Unerwünschter Besuch

3.3K 139 19
                                    

Kapitel 07
Unerwünschter Besuch

Ein Kitzeln in meiner Nase weckte mich, gefolgt von einem dicken Nieser. Ich streckte mich und stöhnte, als sich Rückenschmerzen meldeten. Blinzelt öffnete ich die Augen und richtete mich langsam auf. Ich war in der Garage eingepennt. Die Felgen einzubauen hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich gedacht hatte. Ich hatte fast den kompletten Abend und die Nacht durchgearbeitet. Fertig geworden war ich zwar, aber scheinbar hatte ich es nicht mehr geschafft mich in mein Bett zu befördern. Und nun meldete sich mein Rücken und bedankte sich für die harte Unterlage, auf der ich geschlafen hatte - den bloßen Boden.

Müde rappelte ich mich auf und fuhr mir durch die Haare. Mit einem Blick auf die Uhr vergewisserte ich mich, dass ich nur knapp drei Stunden geschlafen hatte - es war 9 Uhr am Sonntag Morgen. Ich seufzte und bewegte mich in mein Haus. Ich brauchte erst einmal eine heiße Dusche und dann eine Tasse Kaffee. Also setzte ich Kaffee an und ging derweil duschen. Als ich fertig war und nur in Bademantel gewickelt in die Küche ging, erschrak ich beinahe zu Tode, als mein Blick auf die Person fiel, die am Küchentisch saß. "Wie bist du rein gekommen?", fragte ich Dom, während ich tief durchatmete, um mich von dem Schock zu erholen. Mit zittrigen Händen griff ich nach einer Tasse und schenkte mir dann etwas von dem Kaffee ein. Ich kippte noch einen Schluck Milch hinzu und lehnte mich dann an den Tresen. Dom musterte mich mit hochgezogener Augenbraue und mir schoss die Röte ins Gesicht. Ich wickelte den Bademantel etwas fester um meinen Körper und verschränkte die Arme vor der Brust, in der einen Hand immer noch den Kaffeebecher. "Die Tür war offen.", erklärte Dom nun mit seiner tiefen Stimme. Ich biss mir auf die Lippen. Daran hatte ich gestern gar nicht mehr gedacht. Normalerweise überprüfte ich vorm schlafen gehen immer, ob die Tür verschlossen war, da ich häufig vergaß sie wieder abzuschließen. Ich sollte mir einfach angewöhnen, sie immer abzuschließen. Dann würde es solche Situationen gar nicht erst geben. Und wenn ich mir vorstellte, dass nicht Dom hier rein gekommen wäre, sondern jemand anderes - vielleicht einer von Cortinos Männern oder noch schlimmer Cortino selbst. Jegliches Haar an meinem Körper sträubte sich bei dem Gedanken.

"Was gibt's?", fragte ich nun und versuchte normal zu klingen. Dom erhob sich und lehnte sich am Tisch mir gegenüber an. Zwischen uns lag vielleicht ein guter halber Meter. "Ich wollte dir etwas zeigen. Eigentlich sofort, aber..." Mit gehobener Augenbraue glitt sein Blick an mir hinab. Wieder schoss die Röte in mein Gesicht. "Ja... ist grade schlecht. Gib mir 10 min, dann bin ich fertig.", sagte ich. Er nickte und ich ließ ihn stehen und lief die Treppe hoch, um mich fertig zu machen. Ich schlüpfte in eine Hot Pants und in ein weißes Top. Darüber zog ich eine Lederweste. Dann föhnte ich kurz meine nassen Haare, bis sie halbwegs trocken waren und trug noch etwas Maskara auf. Fertig.

Ich eilte wieder die Treppen runter, schlüpfte in ein Paar Schuhe und stand fertig in der Küche. "So, wir können los.", sagte ich und lächelte. Dom erwiderte das Lächeln und nickte zur Haustür. Ich folgte ihm nach draußen und stieg dann mit ihm in seinen Dodge.

Ich kannte die Strecke nicht, die er fuhr, ich bemerkte nur, dass er die Stadt um einiges hinter sich ließ. Mein Blick glitt aus dem Fenster und über die Landschaft. Die Sonne stieg immer höher und ich wusste, dass es langsam heißer wurde. Die Kühle der Nachtluft war bereits vollkommen verflogen und ich war glücklicher denn je über Doms Klimaanlage.

"Sag mir: wo fahren wir hin?", fragte ich schon zum gefühlten tausendsten Mal. Dom lächelte und nickte nach vorne. Ich folgte seinem Blick und mir blieb die Spucke weg. Vor uns sah ich eine riesige Ansammlung von Zelten, Menschen, Autos und LKW's. Eine Rennstrecke erstreckte sich inmitten des Ganzen. "Was ist das?", fragte ich vollkommen fasziniert. "Das ist Race Wars.", erklärte Dom. Ich warf ihm einen Blick zu. "Und du warst schon mehrmals hier?" Er fing an zu lachen. "Ich habe es erfunden."

Laute Musik umgab uns, als Dom durch die Menschenmenge fuhr, die komplett ausrastete und anfing zu jubeln. Ich sah mich gebannt um, bis wir anhielten und ausstiegen. Ich war überrumpelt von all den Eindrücken, der lauten Musik, den vielen Menschen, den leicht bekleideten Frauen und der Hitze der Sonne. Ich stand gefühlte Stunden an der gleichen Stelle, als mein Fahrer neben mir auftauchte. "Lust auf ein Rennen?", fragte er mich und ich begann breit zu grinsen. "Unbedingt!", erklärte ich. Dom nickte und reichte mir die Schlüssel. Ich wollte sie ergreifen, da zog er sie noch mal zurück. "Aber diesmal ohne Dellen." Ich musste lachen. "Versprochen!"

*

Mit einem Strahlen stieg ich aus Doms Dodge aus und lehnte mich dann an die Tür. Ich spürte noch immer das Adrenalin in mir, alleine bei der Erinnerung an die Rennen, die ich gefahren bin. Es hatte Spaß gemacht einfach zu fahren. Drei Mal hatte ich gewonnen, zwei Mal verloren. Dom hatte jedes seiner Rennen gewonnen, aber das war kein Wunder. Er war mit Abstand der beste Fahrer, den ich kannte. Dicht gefolgt von Brian, der grade aus Torettos Haus trat. Er lief auf uns zu mit einem viel sagenden Blick. "Du hast Hanna mitgenommen?", fragte er verwundert. Dom zuckte mit den Schultern. "Ich dachte mir, vielleicht gefällt es ihr ja." Ich nickte eifrig. "Das hat es, das müssen wir unbedingt noch einmal wiederholen!" Brian sah noch immer mit gerunzelter Stirn zwischen Dom und mir hin und her. Ich wusste nicht wirklich, was er wohl dachte.

Ich betrat Doms Haus und drehte mich kurz zu ihm um, da sah ich, wie Brian ihn zurück hielt. "Ich muss mal mit dir sprechen." Die beiden blieben draußen, während ich schulterzuckend ins Haus ging und auf Mia traf. Ich umarmte sie zur Begrüßung, ehe wir beide begannen uns zu unterhalten über den heutigen Tag. Mia erzählte, was sie heute unternommen hatte mit Brian und, dass die beiden schon sehr lange zusammen waren. "Alles fing damals an, als er in den Laden kam, wo ich arbeitete und ein Sandwich bestellte. Er kam jeden Tag und nahm immer das selbe schlechte Sandwich." Ich musste lachen. "Er war wohl schon damals in dich verliebt." Mia sah verträumt vor sich hin und nickte. "Ja und ich auch in ihn. Ich könnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen." Ich lächelte. Die beiden passten so gut zusammen. "Und demnächst wird noch etwas uns zusammen binden. Fester, als jemals zuvor." Ich sah sie fragend an, während Mia den Kopf senkte und auf ihren Bauch sah, eine Hand darauf legte. Meine Augen wurden groß, als ich verstand, was sie meinte. Ich umarmte sie stürmisch. "Wow! Das ist ja großartig!", rief ich aufgeregt. Mia sah nachdenklich vor sich hin und ich wurde wieder ernst. "Weiß Brian es schon?", fragte ich. Sie schüttelte den Kopf und ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Erzähl es ihm. Er wird diese Neuigkeit toll finden, glaube mir. Er wird ein guter Vater sein." Mia lächelte. "Das bezweifle ich auch gar nicht. Aber wenn ich es ihm erzähle, dann wird er wieder mehr von dem entfernt sein, was er so gerne macht." Ich legte den Kopf verwundert schief. Mia sah mich an. "Er liebt das geballer." Ich musste anfangen zu lachen und die werdende Mutter stimmte mit ein. Da öffnete sich die Tür und Dom trat ein. Sein Blick war ernster denn je und er starrte mich an. Ich wandte mich von Mia ab und ihm zu. "Was ist los?", fragte ich und mein Herzschlag beschleunigte sich automatisch. Dom seufzte. "Da ist Besuch da. Bewaffneter Besuch." Ich biss die Zähne zusammen. "Offenbar beobachten sie dich schon eine ganze Weile. Sie haben Han und Gisele." Kaum hatte mein Gegenüber den Satz ausgesprochen, stürzte ich an ihm vorbei und nach draußen, lief direkt gegen einen muskulösen Mann in schwarz. Er sah mich nur kurz an, da packte er mich an den Schultern und schob mich vor sich her die Veranda runter. "Lassen Sie mich los, ich kann selber gehen!", sagte ich wütend und zerrte mich los. Widerwillig ließ der Mann mich. Ich steuerte auf den schwarzen Kleinbus zu, der vor der Einfahrt parkte. Brian stand dort und diskutierte wild mit einem mir sehr bekannten Typen. Alex Cortino. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. "Was soll das?!", wollte ich wissen, als ich bei den beiden Männern angekommen war. Beide wendeten sich mir zu. "Hanna, verschwinde von hier!", sagte Brian, während Alex mich verschwörerisch angrinste. "Du kommst ja wie gerufen! Los, einsteigen!" Sein Blick wurde binnen Sekunden von grinsend zu todernst. Ich schüttelte den Kopf. "Wieso sollte ich?", wollte ich wissen. Alex wandte sich von Brian ab und baute sich direkt vor mir auf, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen. "Weil ich nicht glaube, dass du willst, dass Han und Gisele etwas passiert."

Instinctual || Fast&Furious Fanfiction Where stories live. Discover now