Chapter 2: Knows not what it means

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Fünfte Stunde, Sport. Nellio hatte seinen Rausch abgesessen und fand sich jetzt in der Jungs Umkleide vor. Er mochte nie so wirklich den Aufenthalt in Umkleidekabinen. Er fühlte sich nicht wirklich wohl dort drinnen und das nicht, weil er sich halb ausziehen musste, er fand sich selbst eigentlich ziemlich ansehnlich, sondern eher wegen dem Fakt, dass alle um ihn herum halb nackt waren.

Bisher hatte er sich zwar nur vor einer Person geoutet, aber trotzdem starrte er stur auf den Boden, als wäre das Staubknäul das interessanteste, was er je gesehen hatte.

Dies war natürlich ein grandioser Anlass dafür, dass er aus Versehen Gespräche mithörte. Wenn er ungünstig saß, auch manchmal die von Fionn und seinen, ach so tollen, Freunden.

Oft redeten sie über Basketball, irgendwelche Mädchen aus Parallelklassen. Wenn Nellio Pech hatte, erzählte einer eine wilde Sexgeschichte. Aber amüsant war es auch, da Nellio ganz genau wusste, wann Fionn log. Und das tat er nichtmahl so selten.

Er lehnte das Döhner essen nach der Schule ab, weil er "etwas wichtiges zu tun hatte" und verschwieg so, dass er keinen Döhner essen konnte, weil dieser nicht koscher war. Immerhin konnte man sich nicht wirklich sicher sein, ob in dem Brot, Milch verbacken war und wenn ja, durfte Fionn es nicht mit dem Fleisch zusammen essen.
Er sagte, er müsse sonntags seinen Eltern im Garten helfen und sagte so nicht, dass er an diesem Sonntag Sabbat feierte. Wenn Fastenzeit war, sagte er, er habe keinen Hunger und Durst und in den Religionsunterricht für diejenigen, die an keinen Gott glaubten ging er wie selbstverständlich.
Nellio fragte sich oft, ob er tatsächlich der einzige Mensch hier auf der Schule war, der wusste, dass Fionn jüdisch Gläubig war.

Sehr witzig war es auch, wenn Fionn von irgendeinem Mädchen erzählte, mit dem gerade "etwas lief", doch Nellio wusste, dass Fionn höchstens davonlief.
Früher hatte Fionn oft erwähnt, dass er auf die Richtige warten wollte. Nellio war sich ziemlich sicher, dass Fionn zu besagtem Zeitpunkt sogar noch ungeküsst war.

Fionn sagte, er würde Mathe auch nicht verstehen, obwohl das totaler Bullshit war. Fionn verstand immer Mathe. Er war einer der Auserwählten, die sich wahrscheinlich Meister der Mathematik nennen konnten. Ein Glücklicher unter wenigen, der meist immer eine eins in Mathe hatte.

Nellio verstand selber nicht, warum genau Fionn so oft seine sogenannten Freunde anlog. Fionn hatte Nellio früher immer die Wahrheit gesagt.
Früher trug Fionn auch ununterbrochen seine goldene Kette mit dem Davidstern als Anhänger, doch jetzt hatte Nellio ihn damit schon ewig nichtmehr gesehen. Es war so, als wäre Fionn ein ganz anderer Mensch geworden und kurzfristig fragte sich Nellio, ob sein ehemaliger bester Freund sich wirklich so sehr verändert hatte.

"Ja, ich habe den ganzen Sonntag für das Spiel nächste Woche trainiert", meinte Fionn und fuhr sich über den Oberarm.

Fionn strich sich jedes Mal über den Oberarm, wenn er log. Es war eine Angewohnheit, die er nicht loswurde und Nellio wusste das natürlich. Immerhin war lügen eigentlich eine Sünde und Fionn ein ziemlich gläubiger Mensch.
Es war seine Art sich bei seinem Gott zu entschuldigen. Dementsprechend oft strich er sich am Tag über den Oberarm.

Würde Nellio für jedes Mal, wenn sich Fionn über den Arm fuhr, 10 Cent bekommen, würde er jetzt in einer großen Villa am Meer an der Ostsee wohnen und seinen Butler noch einen Drink anschaffen, während er in seinem 10 Meter Pool saß und den Sonnenuntergang beobachtete.

Doch hier war er, in dieser anwiederungs werten Umkleide, betrachtete Staub und versuchte krampfhaft wegzuhören.

🚬...🏀

"Und er lügt die ganze Zeit. Ist das nicht ansträngend?", fragte Nellio Aliya.

Sie saßen am Rand des Spielfelds und sahen den eingeteilten Gruppen eins und zwei beim Sport zu. Basketball stand heute auf dem Plan und natürlich hatten sich die Basketballspieler aus der Schule tierisch gefreut.

Come as you are (boyxboy)Where stories live. Discover now