Kapitel 15

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*Und mit diesen Worten verschwand sie in die tiefen ihres Ladens.*

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Zwei Tage später war der große Tag gekommen, an dem ich abgeholt werden würde.

Ich war die letzten Tage ein einziges Nervenbündel gewesen, weshalb es mich ganze dreimal von Shadows Rücken fegte. Aber wütend auf ihn sein konnte ich schlecht, er spürte schließlich nur meine Unruhe und reagierte endsprechend seinerseits.

Trotz dieser drei unschönen Begegnungen mit meinem geliebtem Freund dem Boden, hatte ich die letzten Tage sehr genossen.

Ich hatte nahezu den ganzen Tag im Stall mit den Pferden verbracht und war sowohl mit Shadow als auch mit Snow, immer wieder zu meiner Lichtung und meinem geheimen Bogenschießplatz geritten.

Nun saß ich total überfordert auf meinem Bett und überlegte wie ich es im Schloss überleben sollte. Schließlich kannte ich mich in meinem Haus aus wie in meiner rechten Westentasche und machte deswegen nicht jeden Tag Bekanntschaft mit dem Boden oder herumstehenden Möbeln, wie sollte ich mich da in einem total unbekannten Terrain zurechtfinden?

Als ich auf die Uhr sah fiel mir auf, dass ich kaum noch Zeit hatte, da ich mich noch umziehen musste und mich davor noch von den Pferden verabschieden wollte, lief ich schnell zur Tür.

Langsam lief ich die Treppen herunter, mal wieder darauf bedacht, nicht auszurutschen. Denn das letzte was ich jetzt noch gebrauchen könnte, wäre eine gebrochene Nase.

Sobald ich unten ankam, lief ich schnellen Schrittes zum Stall um mich dort von allen zu verabschieden, denn ich hatte noch genau eine Stunde, bis ich gehen musste, bis dahin wollte mich mein Vater auch überhaupt nicht sehen.

Ein kleiner Stich fuhr durch mein bereits durchlöchertes Herz, wenn ich an seine Worte zurückdachte.

Nein, ermannte ich mich selbst, die Zeit gehörte ganz meinen Pferden und nicht meinem Vater.

Eine wohlige Wärme und ein angenehmer Pferde Duft begrüßten mich sobald ich in die Stallgasse trat und auch das fröhliche wiehern von Snow durfte nicht fehlen.

Tief einatmend und mich innerlich bereits mental auf den Abschied bereit machend lief ich langsam in die Stallgasse hinein.

Sofort streckten die Pferde Köpfe in meine Richtung, während ich an ihnen vorbeilief. Wobei ich jedem von ihnen einmal über die Nüstern strich und mich mit leisen Worten von ihnen verabschiedete.

Noch konnte ich meine Tränen erfolgreich zurückhalten, doch als Sparky, unser kleines freches Shetlandpony, an meinem Bein schnupperte um nach Leckerlies Ausschau zu halten, kamen doch die ersten Tränen.

,,Tut mir leid Kleiner, ich hab heute kleine Leckerlies für dich'' schniefte ich ihm zu und umarmte einmal seinen Kräftigen Hals, bevor ich traurig, mit mittlerweile verschwommener Sicht, weiter lief.

Wirklich anhalten tat ich erst an Snows Box, die ich dann auch öffnete um zu ihm zu treten.

,,Hey mein Süßer. Wie geht's dir?''

Ich weiß manch einer würde mich jetzt für dumm oder seltsam halten, weil ich mit meinem Pferd rede. Doch für mich war es immer eine Erleichterung mit ihnen zu reden. Ihnen konnte man all seine Sorgen, Probleme und Geheimnisse anvertrauen, sie hörten einfach nur zu. Lachen dich weder aus noch nutzen sie deine Geheimnisse und schwächen gegen dich aus.

Es war mir schon immer schwer gefallen mit Menschen zu reden oder Kontakte zu knüpfen, doch mit Pferden war das eine ganz andere Sache.

Schnaubend drückt Snow sein Gesicht in meinen Pullover.

Blind CrownsWhere stories live. Discover now