Meine Zeichenkünste

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Heute hatten wir in der dritten Stunde Biologie, wir untersuchten verschiedene Pflanzen und mussten sie Zeichnen. Ich hob mir das Zeichnen für zuhause auf, da ich nicht wirklich eine As im Zeichnen war, eher das Gegenteil. Als es zur Pause läutete, legte ich aufatmend meinen Stift weg und lehnte mich an meinen Stuhl. "Hey Jordan.", ich fiel fast um vor Schreck, konnte mich jedoch gerade noch am Tisch festhalten. "Was zur Hölle, Sam!", schrie ich sie an. Sam hatte rote Haare, braune Augen und Sommersprossen. Sie war etwas größer als ich und hatte eine sehr dünne Statur. Mit ihr hatte ich mich als erstes angefreundet. Obwohl ich sie gerade einmal zwei Tage kannte, mochte ich sie ziemlich gern.

"Du musst dich nicht immer so schrecken wenn ich mit dir rede, so etwas besonderes ist das auch nicht.", neckte sie mich und kicherte. "Jaja, schon klar.", sagte ich etwas genervt. "Kommst du mit? Ich will mir was zum Essen kaufen.", sagte sie belustigt und lächelte. Ich sah sie gequält an:"Aber da müsste ich mich bewegen." Nun sah sie mich gespielt streng an:"Junge Dame, sie müssen mehr Sport betreiben, sonst wird aus ihnen eine Couch Kartoffel.", dann zog sie mich vom Stuhl und in den Gang. Dort ließ sie mich los und ging etwas vor, ich trottete ihr müde nach. "Hast du heute nach der Schule noch etwas vor? Wir könnten das Projekt gemeinsam machen.", sagte sie während sie sich umgedreht hatte und rückwärts den Gang entlang lief. Irgendwie schaffte sie es auch jedem der kam auszuweichen. Hatte sie etwa auch hinten ein Paar Augen? "Hallo, Erde an Jordan!", sie schnippste mit ihren Fingern vor meinem Gesicht und sah mich fragend an. Ich räusperte mich kurz verlegen:"Nein tut mir leid, ich gehe nach der Schule zu meinem Großvater ins Krankenhaus.", meinte ich und trottete weiter neben ihr her. Kurz sah ich einen mitleidigen Blick, dann brach sie diesen jedoch ab und lächelte:"Ich bin froh, dass deinem Opa anscheinend nichts passiert ist." Ja ich auch. Dachte ich mir, sagte jedoch nichts. Plötzlich fasste sie mich an meinen Backen und zog an ihnen:"Ach komm schon, keine deprimierte Mine machen. Hast du am Wochenende Zeit? Wir könnten shoppen gehen.", sagte sie und grinste. Ich verzog mein Gesicht:"Ich glaube das wirst du mit mir nicht genießen können. Ich werde dir die ganze Zeit deine Ohren volljammern, dass wir nach Hause gehen sollten.", sagte ich lachend. Sie zwinkerte mir zu:"So schlimm kann es nicht sein."

Nach der Schule ging ich geradewegs zum Krankenhaus. Bei der Rezeption musste ich zum Glück nicht mehr fragen wo das Zimmer war, deswegen ging ich sofort zu Opa. Als ich ins Zimmer kam sah ich, dass er gerade schlief. Das Fenster war offen und von draußen hörte ich Vögelgezwitscher und das rascheln der Laubblätter im Wind. Wie verzaubert ging ich dorthin und sah aus dem Fenster. Es war ein schöner Anblick, da das Krankenhaus am Rand des Dorfes war, hatte man einen schönen Ausblick. Ein Kirschbaum stand in der Nähe und die rosanen Blütenblätter flogen immer wieder mit der leichten Briese des Windes mit. Ich konnte auch ein paar Amseln sehen, die auf den dicken und dünnen Ästen des Baumes saßen und ihre Lieder dahin sangen. Ich atmete die frische Luft ein und schloss meine Augen. Ich musste zugeben, in New York war die Luft nie so angenehm kühl. Ich wusste, dass es eigentlich das gleiche Klima war, trotzdem war es dort immer etwas stickiger, außerdem war die Stadt in der Nähe, und wir hatten fast keine Bäume in unserer Nachbarschaft. Hier am Land, war es wirklich schön und ich genoss den Gesang der Vögel.
Als ich meine Augen wieder öffnete, fiel mein Blick auf das Blumenfeld, das hinter dem Gartenzaun lag. Verdammt, ich musste ja noch dieses Projektdingens machen. Seufzend ging ich vom Fenster weg und holte meine Sachen aus der Tasche. Mein Blick fiel auf meinen Großvater, er schlief noch immer tief und fest. Ich überlegte hin und her, ob ich die Aufgabe nicht besser wo anders machen sollte. Schließlich hatte ich diese "überaus nützliche" Gabe, egal ob ich wollte oder nicht, laut und tollpatschig zu sein. Da fiel mir der Junge nebenan ein, vielleicht konnte ich ihm damit seine bescheuerten Sprüche von Gestern heimzahlen.

Nun ging ich motiviert mit meiner BU-Mappe ins Nebenzimmer und knallte die Tür demonstrativ laut auf. Dann stapfte ich stolz, seinen überraschten Blick ignorierend in sein Zimmer. "Was machst du denn hier?", fragte er mich verwundert mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ich wollte meinen Opa nicht beim Schlafen stören und ich will dir das von Gestern heimzahlen.", sagte ich mit noch immer hochgehobenem Kopf. Ich setzte mich auf den Stuhl der vor seinem Bett stand, nahm meine Mappe und begann mit meiner Arbeit. Er sah mich währenddessen von oben bis unten an:"Meinen Rat hast du also nicht befolgt oder?" Ich stoppte mitten in der Handbewegung und warf ihm dann einen *halt die Klappe* Blick zu, worauf er anfing zu kichern, dann lehnte er sich etwas vor und versuchte einen Blick auf das Innere der Mappe zu erhaschen. "Was machst du da?", fragte er mit kindlicher Stimme und sah mich mit seinen großen Augen an. Wie alt war der Typ? 7? Oder ist er ein 5 Jähriger im Körper eines 18 Jährigen? Naja, jedenfalls war er ein Idiot. "Wirst du wohl nie erfahren.", gab ich ihm kalt als Antwort und zeichnete weiter an meiner Mohnblume. Er machte ein enttäuschtes Gesicht und sagte dann gespielt wie ein kleiner Junge:"Ich will aber wissen was du da machst!" Mein Gott, der Typ ist ja noch schlimmer als ich! Und das muss schon was heißen. Ich sah ihn mit ausdrucksloser Mine in die Augen und sagte streng:"Nein!"
Nun grinste er mich an und ehe ich etwas machen konnte, hatte er blitzschnell die Mappe aus meinen Händen gerissen und sah sich die aufgeschlagene Seite an.

Stille. Er sah sich nur das Bild an und sagte nichts. Ich versuchte vergebens ihm die Mappe aus der Hand zu reißen, er hatte eine Hand auf meiner Stirn plaziert und hielt mit der anderen die Mappe. Somit konnte ich nichts machen, wie konnte er so lange Hände haben? Ist er ein Affe oder was? Und was bitteschön soll das, dass er so stark ist trotz seinem Untergewicht?! Meine Gedanken wurden leider durch sein plötzlich ausbrechendes Gelächter unterbrochen. Er ließ seine Hand von meiner Stirn fallen und ich fiel mit voller Wucht aufs Bett. Er hielt sich währenddessen seinen Bauch da er anscheinend nicht aufhören konnte zu lachen. "Wwas.... soll das bitte .... darstellen?!", stammelte er unter seinen Lachern und konnte nicht aufhören. Ich spürte wie ich rot wurde, ich war schrecklich im Zeichnen. "Das Bild ist.... einfach... n..nur genial!", brachte er zwischen seinem Lachanfall noch heraus. "H ... halt die Klappe! Schau dir das nicht an!", schrie ich ihn an und prügelte auf ihn ein und versuchte die Mappe zu bekommen während er noch immer lachte und die Zeichnung von mir fernhielt.

"Hey ihr zwei, ihr seid zu laut!", rief eine Schwester von der Tür aus:"Der Arzt macht gerade Untersuchungen im Nebenzimmer. Bitte versucht etwas leiser zu sein.", bat sie uns lächelnd und schloss dann wieder die Tür. Ich richtete mich peinlich gerührt auf und richtete meine zerknitterten Klamotten. "Tja, dann werde ich mal gehen.", murmelte ich und will zur Tür. "Vergiss deine Mappe nicht." Ich drehte mich um und meine Augen weiteten sich. Er reichte mir meine Mappe, die Sonne von draußen leuchtete hell durch das Zimmer. Seine Lippen umspielte ein warmes Lächeln und seine Augen leuchteten. Erst jetzt fiel mir auf, dass er unglaublich gut Aussah. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss:"Ehm, j... ja .... d ... danke. ... Wie heißt du eigentlich?", fragte ich ungewiss und spürte wie meine Wangen bei dieser Frage glühten. Er grinste:"Alexander Drew. Und du?", erwiederte er und kicherte. "Jordan Parker.", antwortete ich fast ohne Ton und starrte ihn noch immer an. Er lachte und sagte dann sanft:"Schöner Name, gefällt mir."

Ich glaube bei diesen Worten hat mein Herz nicht nur einen Sprung gemacht. Verdammt, wieso muss dieser Typ unbedingt so etwas bescheuertes sagen. Genervt stapfte ich aus dem Zimmer und schloss die Tür.

Alexs POV

Grinsend beobachtete ich, wie das Mädchen aus dem Zimmer stapfte und die Tür hinter sich schloss. Sie hieß also Jordan Parker. Ich lächelte, ein interessanter Name. Ich seufzte und ließ mich nach hinten auf mein Bett fallen. Die Sache gerade hatte mich ziemlich ausgepowert. Ich atmete tief ein und aus und schloss meine Augen, um meinen Puls zu senken. Ich spürte wie schwach ich nun war und wie schleichend langsam mein Puls wieder halbwegs normal wurde. Ich drehte meinen Kopf zu meiner Linken und sah auf zu dem Nachttisch, der neben meinem Bett stand. Es lagen einige Bücher darauf herum und ich nahm eines davon, genauso wie meine Brille. Für heute hatte ich genug getan, jetzt sollte ich mich wohl besser wieder entspannen. Wie um mir eine zustimmende Antwort zu geben, fielen mir nach einigen Seiten auch schon die Augen zu und ich schlief ein.

So das wars ^-^ ... ach ja, gewöhnt euch besser an dieses Format, ich weiß nicht ob ich es schaffe bei beiden Geschichten so lange Kapitel zu schreiben also werde ich höchstwahrscheinlich hier kürzere herausbringen, dafür versuche ich (betont auf "versuchen") öfter ein Kapitel zu schreiben :)

Das Bild am Anfang zeigt Jins Zeichnung xD

Tschüss und schönen Tag/Nacht/Abend
Eure lokilu_

Till time's up (sehr seltene Updates)Where stories live. Discover now