Grundsäule der Charaktere

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Was wäre eine Geschichte nur ohne Charaktere? Nun, zwar nicht unmöglich zu schreiben, aber auch nicht so vielfältig in ihren Möglichkeiten, wie sie verlaufen könnte. Werfen wir also einen Blick auf die Kunst, fiktive Personen zu erschaffen, die in ihren Geschichten zum Leben erwachen.

Um das Folgende ein wenig übersichtlicher zu gestalten, habe ich es in vier Aspekte oder auch vier "Grundsäulen" gegliedert, die - zumindest meines Erachtens - essentiell fürs Erstellen eines guten Charakters sind.

Die da wären:

Ausgeglichenheit

Individualität

Raum für Entwicklungen

Glaubwürdigkeit

Ein einfacher und doch sehr wichtiger Aspekt. Mit "Ausgeglichenheit" meine ich, dass der Charakter beispielsweise in etwa gleichwertige Stärken und Schwächen aufweist. Dies bedeutet nicht, dass er genau drei Stärken und genau drei Schwächen hat, darum geht es nicht. Es geht darum, dass das eine gegenüber dem anderen in seinem Einfluss nicht zu stark überwiegt, es also möglichst ausgeglichen in seiner Wirkung ist.

Vor allem bei Stärken sollte man da vorsichtig sein, wenn man nicht beabsichtigt, am Ende einen superstarken, schnellen, geschickten und universal talentierten Charakter zu haben. Die Leser mögen es lieber, wenn der Charakter imperfekt ist. Und diesem daraufhin viele Stärken, aber kaum nennenswerte Schwächen zu geben, wäre ... nun ... nicht sehr zielführend.

Eine andere Sache wäre, wenn der Charakter mehr Schwächen als Stärken hat. Dann gibt es mehr Potenzial für Konflikte, die die Geschichte spannender gestalten können - sofern die Schwächen nicht zu weit hergeholt sind und sie gut eingebunden werden.

Ein Beispiel hier wäre ein Charakter, der zwar nach außen hin sehr selbstbewusst, klug und beliebt ist, aber im Inneren starke Selbstzweifel - gar Selbsthass - verspürt, sich diesbezüglich scheinbar niemandem anvertrauen kann und dadurch immer mehr verzweifelt.

Generell sollte bei Stärken und Schwächen gleichermaßen darauf geachtet werden, es zumindest halbwegs realistisch zu halten (auch wenn die Geschichte vielleicht im Weltall auf einem Planeten voller materiefressender Wesen spielt, in der speziell gezüchtete gefühllose Jäger diese Wesen jagen). Dies gilt im Grunde für alle anderen Aspekte ebenfalls. Eine Ausnahme wäre es aber, wenn die Geschichte anderes anbietet, da es in ihr vielleicht Spezies mit ganz besonderen Eigenschaften gibt, wie etwa, dass die Jäger-Charaktere sich speziesbedingt in warmem Wasser auflösen oder sowas.

Individualität

Individualität erreicht man am einfachsten und vor allem unverkrampft, indem man verschiedene Charaktereigenschaften sinnvoll miteinander verknüpft. Es ist - natürlich neben der Kreativität - also hauptsächlich die Kombination, die den Charakter einzigartig macht. Vor allem die Details sollte man hier nicht unterschätzen. Nehmen wir hier zwei Beispiele zum Vergleich:

Zwei Charaktere, die körperlich beeinträchtigt sind und nicht ohne Gehstock laufen können.

Charakter A ist eine sehr verträumte und planlose Alchemistin, die beim Kräutersammeln von einem Greifen verschleppt wurde. Sie konnte sich zwar irgendwie befreien, stürzte allerdings tief und brach sich das Bein. Durch die schlechten medizinischen Bedingungen ist ihr Bein nicht gut verheilt und demzufolge krumm. Sie führt daher immer einen großen Ast als Stütze mit sich.

Charakter B ist eine junge Musikerin, die von Geburt an körperlich sehr schwach ist und daher schnell zusammenbrechen würde, wenn sie nicht ihren künstlerischen Gehstock mit sich führt. Dies ergänzt ihre Ausstrahlung als schwaches, unschuldiges Mädchen, was sie sich des Öfteren zunutze macht, damit die Leute sie unterschätzen.

Tutorial für einen Guten CharakterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt