Kapitel 3 Ruinen der Ahnen

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Der dunkelblaue Drache schüttelte den Kopf. Er stand vor dem Eingang einer Ruine und erinnerte sich nicht wie er dort hingekommen war. Auch wusste er nicht wo er eigentlich war. Es gab viele Ruinen überall in der Welt verstreut und alle sagen gleich aus. Abenteuer wagten sich hinein, doch nur wenige kehrten je aus den Ruinen zurück. Anscheinend war dies auch seinen Eltern passiert.

Über dem steinernen Tor, dass den Eingang markierte, war das Symbol eines Drachen in den Stein gemeißelt worden. Es gab viele verschiedene Arten von Drachen und dieser ähnelte dem dunkelblauen erstaunlich genau. Bestimmt nur Zufall, sagte er sich.

Noch eine Weile stand er unschlüssig vor dem Eingang, bis er den Entschluss fasste die Ruine zu betreten.
Er war erst ein paar Schritte in die Dunkelheit getreten, als sich hinter ihm eine Steinplatte aus dem Boden erhob und den Ausgang versperrte.

Du bist spät, erklang eine geisterhafte Stimme, die nur der Wind, der durch die Ruine wehte, zu tragen schien.
Du suchst Macht. Deshalb bist du meinem Ruf gefolgt. Das Schicksal soll von euch entscheiden werden. Ihr sollt richten über die Welt. So wurde es euch prophezeit von den Ahnen... Schreite weiter, du bist bereit jeden Preis für Macht zu zahlen!

Es war seltsam. Die Stimme schien so recht zu haben, als hätte sie sein größten Wunsch gesehen.
Macht hatte er sich gewünscht. Als einer der schwächsten Drachen kein Wunder, oder? Er war Soldat geworden um stärker werden zu können, doch auch da war ihm schon immer jeder überlegen gewesen.
Also folgte er dem Gang und der Stimme, die ihm die Kraft versprach, die er sich wünschte.

Der dunkle Gang endete in einem schwach beleuchteten Raum. Weshalb in einer uralten Ruine unter der Erde noch so etwas gab, stellte der Nachtblaue lieber nicht in Frage.
In dem Raum war eine Frau an die Wand gekettet. Gehörte ihr etwa die Stimme? Vorsichtig ging er auf sie zu, sein Krallen schrappten am Boden entlang.
Vor der Gestallt schien plötzlich ein Gegenstand in der Luft zu schweben.
Nimm es und die Macht gehört dir. Der Preis ist gering. Der Preis ist nur ein Name...
Nach dem ersten Satz hörte der Drache nicht mehr wirklich zu. Ein Preis interessierte ihn wenig. Seine Klaue umschloss den Gegenstand. Es war eine Glasmurmel.

Jäh durchfuhr ihn ein gewaltiger Schmerz. Ohnmächtig sank er zu Boden.
...
Als er aufwachte war er verwirrt. Nicht nur war er jetzt in einem anderen Raum, sondern er lag in Menschengestalt neben zwei weiteren und einem Wolfmenschen.
Die eine Gestallt war weiblich mit blonden Haaren und roch nach Pegasus, der Junge daneben mit weißem Haar nach Einhorn. Der Wolf hatte auch seine menschenähnlichere Gestallt angenommen, die wie bei allen Wolfmenschen noch immer mehr Wolf war als Mensch. Im Prinzip waren dies Wölfe auf zwei Beinen, die mit den Vorderpfoten greifen konnten.

Unter normalen Umständen wäre er vermutlich auf sie losgegangen, doch etwas hielt ihn ab. Er fand nicht heraus was.

Der Pegasus rappelte sich auf und auch der Drache sah keinen Grund länger liegen zu bleiben.
"Namenlos", hauchten sie fast gleichzeitig als sie sich in die Augen sahen.
"Rij", fügte sie hinzu, was nicht viel mehr bedeutete als Namenloser Drache.
"Ceja", Namenloser Pegasus.

Insgesamt kannte man vier Wörter für Namenlose: Rij, Ceja, Sajin und Isaj. diese Wörter waren die einzigen, die heute aus der Sprache der Ahnen übergeblieben waren.
Das Einhorn war also Saji, der Wolf Isaj.

Es war wirklich seltsam. Er erinnerte sich einfach nicht an seinen Namen. In seiner Erinnerungen schien er einfach rausgeschnitten worden zu sein. Warum nur? War das der Preis von dem die Stimme geredet hatte?

Langsam wurden die beiden anderen auch wach. Auch sie verstanden nur langsam was geschehen sein musste.
"Ihr seid auch der Stimme gefolgt, oder?", fragte der Pegasus.
"Natürlich musste es auch ein Drache sein.", fügte das Einhorn mit Widerwillen an.

Das Einhorn hatte als Mensch eine Ungewöhnliche Frisur. Seine weißen Haare waren auf der einen Seite des Kopfes kurz geschoren, auf der anderen waren die Haare etwa mittellang. So vielen ihm die Haare auf jeden Fall immer ins Gesicht.
Der Drache fand, dass das albern aussah.

"Und natürlich stört es das Einhorn.", schnauze er zurück.
"Hört auf!", knurrte darauf der Wolf, der bisher noch gar nichts gesagt hatte.
"Maul!", keiften die beiden Streithähne zurück.
Da schaltete sich der Pegasus wieder ein:" Drache! Einhorn! Wir sitzen momentan im selben Boot. Anscheinend hat diese mysteriöse Stimme uns allen unseren Namen genommen. Wollt ihr nicht heraus finden wieso?"
"Na schön, Pegasus.", haben beide widerwillig zu, auch wenn sie einander mit Blicken durchbohrten.

"Wir sollten aufhören uns mit den Namen unserer Völker anzusprechen.", murrte der Wolf wieder.
"Aber mehr haben wir gerade nicht...", setzte der Pegasus an.
"Das ist so entwürdigend...", mit einem Kopfschütteln bekam das Einhorn die Haare aus dem Gesicht.
Seine Augen waren blau wie das Meer. Sein Gesicht edel und vornehm, wie bei vielen Einhörnern.

"Verwöhnt, Sajin?", der Drache grinste ihn an.
"Das wäre doch eine Idee!", die bernsteingelben Augen den Pegasus glänzten im schwachen Licht vor Aufregung, "Vier Wörter für Namenlose, vier Namenlose."
"Besser als nichts." musste Rij zugeben. Auch der Wolf nickte, nur Sajin knirschte missgelaunt mit den Zähnen.

Die Götter sehen keine Namenlosen. Folgt dem Weg bis zum Ende des Seins, wenn ihr euch eure Namen wünscht.
Alle Köpfe ruckten nach oben als sie die Stimme hörten, die sie hergeführt hatte. Sie hofften, dass ihnen mehr Erklärung gegeben würde, doch die Stimme schwieg.

Sajin sah es jetzt schon. Sie würden gemeinsam reisen um ihre Namen zurückzubekommen. Er könnte kotzen. Er, Er sollte mit einem Drachen und einem Wolf reisen? Dabei war er... er stockte, als er nicht mehr wusste an was er gerade hatte denken wollen.
Sein Name war weg! Erst jetzt begreifte er die ganze Bedeutung dahinter.

Wolf Und Drache -abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt