Vierundreißig

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- MILANA YUREK -

Die junge Frau, ihre Haare schimmernden vor hellem Glanz, erhob sich vom Tisch und verließ das Esszimmer.

Noch bevor Izàn, mein die letzte Zeit ansatzweise menschlicher wirkender Enkel, ebenfalls aufstehen konnte, hob ich meine mit der Zeit immer faltiger gewordene Hand, an dessen Finger der Ring meines Seelenverwandten Naels lag.

„Lass mich", riet ich ihm sanft und er nickte.

Candela sah mich warnend an. Sie fürchtete sich vor Ivana. Die Augen meiner Enkelin waren die selben, wie die meiner Tochter. Für mich einfach zu lesen.

Blonde Haare schwingen in das Zimmer, dessen Tür leise geschlossen wurde, noch bevor ich ankam.

Nach einmaligem Klopfen öffnete sie mir die Tür.

Ihr Blick erstarrte, als sie mich und nicht Izàn erkannte.

„Ich werde heute nicht mehr nach unten kommen"

Ivana hieß die junge Frau, die so stolz und klar vor mir sprach, als wäre es ihr vollkommen gleichgültig, dass mein Mann einst der meist gefürchtetste Mann dieser Unterwelt war.

„Das ist in Ordnung. Dich zwingt niemand mit uns zu essen. Setz' dich" Ich lief an ihr vorbei und deutete auf die Couch, auf welche ich mich zuerst setzte.

Diese vorsichtige Schönheit war so gnadenlos vom Leben gezeichnet und bestraft worden, dass sie in jedem Menschen eine Gefahr sah, die ihren Untergang aufgeregt erwartet.

Doch dem ist nicht so.

Ich sah in ihren misstrauischen Augen, dass sie sich nicht setzen wollte, doch aus Respekt tat sie es dennoch.

„Du hast Angst", begann ich.

Ich wünschte mir, dass Pénelope hier wäre.
Sie sollte sehen, welche interessante und einzigartige Frau durch Izàns Kopf schwirrte.

„Das haben Sie wohl falsch verstanden, Senora Yurek. Ich habe keine Angst vor irgendwem"

Ivanas Blick war stark, streng und undurchlässig.

Anders.

Es war still.

Sie war so jung, wie Pénelope, als sie Nadal kennengelernt hatte. Und jedesmal versuchte es vor mir zu verheimlichen, wenn sie vor lauter Gedanken an ihn nicht einschlafen konnte.

„Du und Pénelope hättet euch gut verstanden"

Ivanas Haltung wurde steifer. Sie saß gerade und aufrecht neben mir. Wie eine Königin.

Sie ließ sich von mir nicht einschüchtern.

„Obwohl wir so unterschiedlich sind?"

Sie wollte anders sein, als Pénelope.

Und auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie Pénelope ähnelte, kann ich Ivana nur zustimmen. Sie war nicht wie meine verstorbene Tochter.

IZANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt