DRITTES (2)

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"Der Wolf pustete und pustete! Doch das Häuschen des dritten Schweinchens bewegte sich kein Stück", erzählte Bonnie und streichelte dabei ihren Cousin durch seine weichen Babyhaare während er so stark pustete wie er konnte, "Da wurde der Wolf böse und holte sich eine Leiter. Somit konnte er hoch aufs Dach um durch den Schornstein in das Haus zu gelangen.
Aber die Schweinchen waren schlau und entfachten ein Feuer im Kamin."

"Da wa dew Wolf abew dumm", unterbrach Christoph sie. "Warum denn?", fragte Bonnie und zog ihn noch etwas näher zu sich. Seine Augen waren halb geschlossen und dann riss er sein Mund ganz weit auf.
Sein Gähnen steckte sie an und auch Bonita bemerkte ihre Müdigkeit. "Ew hat den Wauch nich gewochen", belehrte der Kleine sie.

"Jedenfalls sprang der Wolf in den Schornstein und fiel. Als er unten ankam verbrannte er sich. Er rannte aus dem Haus, denn die Schweinchen hatten ihm schon die Tür geöffnet und hielt sich dabei seine verkohlte Rute.", beendete Bonnie ihre Geschichte.

"Ich mag noch nich schlafen Bienchen", flüsterte Christoph. Aber Schließlichblinzelte er nur noch paarmal bevor sich sein Atem regulierte und seine Augen zublieben. Leise schlich sich Bonnie aus dem Zimmer. An der offenen Tür flüsterte sie noch: „Guter Nacht, kleiner Löwe.", ehe sie die Treppen runter ging.

Bonnie saß am Esstisch in der ersten Etage und entspannte sich bei einem Teller Nudelauflauf ihrer Tante.
Das stätige Ticken der Wanduhr nervte sie, beruhigte sie aber andererseits.
Es war ungewöhnlich still, die Familie Jones saß wahrscheinlich immer noch im Kinosaal und entspannte sich bei einem Film und Tante Franzi hatte sich hingelegt. Vielleicht würde Christoph durchschlafen und so den ihr zustehenden Schlaf seiner Mutti gönnen.

Irgendwie war Bonnie unheimlich zumute.
Draußen war es dunkel geworden und erste Sterne beleuchteten den Nachthimmel. Bonitas Blick schweifte zu der Uhr. Es war kurz nach elf und ihre Mutter war immer noch nicht da.

Tik

   Tak

  Tik

   Tok

   Tik

   Tak

  Tik

  Tok

In Gedanken ahmte Bonnie das Geräusch der Uhr nach.
Erneut richtete sie ihren Blick zum Fenster. Sie konnte nicht weiter hier sitzen und raus starren. Sie ließ den Teller einfach liegen, wegräumen würde sie ihn morgen. Sie raste die Treppen hoch, wollte einfach nur aus dieser gespenstischen Küche kommen.
Bei sich im Zimmer fühlte sie sich viel wohler.

Das schwache Licht der LED-Streifen füllte den Raum mit angenehmen blauen Licht. Bonnie gähnte und dachte an den Jungen mit schwarzen Haaren.

Der Junge, der sie heimgefahren hatte.
Nolan

Noch in ihren Alltagsklamotten schmiss sie sich auf ihr Bett und beobachtete die von ihr aufgeklebten Sterne an der Decke. Bonita erinnerte sich an den Tag als sie diese Sterne mit ihrer Mutter angebracht hatte. Es war kurz nach dem Einzug, kurz nach ihrem Neuanfang. Die grün leuchtenden Sterne verzauberten Bonnie jeden Tag aufsNeue. Hielten sie im Bann, während sie versuchte einzuschlafen. Oft stellte Bonnie sich dann Geschichten vor,
von fremden Planeten und geheimnisvollen Monstern.

Die Arme von sich gestreckt lag sie auf ihrem Bett. Sie bewegte sich keinen Millimeter, als hätte man sie gekreuzigt und ihr keine Möglichkeit gegeben sich zu bewegen. Ihre Augen richtete Bonnie starr auf die Decke und atmete mehrmals tief ein und tief aus.

Traumtänzer - Todbringende TräumeWhere stories live. Discover now