Yoongis Daumen bewegte sich und ich blickte zu ihm, sah ihn traurig an. In seinen Augen sah ich Wut, Schmerz, Traurigkeit. Ich blickte wieder weg.

"Irgendwann änderte er seine Taktik. Er schickte mir Fotos von euch und warnte mich, was euch alles passieren könnte.", dachte ich zurück und mein Herz schlug schneller. Niemand sagte etwas.

"Ein Autounfall, ein Schubs von der Treppe, eine Entführung oder es könnte ja plötzlich etwas von der Decke fallen. Ich… ich…", stockte ich und blinzelte mehrmals. Die Angst, die ich zu diesem Zeitpunkt hatte war wieder greifbar.

"Ich wollte nicht noch mehr sehen oder lesen. Nachdem er mir schrieb, dass er dafür sorgen würde,  wenn ein Teil von uns in einem Auto ist, dass die Bremsen versagen, reichte es mir…", wisperte ich und konnte nicht verhindern, dass die Tränen aus meinen Augen fließen.

Ich wischte sie mit einer Hand weg.

"Ihr wart zu einem Zeitpunkt nicht da, das war der Tag, als ich "kopfschmerzen" hatte.", sah ich zu Namjoon. Seine Augen wurden groß. Er wusste, welchen Tag ich meinte.
"Du hattest keine Kopfschmerzen, oder?"

Ich nickte.
"Ja! Es war gelogen. Das war der Tag, an dem ich beschloss zu gehen. Euch nicht mehr länger in Gefahr zu bringen, denn wenn euch etwas passiert wäre, das hätte mich irgendwann umgebracht.", brach ich hervor und die Tränen liefen weiter.

Ich blickte zu Yoongi.
"Ich konnte nicht noch mehr zusehen oder die Angst haben, dass euch oder dir etwas passiert. Er hat mir ein Bild von dir geschickt, da warst du am Flughafen. Das war der Tag, an dem du nach Japan musstest.", kam es stockend von mir.
"Er schrieb, was wäre, wenn der Flieger abstürzen würde? Du in diesem Flieger und kein Yoongi mehr.", schluchzte ich auf und schüttelte mit dem Kopf.

"Ich konnte das nicht zulassen!"

Yoongi's Hand zog mich zu sich und nahm mich in eine allumfassende geborgene Umarmung. Drückte mich fest an sich und strich mir beruhigend über den Rücken. Meine Nase in seiner Halsbeuge vergraben, flossen weiterhin die Tränen aus meinen Augen. Nur zu gern kuschelte ich mich an ihm. Meinen Yoongi!

Einen kurzen Moment gab er mir. Ich hörte selbst ein paar der anderen schniefen. Das waren mit Sicherheit Jin und Tae. Ich löste mich von Yoongi. Wischte mit über das Gesicht.

"Daher beschloss ich zu gehen und packte an dem gewissen Tag, meinen Koffer, buchte heimlich einen Flug und meldete alles wichtige ab, sowie mein Geld auf ein anderes Konto. Ein glatter Bruch!", sah ich wieder zu den anderen.

Namjoon war nach vorn gebeugt und hielt sich die Stirn. Jin hatte seinen Kopf an seinem Rücken. Sein Gesicht sah ich nicht. Kookie sah zur Seite, aber ich sah seine Augen glitzern. Tae weinte und Hobis Kopf lag auf Taes Schulter und strich sich über die Wangen. Ich blickte zurück zu Yoongi. Er weinte nicht, nur sah ich in seinen Augen, welcher Sturm in ihm tobte.

"Und zwei Wochen später, an einem Abend, als ihr gegangen seid, um euch zu amüsieren, hoffte ich so sehr, dass euch nichts passiert.", sprach ich zu Namjoon, Jin, Kookie, Tae und Hobi.
"Ich versuchte abzuschalten und es gelang mir einigermaßen.", sprach ich und blickte wieder zu meinem Yoongi.

"Unser letzter Abend weißt du ja sicher. Du hattest in der Nacht so tief und fest geschlafen und ich war glücklich darüber. Ich nahm mein Handy und machte ein Foto von dir, damit ich eine letzte Erinnerung an dich habe.", drückte ich seine Hand fester. Sah runter und strich mit meiner zweiten Hand über seinen Handrücken. 

"Ich stand schließlich und schlich mich in all eure Zimmer, machte ebenfalls leise Fotos von euch. Wenige Minuten später nahm ich meine Koffer, die ich in der Abstellkammer versteckt hatte, und ging. Blickte nicht mehr zurück, denn wenn ich es getan hätte, wäre ich eingeknickt, aber in meinem Kopf war ein permanentes Mantra: Für ihre Sicherheit! Für ihre Sicherheit! Immer wieder sagte ich mir das, und als ich dann in Jeju, in einer Ecke von der Insel ankam, an dem ich mich versteckte, brach alles zusammen. Mir ging es nicht gut. Ich aß wenig, ich weinte und meine Seele litt. Ich hatte nicht einmal ein Radio oder die Nachrichten an. Ich wollte einfach nichts von der Außenwelt wissen. Doch nach fast 6 Wochen ging es mir noch schlechter. Ich erbrach mich ständig, dazu Kreislaufprobleme und Bauchschmerzen. Ich fand tatsächlich einen Arzt, der mich untersuchte. Ich gab meinen Namen an, jedoch erkannte er mich nicht. Er war schon sehr alt, praktizierte so gut wie nicht mehr, aber für mich tat er es, denn der Arzt fand heraus, dass ich anders war, was ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht wusste."

Ich holte Luft.
"Ich meine, wann bekommt man als Mann, gesagt: "Herzlichen Glückwunsch, sie sind Schwanger."?, lachte ich bitter und sah zur Decke. Blickte nicht in die Augen von meiner Familie.

"Ich sah mich zunächst als ein Monster, bis der nette Mann mir berichtete, dass nur 3 Prozent von Männern dies können. Im Mutterleib bildeten sich die inneren Organe eines Mädchens, aber dann entschieden die Gene anders und ein Junge entsteht, aber scheinbar blieb ein Organ im Takt, die Gebärmutter…"

"Nachdem er mir das erklärte, und mir alles Mögliche beibrachte und ich im 5 Monat war, freute ich mich. Ich hatte etwas wofür es sich zu kämpfen lohnte, ich hatte etwas bei mir, was mich an meinem Yoongi erinnerte.", lächelte ich unter Tränen zu Yoongi. Er sah mich an, seine Augen waren jetzt mit Tränen benetzt.

Ich drückte seine Hand.
"Doch dann kam der Moment, als ich an einem Abend spazieren ging. Ich hörte Schritte und Stimmen, die sagten, man solle mich finden. Ich bekam Angst und rannte weg, dann fing es auch noch an zu stürmen und zu regnen. Ich verfluchte die Natur in diesem Moment. Ich hatte Angst, um mich und um mein Kind. Als ich dann die Schritte hinter mir hörte und an andere Menschen vorbei lief…", schüttelte ich mit dem Kopf.

"... achtete ich nicht einmal auf die Straße und das wurde mir zum Verhängnis.", flüsterte ich und sah auf den Boden.

"Ich spürte nur noch den Schmerz und den Aufprall. Ich hörte die Schreie von Menschen und die Stimme von Bogum, aber das alles war egal, denn als ich in den dunklen Himmel blickte, hatte ich nur euch im Kopf. Der Regen prasselte auf mich herab. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, doch ich spürte in meinem Bauch eine ruckartige Bewegung, dann war es still und ich wusste, etwas war passiert. Wenig später wurde es dunkel um mich.", endete ich.

Es herrschte Stille, nur leise hörte man das Schniefen von den anderen. Niemand sagte etwas, bis Yoongi sich wieder bewegte und mich zu sich zog. Fest in seine Arme nahm und dieses Mal vergrub er seine Nase an meine Halsbeuge und während er mich hielt, spürte ich seine Tränen, die auf meinen Hals tropfen.

Kaum verging eine Minute, spürte ich mehrere Arme, die sich um mich und Yoongi schlingen. Meine Familie! Ich wusste nicht, wer mir am nächsten war, aber ich legte meine Hand auf dessen Arm.

Zeigte somit, dass ich wusste, dass sie da waren und das war ein schönes Gefühl und daran hielt ich fest.

*

Ihr Lieben, so langsam kommen wir dem Frieden für Jimin näher. 😊


Copper-Curly

The Ways of Fate ||• Yoonmin •||Where stories live. Discover now