4. Ein Sturm zieht auf

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Nicht bewegen, bloß nicht bewegen.

Meine Augen waren noch fest zusammengekniffen, als ich langsam erwachte. Dröhnende Kopfschmerzen hinderten mich daran mich in irgendeiner Form zu bewegen. Ich wusste, dass sie nur schlimmer werden würden. Andererseits konnte ich auch nicht hier liegen bleiben. Ich fühlte mich komisch und der Stoff auf dem ich lag fühlte sich rau an und kratzte an meiner nackten Haut.

Irgendwann überwand ich mich und nahm einen tiefen Atemzug, ehe ich blinzelnd die Augen aufschlug. Dumpfes Licht tauchte den Raum in ein dämmriges grau. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand, ich wusste nur, dass ich unglaubliche Kopfschmerzen hatte. Ich kniff die Augen zusammen und sah mich um, versuchte auszumachen, was das für ein Raum war. Ich lag in einem Bett mit ausgefranster Bettwäsche. Es müffelte hier und der Holzboden war staubig. Vorsichtig setzte ich mich auf, um das ganze Zimmer zu inspizieren. Die Wände waren grau und verschmutzt. Dem Bett gegenüber stand ein alter großer Schrank, dem eine Tür fehlte. Rechts von mir befand sich ein Fenster, von dem das dumpfe Licht stammte. Dicke Vorhänge bedeckten die Glasscheiben. Ich hielt mir den Kopf und stand vorsichtig auf. Ich war barfuss, hatte aber ansonsten noch immer die Hot Pants und das Top von Gestern an. Meine Haare fühlten sich staubig und verfilzt an und bei jedem Schritt spürte ich den Schwindel. Ich konnte mich bis zu einem bestimmten Punkt an Gestern Abend erinnern, an die Leute, die ich kennen gelernt hatte und daran, wie viel ich getrunken hatte. Aber was war dann passiert? Ich war zum Nissan getorkelt und... Leichte Panik überkam mich. Was war das hier für ein Ort? Hatte mich jemand gefunden und hier her verschleppt?

Ich zog die Vorhänge auf und blinzelte in das nun wesentlich stärkere Licht. Ich musste mir die Hand vor die Stirn halten und das Licht abschirmen. Nur nach und nach gewöhnten sich meine Augen an das Licht und ich versuchte anhand der Häuser, auf die ich hinabschaute, zu erkennen, wo ich mich befand - vergeblich. Nur eine Sache konnte ich aus dem Blick schließen: Ich befand mich in einem Hochhaus und im 13. oder 14. Stockwerk.

»Oh sehr gut, du bist wach«, ertönte da eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und stand einem mir vollkommen fremden Mann gegenüber, der durch die Tür ins Zimmer trat. Er war vielleicht Anfang 30, groß, muskulös und hatte dunkle kurze Haare, die etwas verwuselt waren. Skeptisch sah ich ihn an. »Wer bist du?«, fragte ich und achtete darauf immer ausreichend Abstand zu ihm zu halten, während er durchs Zimmer streifte. »Mein Name ist Alex und ich habe dich gestern Abend vom Straßenrand aufgesammelt. Du warst etwas hinüber.« Er grinste verschmitzt und stand schließlich vor dem Fenster. »Ich hoffe es geht dir besser. Dein Nissan steht in meiner Garage, wenn du dich genug erholt hast, kannst du nach Hause fahren.« Ich sah ihn misstrauisch an. Irgendwie rumorte es in meinem Bauch, ich wollte so schnell wie möglich hier weg. »Vielen Dank für die Gastfreundschaft. Mir geht es bereits wieder besser, ich würde gerne sofort fahren«, erklärte ich und zu meiner Überraschung nickte Alex bloß und zeigte mit einer Geste, dass ich das Zimmer verlassen konnte. Ich sammelte mich und lief an ihm vorbei zur Tür. Kaum war ich neben ihm, hielt er mich am Oberarm fest und ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Keine Angst. Du solltest nur die hier noch mitnehmen.« Er hielt mir die Schlüssel für den 350 Z hin. »Ohne kommst du wohl nicht weit.« Ich schluckte schwer und nahm die Schlüssel aus seiner Hand, ehe ich ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ und mit dem Fahrstuhl ins Foyer des Hochhauses fuhr. Das Erdgeschoss schien auch gleichzeitig das Parkhaus zu sein, denn hier reiten sich einige Autos nebeneinander, auch mein Nissan. Eilig stieg ich ein und fuhr los. Ich ließ dieses skurrilen Ort hinter mir und war glücklicher, je weiter ich von dem Hochhaus entfernt war. Es war kein Geheimnis, dass es kurz vorm Abriss stand und bis auf Alex und eventuell andere Obdachlose verlassen war.

*

Im Schneidersitz saß ich auf meiner Couch in meiner Wohnung. Ich war frisch geduscht und hatte mir eine Jogginghose und einen zu großen Pullover übergezogen. In meiner Hand hielt ich ein Glas Wasser, in welches ich eine Aspirin warf. Gedanklich war ich noch immer bei dem Hochhaus und bei Alex. Ich konnte mir nicht erklären, wieso er mich dorthin gebracht hatte und was er überhaupt selbst dort verloren hatte. Alex sah definitiv nicht nach einem Obdachlosen aus. Er hatte einen dunklen Anzug getragen, eine perfekt gerichtete Krawatte und ein hellblaues Hemd unter dem Jackett. Sein Drei-Tage-Bart war gepflegt, ebenso wie seine Haare. Er sah eher aus wie ein reicher Geschäftsmann und passte überhaupt nicht in dieses Haus. Ich konnte einfach nicht verstehen, was passiert war. Egal was ich mir da zusammenreimte, ich saß vollkommen im dunklen.

Instinctual || Fast&Furious Fanfiction Where stories live. Discover now