Kapitel 13

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Schmunzelnd betrachtete ich das Handy auf dem Schreibtisch, welches heute hartnäckig am Vibrieren war. Auch jetzt gerade hinterließ es ein ohrenbetäubendes Brummen, eine Vibration, die sich durch die Fasern des Holzes ausbreitete. Immer, wenn ich eine Nachricht bekam, fühlte es sich an, als würde ein Erdbeben meinen gesamten Körper durchschaukeln. Dabei waren es nur die Unterarme und Hände, die sich auf der Tischplatte befanden. Mit klopfenden Herzen nahm ich mein Handy hoch, betrachtete den wieder schwarzen Bildschirm. Wer mir schrieb wusste ich, es war dieselbe Person, wie schon den ganzen Tag über. Der Grund dafür, warum ich heute noch unproduktiver war als ohnehin schon. Meine Arbeitsmoral hatte stark nachgelassen, seitdem ich Tom im Park begegnet war. Gedanklich war ich seit dieser Zeit nur noch bei dem Briten und jetzt beschäftigte ich mich zusätzlich noch mit den zahlreichen Nachrichten, die mich zunehmend ablenkten. Hatte es zuvor noch eine freie Minute gegeben, in der ich mal gearbeitet hatte, dann war selbst die mit dem Schauspieler ausgefüllt. Vorsichtig hob ich den Kopf, schaute mich in den Büroräumen um. Keineswegs wollte ich, wie meine Kolleginnen mitbekamen, dass ich nichts tue. Da sie aber alle beschäftigt waren, sich im Gegensatz zu mir, ihren Aufgaben widmeten, öffnete ich die Nachricht.

Tom
https://www.recipesfromitaly.com/lasagna-bolognese/

»Ein Internetlink?«, flüsterte ich irritiert, drückte gleich auf die blaue Schrift, die mir auf dem Display angezeigt wurde. Worum es sich handelt, konnte ich schon anhand des URLs erkennen. Doch, was wollte mir der ehemalige Theaterkollege damit sagen?
»Authentisches Rezept für italienische Lasagne«, las ich leise den Titel der Website vor. War es ein Hinweis darauf, ich sollte ihm eine Lasagne kochen? Tom hatte mich gefragt, ob ich italienisches Essen zubereiten kann. Es war ein leichtes für mich, dieses Gericht auf den Tisch zu zaubern. Ehrlich gesagt war Lasagne nicht schwer und ich könnte diese mit geschlossenen Augen kochen. Aber ich hatte noch nie für jemanden ein Essen zubereitet, erst recht nicht für eine Person, in die ich verliebt war. Wie würde ich reagieren, wenn es Tom nicht schmeckt und er mein gekochtes Essen ablehnt? Sicher würde ich mich nie wieder trauen, etwas zuzubereiten. War es dem Dunkelblonden wichtig, eine Frau an seiner Seite zu haben, die gut kochen kann? Mit weiteren Zweifeln am Kämpfen, erhielt ich eine weitere Nachricht, weshalb ich die Internetseite verließ und unseren Chat öffnete.

Tom
Das Rezept habe ich gerade rein zufällig entdeckt. Und... Nein, ich lüge. Ich habe explizit danach gegoogelt, weil ich mir überlegt hatte, eine Lasagne für dich zu kochen. Aber ich traue mich nicht.

Sophia
Wieso?

Tom
Tu nichts, wovon du keine Ahnung hast. Bestimmt würdest du mich auslachen, da ich sie niemals so gut hinbekommen werde wie du.

Sophia
Ich würde nie jemanden auslachen, der sich bei etwas Mühe gibt.

Außerdem verhielt ich mich in der Gegenwart des Schauspielers wie ein kleines Kind, das zum allerersten Mal in die große und weite Welt hinausgeht. Die Wahrscheinlichkeit, ich würde vor dem Blauäugigen anfangen zu lachen, war abwegig. Zusätzlich muss es nicht bedeuten, dass jeder ein Profi war, wenn es darum ging, Gerichte aus seiner Heimat zu kochen. Jedoch empfand ich es als erleichternd nicht die Einzige zu sein, die Zweifel bei gewissen Situationen verspürt. Meine waren weit gefächert, in jeder Lebenslage, aber auch Tom hatte hin und wieder solche Momente. War es doch ein wenig normal, sich manchmal nichts zuzutrauen, aus Angst, man würde versagen? Liegt es in unserer menschlichen Natur? Bei manchen mehr und bei anderen weniger ausgeprägt?

Tom
Dann haben wir jetzt zwei Optionen! Entweder ich koche und wir haben eventuell Pech, und es schmeckt nicht, oder du kochst.

Für immer noch einmalWhere stories live. Discover now