Immer wieder huschen meine Augen unauffällig zu ihm rüber. Zumindest dachte ich es sei unauffällig, doch als Julian mir auf einmal spielerisch auf den Hinterkopf schlägt, wodurch ich fast das Gleichgewicht während unserer Dehnübung verliere, und er wissend mit seinen Augenbrauen wackelt, wird mir bewusst, dass ich vielleicht doch mehr aufpassen sollte. Aber wie um alles in der Welt soll ich mich bitte konzentrieren, wenn Serge mir gegenüber steht, sein eng anliegendes Shirt seine Muskeln perfekt in Szene setzt und ihm der Schweiß auf der Stirn glitzert. Seine dunklen Augen zwingen mich regelrecht meine nicht von ihm zu nehmen.
Mit all meiner Kraft versuche ich mich auf den Rest des Trainings komplett auf die Übungen und Anweisungen des Trainers zu konzentrieren. Immerhin will ich ihm auch beweisen, dass es die richtige Entscheidung war, mich für die Nationalmannschaft zu nominieren. Und mein crush auf einen gewissen Bayernspieler sollte echt nicht der Grund sein, dass ich mir diese Chance total verspiele.
Auch beim Abendessen kann ich es nicht lassen, immer mal wieder Richtung Serge zu starren. Ich komme mir echt total bescheuert vor. Wie ein verknallter Teenager, der kurz davor ist zum ersten Mal in seinem Leben sein Herz gebrochen zu bekommen. Weil sind wir mal ehrlich, meine Vorstellung ist alles andere als realistisch. Und trotzdem will mein dummes Herz, welches jedes Mal, wenn sich ein Lächeln auf das Gesicht des Bayernspieler schleicht, einen Satz macht, nicht aufhören. Ich atme seufzend aus, vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und lasse das vor mir stehende Essen kalt werden.
Später am Abend will ich gerade in den Fahrstuhl steigen, um auf mein Zimmer zu gehen, als ich auf einmal hören wie jemand meine Namen ruft. Obwohl es weniger ein Rufen und mehr ein lautes Flüstern ist. Immerhin ist es schon spät und viele meiner Teamkollegen liegen schon lange im Bett, um sich vom heutigen Training zu erholen. Als ich mich umdrehe, meine Füße halb auf dem Flur und halb in dem kleinen Fahrstuhl, welcher vielleicht maximal für drei Personen ausreicht, habe ich nicht erwartet, Serge so nah vor mir stehen zu haben. Für einen kurzen Moment scheint mein Körper vergessen zu haben, wie man funktioniert. Mein Atem stoppt, mein Herz setzt für mehrere Schläge aus und meine Augen können nicht anders, als ohne zu blinzeln, mein Gegenüber anzustarren. Reiß dich zusammen Mo.