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Ich liess mich auf das weiche schwarze Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Olivia die Nachrichtensprecherin des TV Senders NOW erschien auf dem Bildschirm. Mein dunkles Wohnzimmer wurde in einen leichten Schein getaucht. Fast schon grell kam mir das Lichts des Fernsehers vor. Das Intro wurde abgespielt, in dem Olivia ihre Blätter ordnete. „Guten Abend und Herzlich Willkommen zu NOW. Heute haben wir ein paar erschreckende Neuigkeiten für Sie."

Ich lächelte verschmitzt, wie immer kam sie direkt zum Punkt. Wie praktisch.

„Der 63 Jährige Walter Black wird des Betrugs beschuldigt.
Er soll hunderte Diamanten verkauft haben, die gefälscht waren. Klar ist, dass einer der reichsten Männer des Landes festgenommen wurde, der bis zu diesem Vorfall ein makelloses ansehen genossen hat. Seine spenden an Wohltätigkeitsorganisationen und Klima-Aktivismus machten ihn äusserst beliebt. „

Nicht ganz korrekt Olivia. Er war es nie. Er war nie makellos. Bisher konnte er sich mit Geld aus jedem Gerichtsaal kaufen. Doch jetzt? Inzwischen war ein Video eines Passanten eingeblendet worden, der filmte wie Walter abgeführt wurde. Da kamen auch schon Reporter von überall her angeschossen. Sie riefen Walters Namen und hielten ihre Mikrophone vor seine Nase. Er aber senkte den Kopf und stieg in den Streifenwagen ein.

Olivia redete weiter: „ Bisher hat sich Walter Black nicht zu den Anschuldigungen geäussert. Die Beweise liegen jedoch schwerwiegend.
Laut der Polizei seien die nichtigen Verträge anonym per Post zugeschickt worden. Auch ein Video eines Zusammentreffens mit seinem Sekretär, in der die Tat besprochen wird, über einen USB Stick."

Ich schaltete den Ton leiser, stand auf und lief zu meinem riesigen Fenster. Ich kam nicht darum hin zu lachen. Ich hatte es geschafft. Es hat mir einiges an Mühe gekostet an Walters Verträge zu kommen.
Dennoch, ich war zufrieden. Der erste Schritt war getan. In dem Moment klingelte mein Handy. Ich nahm es vom Glastisch und wandte mich wieder dem Fenster zu. Auf dem Bildschirm leuchtete Nicolas Name.

„ Hey Nic.", sagte ich. „ Evelyn hast du das schon gesehen?", fragte er sofort aufgeregt.
Im Hintergrund hörte ich die Autos rasen und Hupen.
„Was denn?", fragte ich und schaute aus meinem Fenster. Unter mir beobachtete ich das geschäftige Treiben der Stadt.
Die Strassen waren voll und laut. Kein wunder, es war Feierabend. 

„ Wie, das hast du noch nicht mitbekommen?! Unser Boss ist festgenommen worden!", rief er. Es war kurz still.
„ Was Wirklich?! Was ist denn passiert?", rief ich und versuchte möglichst überrascht zu klingen. „ Er wird des Betrugs beschuldigt!", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. „ Des Betrugs?", fragte ich ungläubig. Ich merkte wie ich wieder in meine Rolle schlüpfte.

„ Walter? Das kann ich mir nicht vorstellen.", sagte ich daraufhin stockend. „ Eben ich auch nicht! Die sind doch total bescheuert!", rief er bestätigend und ich hörte wie er in ein Auto einstieg. „ Was passiert denn jetzt?", fragte ich atemlos. „ Verlieren wir jetzt unsere Jobs?", fügte ich hinzu. „ Keine Ahnung. Selbst wenn Walter nicht betrogen hat, der Ruf der Firma ist geschädigt.", sagte er. Ich hörte wie er ein Auto startete und die anderen Geräusche des Verkehrs abdämpfte.

Ich war so still als müsse ich mich von dieser Nachricht erholen. Inzwischen kam ich mir bei meiner Schauspielerei gar nicht mehr so blöd vor. Zunächst war es seltsam, das unschuldige, liebenswürdige, sensible Mädchen von nebenan auf der Arbeit zu spielen. Doch inzwischen hatte ich den Dreh raus. Es war meine zweite Persönlichkeit geworden.

„ Wir werden früh genug vom Stand der Dinge informiert werden", hörte ich ihn sagen. „ Aber was soll ich denn machen, wenn ich meinen Job wirklich verliere? Ich muss meine Miete zahlen und bin ganz allein in dieser Stadt!", rief ich unruhig. „ Beruhige dich Evelyn, es wird alles gut, wir werden eine Lösung finden.", sagte er mit seiner beruhigenden Stimme. „ Hoffentlich.", sagte ich nach einer weile. „ Tut mir leid, dass ich dich aufgewühlt habe. Am besten machst du dir ein Tee, beruhigst dich und gehst schlafen", sagte er.

„ Grossartiger Vorschlag. Aber ich glaube nicht, dass ich noch schlafen kann", sagte ich deprimiert.
„ Versuch es Süsse. Du brauchst deinen Schlaf", sagte er aufmunternd. Ich konnte nur erahnen wie heldenhaft er sich jetzt fühlen musste.
Was ein Flirt. „ Ich versuche es. Also wir sehen uns dann morgen. Ich muss noch über so einiges nachdenken", sagte ich und seufzte tief.
„ Ja, Schlaf gut", sagte er. „ Du auch", sagte ich und legte auf.

Eine weile stand ich noch so vor dem Fenster und beobachtet das Treiben der Stadt. Ach, Nic. Er war der einzige bei dem ich mich manchmal schlecht fühlte, da ich ihn so verarschte. Nicht zuletzt da ich den Verdacht hatte, dass er sich in meine erfundene, liebenswürdige Evelyn verliebt hatte.

Aber ich konnte da keine Ausnahme machen, diese Rache war mir zu wichtig.

*Sechs Jahre früher*
„Evelyn, das war ganz hervorragend!", rief Mrs. Konner und klatschte begeistert in die Hände. Ich lächelte erfreut. „ Wirklich? Ich hatte das Gefühl ich war zu emotionslos.", sagte ich und stieg von der Bühne die daraufhin knarzte.„ Ganz und gar nicht, ich habe es dir abgekauft.", sagte sie und gab mir meine Wasserflasche. Gierig trank ich das Wasser. Ich hatte gerade die Schlussszene des Stückes Verrat, persönlich geschrieben von Mrs.Konner vorgespielt.

„ Wo wolltest du nochmal zum Vorsprechen?", fragte sie, während sie sich auf ihren Stuhl vor der Bühne hinsetzte und im Skript blätterte. „ Theatre de Luna!", rief ich sofort. Sie zog überrascht die Augenbrauen zusammen.„ Hm, ja nicht schlecht. Zuerst solltest du aber an die Schulaufführung denken. Ich weiss, dass du lieber gleich die nächste Herausforderung in Angriff nehmen willst. Konzentriere dich auf deine jetzige Rolle. Verinnerliche sie, lebe sie.", sagte sie und schaute wieder etwas ernster. „ Ja, das weiss ich doch. Mach dir keine Sorgen", sagte ich.

„ Evelyn!", rief jemand. Ich drehte mich um und entdeckte meine Mutter Aurora am Eingang der Aula. Ihre blonden Haare waren ganz zerzaust vom Wind draussen. Mit den Einkaufstaschen lehnte sie sich an den Türrahmen. Sie trug noch ihre Maid-Kleidung von der Bar. Sie musste bis jetzt gearbeitet haben. Mit eingefallenen Schultern stand sie da und schaute mich wütend an. „ Komm jetzt, es ist schon spät! Du musst noch für Mathe lernen!", schloss sie an winkte mit der Hand.
Ich seufzte. „ Komm schon geh, deine Mutter wird sonst wütend", flüsterte Mrs. Konner.

„ Ist ja gut.", sagte ich und schwang mein Rucksack über meine Schulter. „ Bis nächsten Dienstag.", sagte ich und lief auf meine Mutter zu.

„ Wie oft habe ich dir gesagt, dass Schule zuerst kommt!", schimpfte meine Mutter. Wir sassen im fast leeren Bus und ich war so müde, dass ich mühelos hätte einschlafen können. Warum konnte sie nicht still sein? „ Schauspielerin zu werden.... Evelyn, studiere doch wenigstens zuerst, du bist 17! Du bist so intelligent warum verschwendest du das?", fuhr sie fort.

Nicht schon wieder. Meine Mutter war zwar sehr sanftmütig und oft zu nett, aber wenn es um meine Zukunft ging, war es ernst.

„ Hör mir zu wenn ich mit die rede!", sagte sie laut. Genervt drehte ich mich zu ihr um.

My Personal Revenge Where stories live. Discover now