Kapitel 10 Kalter Zorn

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In Lord Thyrens Arbeitszimmer war ein heilloses Durcheinander angerichtet worden. Überall auf dem Boden lagen mit krakliger Schrift versehene Pergamente. Und Mittendrin auf dem Boden saß Liz, beschmiert mit Tinte. Schwarze Tinte war an ihren Fingern und sogar in ihrem Gesicht. Und noch immer schrieb sie die Blätter voll.

Der Gefallene hatte ihr aufgetragen Schreiben zu üben, also hatte sie das getan. Eigentlich hatte sie keine Lust darauf, doch die Magie in dem Ding um ihren Hals zwang sie dem Befehl nachzukommen.
Da er nicht gesagt was, stand auf dem Großteil der Blätter nur ihr Name, auch wenn sie ihren ganzen Namen noch immer falsch falsch schrieb.

Warum musste sie ein Wort, dass wie Letizia klang anders schreiben? Warum Letitia? Aber Liz dann plötzlich mit 'z'.

Am liebsten hätte sie gelesen, doch Thyren hatte gemeint, dass die Bücher hier in seinem Arbeitszimmer zu kostbar seien um sie ihr zu geben. Er hatte richtig gehend befohlen von den Büchern wegzubleiben.
So blieb ihr nichts anderes über als immer wieder das gleiche zu schreiben.

Letitia, Letitia, Letitia, Letizia, Letitia..., sie füllte Zeile für Zeile damit. Langsam fielen ihr die Augen zu. Auf einem Haufen Papierblätter schlief sie ein.

Thyren schritt durch die langen Flure des Königspalastes. Es gab hier offiziell schon lange keinen König mehr, doch der Name des Gebäudes war geblieben.
Nachdem es keinen König mehr gegeben hatte, war hier der Sitz des Rates entstanden. Und nun mit Thyren, der fast wieder als König regierte, glich das Gebäude schon eher wieder einem Palast.

Es gab weiterhin Sitzungsräume für Versammlungen, doch hatte er den Thronsaal wieder aufbauen lassen und er war in den Palast gezogen. In einem ganzer Flügel waren nur noch seine privaten Zimmer, dort lag unter anderem auch sein Arbeitszimmer, in dem er den Wolfdrachen mit einer Aufgabe zurückgelassen hatte.

Das Mädchen müsse sich daran gewöhnen, dass er sie für unbestimmte Zeit allein ließe, solange sie noch nicht nützlich war.
Natürlich wusste er, dass die Situation mit dem Arbeitszimmer nicht optimal war, auf lange Sicht müsste ihm etwas besseres zur ihrer Unterbringung einfallen.

Der Lord trat als letzter in den Versammlungssaal, die Blicke der Anwesenden richteten sich auf ihn, während er sein kaltes Lächeln zeigte.
Als er sich setzte folgte der normale Bericht über die Wirtschaft und Steuereinnahmen, gefolgt von Berichten über Streitereien zwischen Adligen. Das alles wusste er schon.

Nur ein Bericht war neu für ihn:
"Uns sind Gerüchte über eine Untergrundorganisation zu Ohren gekommen, die eine Rebellion zu planen scheinen. Es gibt anscheinend sogar Adlige, die diese Organisation unterstützen.", ein etwas rundlicherer Adliger berichtete dies.
"Warum wurde ich denn dann nicht früher informiert?", Lord Thyren lehnte sich nach vorne.
"Wei-weil Eure Familie, die Organisation unterstützen soll.", stammelte der Adlige.

Thyren lachte verbittert. Es war als würde die Temperatur im Raum sinken.
"Und deshalb glaubtet Ihr mir das nicht berichten zu müssen?" Seine Augen durchbohrt seinen Gegenüber.

Dieser bekam plötzlich furchtbare Kopfschmerzen, Thyren war deren Ursache, doch dann fiel ihm etwas besseres ein.
"Ich habe eine bessere Idee, wie ich Euch für Euren Fehler bestraften werde.", kühl lächelte er wieder. Der Adlige schien erleichtert, da er glaubte mit dem Leben davon gekommen zu sein.
"Werft ihn eine Weile in den Kerker!", rief er den Wachen zu, die den Armen abführten.

Als er sich den anderen Mitgliedern dieser Versammlung wieder zuwandte sahen diese bloß betroffen zum Boden. Niemand würde es wagen ihm in dem Gemütszustand in dem er jetzt war zu widersprechen, denn anders als der Betroffene wussten sie, dass so etwas nur tödlich ausging.

"Noch irgendwelche Informationen, die zurückgehalten wurden?", die Stimme des Lords war wirklich kälter als Eis.
Es war plötzlich, dass alle außer ihm, von Kopfschmerzen geplagt wurden.
Unwirsch vergewisserte er sich nämlich so, dass es wirklich keine weiteren Informationen gab, die er nicht kannte.

Um das unnötige Wissen über verschiedene Geliebte oder anderer Lappalien reicher und doch zufrieden, dass er alles nötige wusste lehnte er sich wieder in seinem Stuhl zurück.
Seine Berater kannten es schon, dass es keine Geheimnisse gegenüber ihrem Herrscher gab, jedesmal erinnerte er sie so daran, dass er stärker war als sie.

"Wenn es nichts weiteres gibt, können wir ja aufhören.", die Gefallenen beeilten sich aufzustehen und außerhalb der Reichweite von Lord Thyrens möglichem Zorn zu kommen. Wohlwissend, dies dies im Ernstfall nicht möglich wäre.

Wolf Und Drache -abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt