Kapitel 10

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Jedes Mal wenn Asena Niklaus nun sah, was tatsächlich nicht sehr oft war, sie mied ihn wie die Pest, versuchte sie nun, ihn dazu zu überreden, sie an Vollmond allein nach dem neuen Werwolf zu suchen. Es klappte bloß nie. Er war versessen darauf, mitzukommen.

Über Asenas Ausraster vor ihrer Haustür hatten sie nicht mehr gesprochen, was auch gut so war. Asena hatte auch so schon genug um die Ohren, da konnte sie das nicht auch noch gebrauchen.

Charlie war nämlich krank geworden. Fieber, Husten, Schnupfen, das volle Programm. Die schlimmste Grippe, die sie seit langem gehabt hatte. Von der Arbeit hatte sich Asena entschuldigt, aber das übernatürliche Drama konnte sie nicht so einfach verschieben. Vor allem weil heute bereits Vollmond war.

So sehr Asena den Gedanken verabscheute, nicht bei Charlie zu sein und ihr zu helfen, die Krankheit durchzustehen, sie musste mit Niklaus in den Wald. Allein würde er nicht alle Verstecke finden, an denen der Wolf sich aufhalten könnte.

Also hatte sie Elena angerufen, die daraufhin sofort vorbeigekommen war.

"Aber warum musst du weg?", hatte Charlie gefragt, als Asena ihr das erzählt hatte. "Ich will, dass du da bleibst."

Es brach der Doppelgängerin das Herz. "Ich bin ganz schnell wieder da, versprochen. Ich habe dir ja erzählt, dass es wieder ein paar böse Leute in der Stadt gibt. Heute können wir sie finden, aber leider auch nur heute."

Das schien die Siebenjährige alles andere als zufriedenzustellen, aber es gab keine andere Möglichkeit. "Aber sei bitte vorsichtig."

"Bin ich, keine Sorge." Asena gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. Sie hasste es, dass Vampirblut bei Erkältungen nicht im Geringsten half. "Und du ruhst dich aus, okay?"

"Okay", stimmte Charlie zu. "Wann kommst du zurück?"

"Morgen früh. Wenn du aufwachst, bin ich wieder da. Und so lange bleibt Tante Elena hier."

"Na gut", murmelte Charlie schließlich und driftete in einen Halbschlaf.

Der Gedanke an ihre Tochter war auch das, was Asena zwei Stunden später die Kraft dazu gab, mit Niklaus durch den Wald zu gehen. Wenn sie den Wolf nicht erwischten, konnten er und die Organisation Charlie womöglich etwas anhaben. Und das würde sie nicht zulassen.

"Du wirkst abwesend", meinte Niklaus, kurz bevor sie die Lichtung erreichten, von der aus Asena die Suche starten wollte.

"Noch ist der Mond ja auch nicht aufgegangen." Asena zuckte mit den Schultern. Sie hatte nicht vor, mehr als nötig mit Niklaus zu sprechen. Sie hatte ihm bereits zu viel gesagt. Zu viel von ihrem neuen Leben offenbart. Noch einmal würde sie sich nicht auf ihn einlassen, würde sich nicht noch einmal verletzen lassen.

Die nächsten Minuten schwieg er, wohl verstehend, dass Asena keine Interesse an Gesprächen hatte. Die Stille war aber fast genau so schlimm.

"Wir sollten uns aufteilen um zu suchen", schlug die Doppelgängerin deshalb vor. "So haben wir eine größere Chance, etwas zu finden."

Niklaus schien nicht sehr begeistert von der Idee zu sein. "Und eine größere Chance, getötet zu werden. Vergiss es."

Sie seufzte. "Wenn wir es heute nicht schaffen, müssen wir einen ganzen Monat warten."

"Und wenn du heute getötet wirst, muss deine..."

"Wage es nicht, meine Tochter zu erwähnen", unterbrach sie ihn. Sie würde nicht mit ihm über Charlie sprechen.

Wieder kehrte Schweigen ein.

"Der Mond steht jetzt hoch", stellte Niklaus irgendwann fest, nachdem er Richtung Himmel geblickt hatte.

Insomnia || Niklaus MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt