Kapitel 18 Nach Unyae

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Rij und Isaj kauerten versteckt hinter einem Busch und beobachteten die Grenze, an der in regelmäßigen Abständen Soldaten patrouillierten.

Laut Isaj beanspruchte ein Rudel Wolfmenschen dieses kleine Fleckchen Wald, in dem sie kauerten, auf dieser Seite der Grenze, was bedeutete, dass sie nicht ewig hier hocken bleiben konnten.

Nachdem sie die Grenze eine ganze Weile beobachtet hatten und nun die Routen der Wachen kannten, zogen sich die beiden Wesen versteckt zurück um Ceja und Saji zu berichten.

"Sie scheinen zu erwarten, dass jemand unerlaubt ihre Grenze übertreten will.", fasste Isaj zusammen, "Ihre Präsenz hier ist ungewöhnlich stark."
"Können wir es trotzdem schaffen?", fragte Ceja mit Blick auf den grübelnden Saji.

"Nur mit viel Glück.", knurrte der Drache selber am meisten frustriert.
"Also ist es nicht unmöglich?", in Sajis Augen blühte Hoffnung auf, "Ich hab das Gefühl, dass wir das wagen sollten."

Der Nachtblaue seufzte. "Na gut, ich habe nichts dagegen."
Isaj brummte etwas, das wie Zustimmung klang.
"Ich hab auch schon so etwas wie einen Plan...", grummelte Rij.

...
Es war dunkel geworden und man sah den Soldaten an der Grenze an, dass sie viel lieber in ihren Betten liegen würden.
Das machte sie unachtsam. Es war gut zu sehen, dass es allen Soldaten so ging, dachte der Drache bei sich, während er mit den anderen sich über die Grenze schlich.

Auch wenn sie nun die ersten Schritte in Unyae machten, waren sie noch lange nicht außer Gefahr. Bis zum Morgengrauen mussten sie sich ein ganzes Stück noch von der Grenze weg bewegen, damit man sie nicht am Morgen bemerkten würde.

Die Gefallenen achteten sehr darauf, dass keine Wesen ohne ihre Erlaubnis in ihr Land gelangten und diese Erlaubnis war nur schwer zu bekommen.

Die ganze Struktur ihrer Gesellschaft und deren Hierarchie war bei den Gefallenen vollkommen anders als bei allen anderen Wesen.
Die Gefallenen folgten ihrem Anführer, der ,laut Gerüchten, nach der Königswürde strebte. Offiziell wurde das Land jedoch von einem Rat aus Adligen regiert, doch alle wussten, dass dies nur Schein war.

Drachen zum Beispiel lebten hingegen oft in kleineren oder größeren Gruppen und die eigene Stärke und die Stärke der Eltern bestimmte den Rang in dieser Gesellschaft. Die, die damit nicht klar kamen, verbrachten ihr Leben einsam und lebten oft auch ganz allein.

Rij war Soldat geworden, da er sich nicht mit seinen älteren Geschwistern um den Platz des Drachenlords, der Titel des Anführers ihrer Sippe, kämpfen wollte. Seine Mutter hatte dies als Zeichen von Schwäche gesehen.

Es war seltsam. In keiner seiner Erinnerungen, egal wie alt sie waren tauchte sein richtiger Name auf und auch die Gefühle, die ihn in seinen Erinnerungen so schwer vorkamen, waren nur noch ein schwacher Nachhall. Fast als gehörten die Erinnerungen einer anderen Person. Dazu schien er einzelne Sachen zu vergessen, auch wenn er nun nicht mehr wusste was genau.

Sollte er sich Sorgen machen? Den anderen davon erzählen? Doch der Drache traute sich nicht. Diese Personen mit denen er Reiste kannte er doch noch gar nicht richtig.

Er schlich voran und hoffte, dass die Soldaten an der Grenze unaufmerksam genug waren. Gefühlt trat das Einhorn über jeden Ast, der hier auf dem Boden lag. Isaj war lautlos so gut es ging und selbst Ceja stellte sich geschickter an.

Wind kam auf und hinter ihnen bewegten sich leuchtende Fackeln, anscheinend wurden die Soldaten abgelöst.
"Schneller!", wisperte Isaj kaum hörbar und beschleunigte seine Schritte.

Dann war der schutzbietende Wald auf einmal zu Ende und sie standen vor einer flachen grünen Ebene, die keinerlei Verstecke bieten würde.
"Wenn Sie uns hier morgen zufällig sehen, haben wir vermutlich ein Problem.", flüsterte der Drache zerknirscht.

"Als Wesen wären wir schneller...", erwiderte Ceja und ihre Augen zeigten ein wenig ihrer Angst.
"Aber auch auffälliger. Euer weißes Fell...", er zeigte auf sie und Saji, "fällt im Dunkeln sofort auf."

"Dazu müssten Sie uns suchen.", meinte das dieser dazu und brachte Rij zum seufzen. Jedoch verwandelte er sich. Seine nachtblauen Schuppen verschwanden schon allein so in der Nacht.

"Wir können nicht die ganze Nacht diskutieren.", mischte sich nun auch Isaj ein, der sich ebenfalls verwandelt hatte.

Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich der Drache in den Himmel, gefolgt vom Pegasus. Isaj und Saji würden am Boden bleiben müssen, während sie beide über ihnen kreiste.

Wolf Und Drache -abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt