäger Amans - ᴍɪᴛᴛᴇʟᴇʀᴅᴇWhere stories live. Discover now