Kapitel 1

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Manchmal gibt es diese Zeiten, in denen man einfach von zu Hause weg möchte. Sei es wegen den Nachbarn oder sogar Freunde oder Eltern, oder einfach Probleme, die man derzeit hat.
Ich glaube, das hatte jeder einmal irgendwie erlebt.
Aber keine andere Wahl zu haben, als vor seiner Heimat wegzugehen, ist viel schlimmer als das.
Zumindest hatte ich es anfangs gedacht, als meine Mutter mir sagte, dass wir gemeinsam mit meinem Vater und meinem kleinen Bruder in eine andere Stadt ziehen.
In diesem Moment war die Welt für mich zusammen gebrochen, denn ich hatte hier wirklich alles.
Ein paar wenige, aber gute Freunde, eine Schule mit guten Lehrern, wodurch der Unterricht sogar Spaß machte und dann war da noch meine beste Freundin Dijana, mit denen ich wirklich die schlechtesten Zeiten durchgemacht hatte.
Dies würde nun alles Vergangenheit sein, hatte ich gedacht.
Und genau das wollte ich nicht, weshalb ich viele Diskussionen mit meinen Eltern geführt hatte.
Aber dann wurde mir klar, dass ich keine andere Wahl hatte.
Ich musste mit, egal ob ich wollte oder nicht.
Nach einer Zeit hatte ich es endlich akzeptiert, auch wenn es mir ziemlich schwer fiel.

Die Zeit, in der meine Familie und ich noch in unserer alten Wohnung wohnten, verging ziemlich schnell. Von Monaten wurden Wochen und ehe man sich versah, war es nur noch genau ein Tag vor unserer Abreise. Während dieser Zeit hatte ich mich schon bei allen verabschiedet, aber dennoch hatten Dijana und ich uns noch einmal verabredet, bevor ich die Stadt verlassen würde.

Und nun stand ich da vor ihrem Haus, klingelte und wartete, bis jemand auf machen würde.
Es dauerte nicht wirklich lang, vielleicht ein paar Sekunden, bis jemand aufmachte.
Vor mir stand Dijana, ganz in schwarz gekleidet und leicht geschminkt. Ihre blonden Haare waren zusammengebunden und ihre blaugrünen Augen starrten freudig in meine.
»Hii!«, sagte sie und ging einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten konnte.
Ich begrüßte sie ebenfalls und während sie die Tür zumachte, zog ich meine Draußenbekleidung aus.
Danach gingen wir den schlicht gehaltenen, kurzen Korridor entlang zu einer Treppe, die ins Obergeschoss führte und somit in ihr Zimmer.
Als wir in ihrem Zimmer ankamen, setzten wir uns gegenüber auf den Boden und starrten uns gegenseitig an.
»Das wird wohl unser letztes Mal, was?«, meldete sich Dijana zu Wort, während sie ihren Blick von mir abwandte und stattdessen an ihre Wand voller Bilder schaute.
»Ja, scheint so. Aber das heißt ja nicht, dass wir uns nie mehr wieder sehen werden. Sind ja nur so... 12 Stunden Fahrt? Oder waren es 13?«, meinte ich ironisch und seufzte daraufhin. »Naja, zumindest können wir online noch Kontakt haben.«
»Du hast recht. Aber es wird trotzdem so langweilig und trustlos ohne dich sein... Ich werde dich und die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, wirklich vermissen.«, antwortete Dijana daraufhin.
»Ich dich auch... Aber lass uns die restliche Zeit noch genießen, die wir zusammen haben, ja? Hast du denn schon Ideen, was wir den Abend machen?«, fragte ich, während ich mir selbst schon einmal Gedanken darüber machte. Vielleicht sollte es ja etwas Besonderes sein, dachte ich. Es war immerhin das letzte Mal, das wir uns sahen, zumindest für eine Weile. Natürlich könnten wir auch einfach nur Filme schauen, aber dieser Tag sollte in Erinnerung bleiben.
Deshalb dauerte es auch eine Weile, bis Dijana antwortete.
Sie grinste mich an, als ihr eine Idee kam.
»Du kennst ja sicherlich Creepypasta noch, oder?«

Creepypasta.
Das Wort kam mir sofort in den Sinn.
Creepypastas waren Horrorgeschichten, erfunden von Personen aus dem Internet, in denen meistens Menschen von paranormalen Wesen heimgesucht wurden.
Ich hatte diesen Begriff immer versucht zu verdrängen, undzwar nicht, weil ich Angst hatte vor so etwas, nein, es war mir einfach peinlich, wenn ich daran dachte, wie...
»Also die Charaktere, für die wir früher immer zusammen gesimpt haben.«
Genau deshalb.
Natürlich war daran nichts Schlimmes, ich meine, man tat niemanden damit weh oder so, aber nach einer Zeit fand ich es immer lächerlicher, weil es immerhin Mörder waren.
Würden sie vor einem stehen, wäre man so gut wie tot.
Sie würden einen nicht einfach so am Leben lassen, nur weil man sie mag.
Nein, sie würden jedem einfach so töten und das aus Spaß, zumindest die meisten.
Diesen Teil an Creepypasta hatte ich wohl immer verdrängt.

»Oh ja... Wie kann ich die vergessen?«, sagte ich schließlich und dachte an die alten Zeiten zurück, wo es noch Dijanas und mein Hauptthema waren und dies Monate lang.
»Heheh- Nun, ehh, ich hatte überlegt, dass wir diese eventuell beschwören könnten. Ich weiß, dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,69% nicht funktionieren wird, abeeeeer es ist doch schon mal interessant, so etwas mal zu versuchen, zumindest für den Nervenkitzel und so, findest du nicht? Und wir hatten es eh schonmal vor, das ist zwar schon etwas her, aber egaaaal. Und seitdem sind sogar noch tolle Creepypastas hinzu gekommen.«, sagte sie und schaute mich mit einem erwartungsvollen Blick an.
Kurz überlegte ich, ehe ich nickte.
Sie hüpfte vor Freude in die Luft und hätte sich fast den Kopf an der Dachschräge gestoßen, hätte ich sie nicht gewarnt.
Danach ging sie zu ihrer Schublade und holte ihr Zweithandy heraus.
Es war wirklich ein Wunder, dass es noch funktionierte, so kaputt wie es war.
»Hier sind noch alte Rituale drauf. Ich hatte sie vor einigen Monaten im Internet gefunden und abgespeichert.«, erzählte sie, während sie in ihrer Gallerie scrollte und schließlich einen der Screenshots antippte.
»Sooo, ehh, ich weiß, ich hätte es kopieren können, aber ich war zu faul, heheh... Naja, das hier ist eine Anleitung zu BEN Drowned. Soweit ich mich richtig erinnere, habe ich dieses sogar schon einmal ausprobiert, aber es ist nichts passiert. Aber ich hatte eh ziemlich viel falsch gemacht.«
Ich hörte ihr interessiert zu und nickte immer mal wieder, während sie erzählte.
»Hmmm... Willst du mal gucken, welche? Du kannst gerne aussuchen, mir wären alle recht.«, sagte Dijana und reiche mir ihr Handy.
Ich scrollte etwas durch die Screenshots und tippte schließlich auf ein Zufälliges, da ich nicht wirklich wusste, welche Creepypasta wir nehmen könnten. »Eyeless Jack? Ich habe den Namen noch nie gehört.«, meinte ich, als ich das Ritual kurz mit meinen Augen überflog.
»Ohh, bis jetzt ist nicht ziemlich viel über ihn bekannt, bis auf das er seinen Opfern die Nieren entnimmt und er blind ist. Zumindest denke ich das, was ziemlich logisch wäre, also wegen seines Titels ist und so. Wir können uns nachher gerne seine Creepypasta durchlesen, wenn du willst.«, schlug sie vor.
»Nein nein, alles gut. Aber wir könnten das Ritual ja trotzdem machen, oder? Zumindest haben wir mit ihm keine peinlichen Erinnerungen oder so... Wahrscheinlich könnten wir die Charaktere nicht mal ernst nehmen, sollten sie wirklich beschworen werden.«, sagte ich und dachte wieder einmal an die alten Zeiten.

Nachdem wir beide beschlossen hatten, Eyeless Jack zu nehmen, suchten wir die Dinge zusammen, die wir für ihn brauchten.
Dazu gehörte ein schwarzer Stift, ein spitzer Gegenstand und eigentlich eine tierische Niere auf einem Teller, jedoch hatte Dijana keine zu Hause.
Das hieß für uns: Auf nach Tierleichensuche!
Zum Glück lebten Dijana und ihre Eltern nicht allzu weit von einem Wald entfernt, vielleicht 5 Minuten zu Fuß bis dahin, also machten wir uns auf den Weg.
Draußen war es ziemlich kalt und nass, der Wind wehte leicht an uns vorbei.
Wir gingen viele kleine Häusern entlang, die Dijanas Haus glichen, ehe wir irgendwann den Waldesrand erreichten.

»Suchen wir nach irgendwas Spezielles?«, fragte Dijana, während sie schon mal ihr „Werkzeug” aus ihrem Rucksack nahm.
»Hmmmm... Ich denke nicht. Aber wie wäre es mit einem Vogel? Die sind glaube ich relativ leicht zu finden, denke ich mal.«, antwortete ich ihr und nahm ebenfalls Sachen aus meinem Rucksack, die wir gebrauchen könnten.
Sie nickte mir zu und wartete, bis ich fertig war. Danach gingen wir die Straße entlang, fanden aber nicht wirklich etwas, weshalb wir vom Weg abgingen. Wir wollten gerade aufgeben, doch dann fanden wir endlich etwas: Einen Waschbär, der noch ganz frisch war.
»Yes, endlich! Nach 2 Stunden suchen! Ich mache das schnell, zum Glück habe ich im Bio-Unterricht aufgepasst, was man von dir nicht wirklich erwarten kann... Ehem«, meinte sie, zog sich Handschuhe über und begann, die Leiche zu enthaupten.
Irgendwie fühlte es sich illegal an, mitten im Wald einer Leiche, selbst wenn es nur ein Tier war, die Gedärme zu entnehmen...

»Soo, fertig. Lass uns jetzt schnell nach Hause, es wird schon dunkel.«, sagte sie, während ich damit beschäftigt war, die Niere in einer Plastiktüte zu machen.
Danach machen wir uns auf den Weg zu ihrem Zuhause.

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Wörteranzahl: 1430 Wörter

Heyyoo, ich hoffe, es hat euch gefallen!
Persönlich finde ich es irgendwie gar nicht so gut geworden, wie ich gehofft hatte.
Liegt es vielleicht an der P.O.V. oder meinem Schreibstil?
Habt ihr eventuell Tipps? :>
Jedenfalls danke für’s lesen.

Have a nice day!

What you did to me [Yandere! Eyeless Jack×GN! Reader]Where stories live. Discover now