11 Nicht alles wurde ernst genommen

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Ende 2019 wäre meine kleine Schwester fast ertrunken. Ich hatte sie damals aus dem Wasser gezogen und deshalb auch alles mitbekommen und als wir irgendwann mal darauf zu sprechen kamen, meinte sie, dass sie das immer noch beschäftigen würde. Das wollte ich mit meinen Eltern irgendwann in 2020 dann besprechen, aber die meinten nur, dass das lächerlich wäre und sie ganz sicher keine Probleme hätte.

Als sie mir dann aber nochmal davon erzählte und (ich denke es war eine Panikattacke) schnell atmend nur noch davon sprach, dass sie sich hilflos fühlte und nichts machen konnte und das mehrmals wiederholte, machte mir das verdammt Angst und ich wollte ihr irgendwie helfen.

Daraufhin habe ich mich mit diesem Problem doch nochmal an die Schulsozialarbeiterin gewandt. Ich wollte sie fragen, was ich tun kann, um meine Schwester zu unterstützen. Sie schlug vor, dass wir erstmal ein Gespräch gemeinsam mit meiner Schwester und einer anderen Schulsozialarbeiterin führen sollten, die wiederum für die Klasse meiner Schwester zuständig war. Meine Schwester kam zu dem Gespräch, fand es aber gar nicht in Ordnung, dass ich darüber gesprochen hatte, auch wenn sie verstand, dass ich mir Sorgen um sie gemacht hatte. Die Schulsozialarbeiterin riet uns, zu einer Beratungsstelle zu gehen, die mit sowas umgehen könne und auch mit unseren Eltern darüber zu sprechen. Die Reaktion meiner Eltern hatte ich ihr verschwiegen. Meine Schwester meinte dann später zu mir, dass sie mit Freunden gesprochen habe und die auch meinten, dass es eine gute Idee wäre. Sie wolle vielleicht mal mit meiner Mutter darüber sprechen, aber, da waren wir uns beide einig, auf keinen Fall mit unserem Vater. Psychische Probleme nimmt er nämlich kein bisschen ernst.

Meine Schwester hatte mir auch mal davon erzählt, dass unsere große Schwester ihr erzählt habe, dass sie mitbekommen habe, wie mein Vater meiner Mutter ausgeredet hat, sich bei einem Problem professionelle Hilfe zu suchen. Er meinte zu ihr, dass das totaler Quatsch sei.

Meine Schwester hat sich dann ohne mich an unsere Mutter gewandt, die ihr dann eingeredet hat, dass ihr das später im Job schaden würde, wenn sie darüber sprechen würde, dass es ihr wegen des Vorfalls schlecht ging. Sie glaubte nämlich, in der Beratungsstelle würde ihre Krankenkassenkarte aufgenommen werden und somit in ihrer Krankenakte stehen, dass sie sich professionelle Hilfe gesucht habe aufgrund psychischer Probleme. Sie hatte sich aber nicht ausreichend informiert, denn die Gespräche in dieser Beratungsstelle sind ohne Datenaufnahme, außer der erforderlichen zur Kontaktaufnahme. Meine Schwester war da aber schon so sehr verunsichert, dass sie meinte, meine Mutter habe recht und sie sollte es nicht machen, zumal sie ja gar nicht darüber reden wolle.

Ich musste das akzeptieren, weil man ja keinen Menschen zwingen kann sich helfen zu lassen, vor allem, wenn er nicht einmal angibt, ein Problem zu haben.

Unfassbar, wenn die Eltern die Probleme ihrer eigenen Kinder nicht ernstnehmen... Und ihnen dann auch noch ausreden, sich Hilfe zu holen!
Wie gehen eure Eltern mit psychischen Problemen um? Wollen sie auch, dass sie totgeschwiegen werden?


Psychische Gewalt - Ein ErfahrungsberichtWhere stories live. Discover now