Vierundfünfzig

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Es interessierte mich nicht im Geringsten, wie Lonée seine Arbeit in diesem Bereich des Landes machte, da ich keine wichtigen Bindungen zu seinem kleinen unnötigen und läppischen Kartell hatte. Sein Kartell kümmerte sich um den Handel von illegalen Daten von Firmen. Für solche Themen habe ich Experten, die sein Kartell in zwei Sekunden ausschalten könnten. Aber ich ließ ihn seinen kleinen kraftlosen Job machen.

Das bedeutete, dass er sich völlig umsonst Kopfschmerzen machte, vor lauter Angst, dass ich ihm den Hals umdrehen könnte, wenn ich die Gerüchte hörte.

Dabei habe ich sie bereits gehört, da wusste er noch nicht, dass sie existieren.

„Senor Bellucci und Senora Bell—", begann Lonée und ich wusste augenblicklich, dass sie ihn unterbrechen würde. „Rouge" Ivana stand weiterhin stolz zu ihrem eignen Nachnamen.

Sie war nicht mehr mit Bené verheiratet, also hatte sie Recht mit ihrem Nachnamen, der nun wieder Rouge war.

„Senora Rouge. Schön, dass Sie gekommen sind. Meine Frau kommt auch bald zur Feier. Ihre Limousine verspätet sich ein wenig. Amüsieren Sie sich bis dahin" Er lächelte schief und lief dann wie ein erschrockenes Reh im Licht davon.

Ivana wand ihren Kopf zu mir und ich sah in dem amüsierten Glänzen ihrer Augen, worauf sie hinauswollte. „Das mit der Limousine war absolut gelogen" Ich nickte und zwang mich dazu meine Augen von diesem schönen Lächeln auf ihrem Gesicht zu nehmen.

„Es ist echt unfassbar, wie uns niemand normal behandelt. Wir sind nicht die Präsidenten dieses Landes", bemerkte Ivana und trank aus ihren Glas Dom Pérignon.

Ihr knallroter Lippenstift heftete sich an die Stelle aus welcher sie trank. Das pechschwarze Kleid in der Kombination mit diesem bösen Gesicht ließ jede Frau und jeden Mann hier in diesem Raum darüber nachdenken, wie eine Sirene und Hexe wie sie es geschafft hatte an meine Seite zu kommen. 

„Würde ich nicht an deiner Seite stehen, hätten sie dich trotzdem nicht normal behandelt", antwortete ich ihr.

Einige Menschen wanden ihre Köpfe aufmerksam zu uns und trauten sich nur für kleine Augenblicke zu uns zu schauen, bis sie wieder so taten als wären ihre eigenen Gespräche interessanter.

„Die Leute haben dich noch nie mehr als zwei Wörter reden sehen, deswegen haben sie gerade alle einen Herzstillstand bekommen", erklärte mir Ivana.

Sie bemerkte weniger die Blicke, die auf ihrer Existenz lagen, sondern nur die welche mich sich auf mich legten.

Was? Izàn Bellucci kann mehr als nur ‚Ja' und ‚Nein' sagen? Das denken sie sich gerade", witzelte sie amüsiert. Mir gefiel ihre entspannte und lockere Art, da ich es absolut hasste in diesem Raum zu sein und auf der Stelle mit ihr wegfahren wollte.

Mir waren all diese sozialen Events und Anlässe unwichtig und keiner konnte mich überzeugen sie gut oder hilfreich zu finden. Feiern existierten nur um einen teuren Eindruck zu erwecken und die Leute für sich zu gewinnen, in dem sie mit teurer Innenarchitektur und Weinen, einer lauten Band, glänzenden Kronleuchtern, angaben.

„Ivana" Sie drehte sich zu mir. Wie eine Löwin, anmutig und graziös, stand sie neben mir. Die extrem stolze Haltung, der strenge Blick, all das sprach für ihre Art. Denn sie achtete nicht darauf so zu sein, sie zwang sich nicht dazu. Es war ihre Natur, ihr wahres Wesen.

In meinen Augen las sie, was ich andeutete. „Izàn, wir haben das Geburtstagskind noch nicht einmal gesehen", erklärte sie direkt. Es amüsierte mich, wie sie die alte Frau des Anführers immernoch ‚Geburtstagskind' nannte. Es war als ob sie sich über den Geburtstag, diese übertrieben Dekoration und Feier lustig machte. Sie nahm all das hier genau so wenig ernst, wie ich.

Und anhand meines Blickes wusste sie ganz genau eine Sache— es war mir egal, ob wir der Ehefrau des Anführers gratulieren konnten.

Ivana sah kurz nochmal in den Raum.
Sie überlegte ein wenig und als diese enorm große Freundesgruppe wieder schallend lachte, wand sie ihren Kopf zu mir.

„Wen interessiert das Geburtstagskind? Vamos", antwortete sie, nahm meine Hand und lief los.

Sie überraschte mich oft, faszinierte mich nicht selten, aber dieser Moment gehörte zu den Situationen, in denen ich bemerkte, dass Ivana Rouges Charakter manchmal so viel absurder, brutaler und knallharter sein kann, als man ohnehin schon erwartet.

Die Gäste beobachteten uns dabei, wie wir den Raum verließen, aber niemand traute sich uns anzusprechen.

Ivana lächelte niemanden an, bewahrte stets ihren abgehobenen Ausdruck im Gesicht, der jeden davon abhielt ihr freundlich zuzunicken.

Ich warf das Auto an und fünf Minuten später rasten wir über die Autobahn in die Richtung unseres Anwesens. „Ich habe eine bessere Idee. Es ist noch früh und wir sehen beide schick aus"
Genervt atmete ich aus.

„Lass uns Candela und Pablo abholen, die einzigen Menschen, die nicht zittern während sie mit uns reden. Und dann fahren wir ins Lilée"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein" Die Menschenmenge auf der Feier hatte mir gereicht. Ivana erahnte, was mir durch den Kopf ging.

„Wir können ins VIP. Da stört dich niemand", schlug sie vor und beugte sie über die Mittelkonsole. Ihre roten Lippen lächelten schelmisch. Dieses Biest. Wie ich ihren Blick manchmal hasste. Er war so gewinnend.

„Pablo kann mit euch gehen. Ich fahre heim", entgegnete ich. Ivana zog die Augenbrauen missbilligend zusammen. „Nein" Sie erlaubte mir nicht heimzufahren?

„Ich gehe nicht ins Lilée, Ivana" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich analysierend an. „Aber du warst schon in anderen Clubs", stellte sie fest. „Für Geschäfte" Sie rollte die Augen. Hexe.

„In Ordnung, dann gehe ich halt ohne dich"
Ihr frecher Blick ließ mich beinahe wütend werden, aber ich wusste wie ich meine Emotionen zu kontrollieren habe. Auch wenn mich die Tatsache, dass sie dort tanzen würde, ohne dass ich sichergehen konnte, dass widerliche Männer sie nicht anstarrten, würde ich nicht austicken.

Außerdem war Pablo da um sich um ihre und Candelas Sicherheit zu kümmern.

Tief durchatmende zog sie ihr Telefon hervor.

„Candela, zieh' dein schickstes Kleid an. Wir gehen ins Lilée"

Ich betete für sie, dass ich dieses Lilée diese Nacht nicht in die Luft jagen musste.

















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okkkkkkkkk nächstes kapitel wird eine 11/10

übrigens eure kommentare beim letzten kapitel waren so schön aufmerksam und sensibel, ihr lest diese geschichte mit den richtigen augen und verstand.

danke.

IZANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt