Kapitel 5. Besuch auf Berk

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Die beiden Drachen waren zurück auf ihre kleine Insel geflogen und lagen erneut nebeneinander im Sand.
"Was willst du eigentlich sagen, wenn Hicks frägt, wie dieser neue Nachtschatten heißt?", fragte Ohnezahn, "Du kannst ja schlecht deinen eigenen Namen sagen!"
"Das stimmt...", sagte Amaya, "Ich finde meinen Namen sowieso komisch! Das passt überhaupt nicht zu einem Drachen! Meine Eltern haben gesagt, mit einem Menschennamen ist es besser, ich hätte aber viel lieber einen richtigen Namen, der zu mir passt!"
"Darf ich dir einen geben?", fragte ihr Freund, "Du darfst mir dann auch einen geben!"
"Hmm... einverstanden!", sagte das Mädchen, "Ich höre?"
"Nachtstern!", sagte der Drache sofort, "Ich finde, das ist ein wunderschöner Name! Und er passt zu dir!"
"Wegen der gelben Farbe?", fragte die Drachin.
Der Junge nickte.
"Wofür ist die überhaupt da?", fragte er.
"Das ist im Kampf ganz praktisch!", erklärte die Echse, "Bei einem bunt bemalten Drachen vermuten die Leute meistens, dass ich zahm bin und passen nicht so gut auf! Dann kann ich sie aus dem Hinterhalt angreifen!"
"Das ist garnicht mal so dumm!", sagte Ohnezahn, "Na gut, jetzt gib du mir einen neuen Namen!"
"Wieso?", fragte Nachtstern, "Gefällt dir deiner nicht?"
"Doch schon, aber...", sagte der Drache, "Ich meine... Ohnezahn? Nur weil ich die Zähne einziehen kann? Hicks kannte mich da noch garnicht mal richtig!"
"Hast du von deinen Eltern denn keinen Namen gekriegt?", fragte das Mädchen.
"Nein, sie haben mich immer nur 'Du' genannt!", sagte der Junge, "Das ist das Problem, wenn man Einzelkind ist!"
"Du bist der reinste Glückspilz!", sagte die Echse, "Ich hatte acht kleine Geschwister! Und ich habe jeden einzelnen von ihnen verloren..."
"Ich glaube wir wissen beide, wie es ist, jemanden zu verlieren!", sagte Ohnezahn, "Wir sind schließlich die letzten unserer Art!"
"Da hast du auch wieder Recht!", gab Nachtstern zu.
"Also, wie nennst du mich?", fragte der Junge aufgeregt.
"Ok... wie wäre es mit... Schattensturm?", fragte die Drachin, "Das hört sich ein bisschen... gefährlicher an!"
"Gefährlicher ist super!", sagte der Drache, "Gefällt mir!"
"Ich sollte mich auf den Weg machen, wenn ich noch vor ihnen da sein will!", sagte die Echse, "Ich komme so bald wie möglich zurück!"
"Ich kümmere mich inzwischen um etwas zu Essen!", sagte Schattensturm, "Bis dann!"
Er sah seiner Freundin zu, bis sie am Horizont verschwunden war und ging schließlich auf Jagd.

Inzwischen waren die Drachenreiter fast auf ihrer Insel angekommen.
Sie waren überrascht, als sie sahen, dass das zuvor so scheue Mädchen plötzlich an der Arena auf sie wartete.
"Amaya!", rief Hicks, "Was machst du hier?"
"Och ich... hatte Langeweile!", sagte der verwandelte Drache, "Ich wollte nach meinem neuen Freund sehen, aber da war abgesperrt!"
"Ach ja, das hatte ich völlig vergessen!", sagte der Junge, "Wenn du willst, kannst du ihn mitnehmen! Aber da wäre noch etwas..."
"Geht es um den Nachtschatten?", fragte das Mädchen.
"Öhh.. ja!", sagte der Wikinger, "Wo hast du sie kennengelernt?"
"Auf einem Drachenjägerschiff!", sagte die Reisende, "Wie fast jeden meiner Freunde!"
"Und wie heißt sie?", fragte der Häuptling.
"Sie heißt Nachtstern!", sagte die Drachin, "Ohnezahn hat ihr diesen Namen gegeben, weil sie zuvor keinen hatte und ich finde ihn schön! Gefällt er dir auch?"
"O ja!", sagte der junge Mann, "Er ist wundervoll, aber wieso hatte sie vorher keinen?"
"Ich habe ihr keinen gegeben, weil Menschen meistens komische Einfälle haben!", sagte Nachtstern, "Ich wollte ihr keinen Namen geben, der ihr dann nicht gefällt!"
"Woher wusstest du, dass Ohnezahn hier ist?", fragte der Reiter.
"Oh, das wusste ich nicht!", sagte der Drache, "Es war wohl ein glücklicher Zufall!"
"Wie geht es ihm?", fragte Hicks.
"Ihm geht es sicher wundervoll!", sagte das Mädchen, "Allerdings heißt er jetzt nicht mehr Ohnezahn!"
"Was?!", fragte der Junge, "Wieso nicht?"
"Er hat gesagt, er findet den Namen etwas einfallslos, weil du ihn da noch garnicht richtig kanntest!", sagte die Drachin, "Er hat es aber wirklich nicht böse gemeint! Und sag' ihm bitte nicht, dass ich dir das erzählt habe! Ich wollte nur ehrlich zu euch sein!"
"Und wie heißt er dann?", fragte der Wikinger etwas niedergeschlagen.
"Nachtstern hat ihn Schattensturm genannt!", sagte die Reisende.
"Das ist ein wirklich schöner Name!", stellte der junge Mann erstaunt fest, "Na ja, ich möchte dich nicht länger stören! Du kannst den Skrill mitnehmen!"
"Danke!", sagte Nachtstern, "Ich bringe ihn zurück in seine Heimat und dann... wer weiß!"

Sie führte den Drachen aus der Arena und kletterte auf seinen Rücken.
Dann verabschiedete sie sich von den Berkianern und flog davon.
Als sie außer Sichtweite waren, sprang sie hinunter und verwandelte sich im freien Fall in ihre wahre Gestalt.
"Flieg' ruhig zu deinem Freund!", sagte der Skrill, "Ich finde auch alleine nach hause!"
"Wie du meinst!", sagte der Nachtschatten und drehte um, "Pass auf dich auf!"
"Danke, dass du mich gerettet hast!", rief der lila Drache ihr hinterher, "Und viel Glück beim Erhalten deiner Spezies!"
"Wie meinst du das?", fragte das Mädchen, doch die Echse war schon verschwunden.

Auf dem Weg zu ihrer Insel zurück dachte sie lange über die letzten drei Worte nach.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie beinahe vorbei geflogen wäre.
Schattensturm wartete bereits auf sie.
Sie erzählte ihm nicht, was der andere Drache zu ihr gesagt hatte, sondern dachte im Stummen darüber nach.
Die beiden aßen das Wildschwein, das der schwarze Nachtschatten erlegt hatte, und ließen sich den Rest des Tages von der Sonne brutzeln.

Der Drache, der den Reiter zähmte (Httyd ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt