Kapitel 4 Raserei

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Es war unbegreiflich für Liz. Was hatte sie dazu veranlasst einem Fremden zu trauen? Das war es was nie nie hätte tun sollen, ihr Vater hatte gemeint es würde ihren Tot bedeuten.

Der Fremde mit den seltsamen Flügeln hatte sie fort gebracht. Er hatte sie fangen wollen! Er und die anderen, wie er zu denen er sie gebracht hatte!
Doch das wollte sie nicht! Knurrend und heulend schnappte Liz Nacht allem in ihrer Reichweite.
Erschrocken taumelten alle zurück, wie jäh aus einem Traum gerissen. Liz schmeckte Blut in ihrem Mund. Es stachelte sie an, vertrieb die letzten logischen Gedanken, bis nur noch animalischer Instinkt über war. Dieser riet zu kämpfen, zu töten wenn jemand ihr zu nahe käme.
Blut Blut Blut, konnte sie nur noch denken.

Ein Klauenhieb zerfetzte ohne Mühe Haut und Gewebe. Ihre Zähne zermalmten alles was dazwischen geriet. Sogar die Spitze einer Waffe zerbrach in dem Maul der Rasenden. Es war berauschend. Es gab keine Emotionen, kein Mitleid, nur das unstillbare Verlangen nach Blut und Tod.

Als eine der Lanzen ihre Flanke aufschlitzte jaulte sie vor Schmerz. Ein einzelner Schlag mit ihren Flügeln stieß alle ihre Feinde um.
Die Forderung nach Blut wurde immer drängender in ihrem Kopf.

Mit der Absicht dem nächstbesten die Kehle auf zu reißen, machte sie ein paar Schritte nach vorne. Sie hechelte von der Anstrengung des kurzen Kampfes, doch das Blut in ihrem Maul ließ sie bestialisch wirken.

Auf einmal schien sie ein unsichtbarer Blitz zu treffen. In der Bewegung eingefroren, könnte sie sich nicht mehr bewegen. Während ihre Augen langsam zufielen, sah sie die Silhouette einer weiteren dieser seltsamen Gestallten vom Himmel kommen.

Für Lord Thyren war es unverständlich wie ein einzelnes Wesen so ein Blutbad anrichten konnte. Ganz allein hatte der Wolfdrache fünf Gefallene besiegt, wenn auch in Menschenform. Eine beachtliche Leistung, doch laut der Schrift nicht das volle Maß an Macht, die diesem Wesen innewohnen sollte.

Er starrte auf das Wesen, welches er für eine Weile in das Reich der Träume geschickt hatte. Dass die Grenzsoldaten sich langsam aufrappelten und ihre Wunden versorgten, interessierte ihn nicht wirklich.
Anhand des Geschreis hatte der Wolfdrache mit dem schwarzen Fell vor ihm einem die Hand abgebissen und auch den anderen mehrere Wunden zugefügt. Einer war sogar schwer verletzt.

Unwillkürlich musste der Lord schmunzeln. Ja, sagte er zu sich selber, die Macht dieses Wesens könnte groß werden, wenn man sie trainiert und fördert. Er würde es zu seiner Klinge machen, seinem neuen tödlichen Schwert und er würde es in Blut baden lassen soviel es wollte.

Einem unerklärlichen Impuls folgend, streichelte Thyren durch das unglaublich schwarze Fell. Der Schmerz kam gänzlich unerwartet. Soeben hatte er sich am Fell geschnitten, über seine Handfläche verlief eine tiefe glatte Schnittwunde.
Ob das Fell nur so aussah wie Fell und in Wahrheit Drachenschuppen waren? Vieles über dieses Wesen war ihm noch unbekannt, obwohl er so viele Schriften gelesen hatte.

Irgendwem, der nicht ganz so schwer verletzt war, befahl er ihm eine Kiste für den Transport des Wesens zu holen. Am besten hätte er es im Blick, wenn es bei ihm wäre, dann könnte er es auch besser formen wie er es wünschte.

Später würde er dem Wesen vermutlich auch einen Sklavenhalsband umlegen, doch diese waren selten geworden, seit ihn mehrere politische Parteien dazu gebracht hatten Sklaverei zu ächten.
Diese Reaktion würde an seiner Aussage zweifeln lassen, doch darum konnte sich auch sein Berater kümmern. Dafür hatte er ihn ja.

Der Wolfdrache war erstaunlich leicht für seine Größe, stellte Lord Thyren überrascht fest, als er mit der Kiste in den Vorderpranken zurück zur Hauptstadt flog.

Hoffentlich hatte sein Berater alles erledigt, was er ihm befohlen hatte, sonst wäre er der erste, den er vom Wolfsdrachen zerreißen lassen würde.

Sie fühlten sich so schwer... so unglaublich schwer. Ein Zeichen, dass ihre Gegenspielerin die vier Namenlosen gewählt hatte. Die Regeln verbargen diese jedoch vor ihnen. Dieses Mal würden sie gewinnen. Zum ersten Mal hatten sie auch mehrere Figuren auf dem Spielfeld. Zwei Figuren, die sogar ohne ihre Kräfte unglaublich stark waren. Dieses Mal hätten sie gegen die Namenlosen eine Chance. Wie so oft hieß es: Lasset das Spiel beginnen!

Wolf Und Drache -abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt