Ein Haufen Einzelteile

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Kapitel 06
Ein Haufen Einzelteile

"Bis Montag, Hanna!" Steven winkte mir noch zu und ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln, ehe ich das Gebäude verließ und mich auf dem Weg zum Parkplatz machte. Es war jetzt ein einhalb Wochen her, seitdem ich mit Dom über meine Vergangenheit geredet hatte. Das Positive war, dass mein Vater nicht mehr aufgetaucht war, mich lediglich mit zwei Anrufen genervt hatte. Mein Vater ließ nie so wirklich locker. Dafür war er einfach viel zu kontrollbesessen. Das Negative war, dass ich mich verfolgt fühlte. Ständig hatte ich das Gefühl einen schwarzen Kleinbus zu sehen. Und ich glaubte auch, dass mich jemand rund um die Uhr beobachtete.

Heute Abend würden wir uns bei Dom treffen, einen kleinen Grillabend veranstalten. Es war schließlich Freitag. Ich hatte in der letzten Woche kaum mit Dom gesprochen, er kam nur einmal vorbei und lud mich ein zu dem Grillabend, aber ansonsten hatte ich nicht wirklich etwas von ihm gehört. Und über die Sache mit Alex hatte ich auch mit keinem mehr gesprochen. Ich hoffte allerdings, dass es sich heute Abend ändern würde. Ich wollte diese Paranoia endlich loswerden.

Auf dem Weg nach Hause hielt ich beim Supermarkt an, um meinen wöchentlichen Einkauf zu tätigen. Gedankenverloren griff ich nach der Packung Schinken und legte sie in meinen Korb, ehe ich einen Schritt zur Seite unternahm und gegen jemanden prallte. Dieser ließ prompt die Lebensmittelpackung fallen, die er noch zuvor in der Hand gehalten hatte. Ich bückte mich bereits nach dieser und hob sie ihm auf, ehe ich das Opfer meiner Tollpatschigkeit dann das erste Mal ansah und beinahe den Schock meines Lebens davongetragen hätte. Ich starrte direkt in die blaugrauen Augen von Alex Cortino. Vollkommen überrumpelt hielt ich ihm die Packung hin, bei der es sich, wie sich herausstellte, um Butterkäse handelte. Er nahm sie entgegen, wobei seine Finger leicht meine berührten. Es versetzte mir einen Stromstoß, der eine seltsame Wirkung auf mich hatte. Ich konnte meine Gefühle nicht genau deuten. Ich wusste nur, dass ich endlich einmal etwas sagen sollte, bevor er meine Reaktion noch vollkommen falsch deuten könnte. "E-Entschuldigung.", presste ich mühsam hervor. Verdammt, warum bist du so nervös?! Gute Frage. Warum war ich so nervös? Vielleicht, weil er der Anführer der DK's ist?

Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter und trat etwas zurück, um die notwendige Distanz zu wahren, um mich sammeln zu können. Cortino sah mich an, hob eine Augenbraue und fing an zu grinsen. "Siehe da, hallo Hanna!" Sein Ton war freundlich und nicht im geringsten verdächtig. Trotzdem redete ich mir ein, dass sein Verhalten vorgetäuscht war. Was auch immer er hier tat, er war ganz sicherlich nicht hier, um Butterkäse zu kaufen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er zufällig hier war. Da musste einfach mehr dahinter stecken. Aber wollte ich das wirklich wissen? Wollte ich nicht viel lieber Abstand zu ihm halten? Der größte Teil meines Inneren bestätigte das mit einem heftigen nicken. Bleib bloß weg von dem! Aber ich spürte auch diesen winzigen, kaum wirklich vorhandenen Teil, der neugierig hinter einer Mauer hervorlugte und mehr erfahren wollte. Der sich für Cortino interessierte und wissen wollte, wer dieser mysteriöse und ebenso bekannte Kriminelle war.

Ich zwang mir irgendwie ein Lächeln auf. "Alex.", sagte ich schlicht und nickte ihm zu. Er legte den Kopf schief und begann mich zu mustern, von oben bis unten. Ich fühlte mich unter seinem Blick unglaublich nackt und unwohl. Automatisch färbten sich meine Wangen rot und ich hätte mir am liebsten selbst eine Backpfeife verpasst. Mir war das ganze hier sichtlich unangenehm und auch Alex schien etwas davon zu merken, denn er beugte sich vor und meinte leise: "Keine Sorge, ich bin nicht geschäftlich hier. Ich kaufe lediglich ein paar Kleinigkeiten ein, wie jeder andere auch."Ach wirklich...? Ich glaubte ihm kein Wort, trotzdem zuckte ich lächelnd mit den Schultern. "Na, da will ich Sie auch nicht weiter stören. Ich habe noch etwas vor." Mit einem großen Schritt trat ich an ihm vorbei und wollte grade nach rechts in den Gang verschwinden, als er meinen linken Arm packte und mich zurückhielt. Vor Schreck setzte mein Herzschlag einen Moment aus und widerwillig warf ich ihm einen fragenden Blick zu. "Sag doch ruhig Du zu mir.", meinte er nur noch, bevor er mich losließ und ich mich eilig in den nächsten Gang zurückzog. Ich hatte noch nie so schnell eingekauft und trotzdem an alles gedacht, wie heute.

Instinctual || Fast&Furious Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt