PROLOG (2)

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"Zeig sie mir", flüsterte Lani mit magischer Stimme, "Zeig mir deinen Champion." Langsam drehte es sich ihr zu, in dieser nebeligen Gestalt konnte es keine richtigen Gesten vollführen. "Nein Lani" Sie blinzelte mehrmals und sah ihn dann lange an. "Was schadet es dir, ich will sie doch nur kennenlernen." Das Wesen drehte sich wieder von ihr weg. "Ich hab gesagt nein", murmelte es und ließ nebenbei die restlichen Sachen verschwinden. Der Stuhl und die Bücher lösten sich auf wie Zucker in Wasser.

Bei jedem Schritt die sie machte, wehte ihr Kleid mit und raschelte leise. Lani stolzierte in sein Sichtfeld und stellte sich vor ihm hin.

"Du kannst es mir nicht verweigern, ich werde es so oder so kennenlernen", schnaubte sie empört. "Sie ist kein Ding", seufzte die Rauchwolke müde, "Und wenn du sie so oder so kennenlernen wirst, kann es auch warten." Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf den Boden und redete weiterhin auf ihn ein. Erschöpft gab das Wesen nach. "Nur fünf Minuten", entschied es. Wie ein Kleinkind sprang die Frau auf und ab. Begeistert klatschte sie in ihre Hände und sagte: "Na dann los!"

Die Wolke schwebte vor ihrem Gesicht und das dunkle grau klärte sich allmählich auf. In den Rauchschwaden erkannte sie ein Mädchen. "Sie ist sehr jung", rief Lani verblüfft aus, "Sicher das sie es ist?" Ein leises Brummen aus der Wolke bestätigte ihre Annahme. Du dunklen der Frau hefteten sich auf das Geschehen vor ihr. Das Mädchen mit einer roten Lockenmähne saß in einem Klassenzimmer. Ihr Kopf lag auf dem Schreibtisch und ihr Blick richtete sich zum Fenster. Immer wieder fielen ihr die Augen zu und nur mit viel Mühe hielt sie sich wach.

"Bonita? Könnten sie mir bitte erklären, was an dem Geschehen draußen so viel interessanter ist, als an meinem Unterricht?", unterbrach eine männliche Stimme die Ruhe. Erschrocken rappelte das Mädchen sich auf und setzte sich dabei wieder gerade hin, leider fiel sie dabei fast vom Stuhl und landete auf dem harten Boden.

"Bonita, ich rede immer noch mit ihnen." Ungeduldig stand der Lehrer vor der Tafel. Seine Arme vor der Brust verschenkt, dahinter hielt er ein Lehrbuch und ein grimmiger Gesichtsausdruck schlich sich auf das alte, von Falten übersäte Gesicht. "Entschuldigen sie Herr Franke, aber eigentlich ist so ziemlich alles interessanter als ihr Unterricht...", flüsterte das Mädchen, welches anscheinend Bonita hieß, während sie sich wieder setzte. Empört schnappte der Lehrer nach Luft. "Wie können sie es wagen?!", schrie er sie an und knallte das Lehrbuch auf einen Tisch neben ihm. "Aua!", rief der Schüler, welchem der Platz gehörte. Mit seiner rechten Hand bedeckte er sein Ohr, aber dieser Lehrer ignorierte ihn. Bonitas Mitschüler ließen sie nicht aus dem Blick, ihr Sitznachbar grinste und bewunderte das Schauspiel. Erst jetzt schien das Mädchen zu registrieren, was genau sie gesagt hatte. "Entschuldigen sie", begann sie. "Stehen sie auf!", zischte ihr Lehrer, brav erhob sie sich.

"Der hat aber einen schlechten Tag", murmelte Lani.

"Kommen sie her Fräulein...", flüsterte er und seine rasselte gefährlich, als er mit seiner Hand vor sich deutete. Angespannt hielt die ganze Schulklasse ihren Atem an. Langsam stolperte Bonita vorwärts zu ihrem Lehrer und blieb etwa zwanzig Zentimeter vor ihm stehen. Er war ihr so nah, dass Bonita leicht ihr Gesicht verzog und rümpfte ihre Nase. "Ein Problem?", fragte Herr Franke drohend und kam noch einen Schritt auf sie zu. Das Mädchen war groß, sodass ihr Lehrer hochschauen musste. Nur fünf Zentimeter trennten sie. "Sie dringen in den Bereich meiner Privatsphäre", sagte sie mit halbwegs fester Stimme. "Sie verschmutzen ihn mit ihrem einprägsamen Fischgeruch", fügte sie hinzu, zwar etwas leiser, aber immer noch gut hörbar.

Wie ein Fisch schnappte er nach Luft. Schnell streckte er seine Hand vor, angsterfüllt dass er sie schlagen wollte, schoss auch Bonitas Faust vor und erwischte ihren Lehrer genau in der Mitte seines Gesichtes. Die dicke Hornbrille fiel zu Boden. "An die Tafel", hatte er gesagt, aber die Schülerin hatte es nicht gehört. Ohne die Brille wirkten seine Augen deutlich kleiner, aber umso mehr versprühten sie feurige Funken. Bonita öffnete ihren Mund, das wollte sie doch nicht.

"Fuck"

Traumtänzer - Todbringende TräumeWhere stories live. Discover now