Kapitel 1. Absturz

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Es war ein ganz normaler sonniger Tag.
Hicks, der Sohn des kürzlich verstorbenen Wickingerhäuptlings auf der Insel Berk, und sein Drache Ohnezahn übten wie immer mit ihren Freunden einige Kunststücke und trainierten für möglicherweise anstehende Kämpfe.
Zu ihrer Truppe aus jungen Wickingern und verschiedenen Drachen gehörten das Mädchen Astrid mit ihrem tödlichen Nadder Sturmpfeil, der eingebildete Rotzbakke mit Hakenzahn, einem riesenhaften Albtraum, die meist zerstrittenen Zwillinge Raffnuss und Taffnuss mit ihrem wahnsinnigen Zipper, der von den beiden den Doppelnamen Kotz und Würg bekommen hatte, Fischbein mit seinem Gronkel Fleischklops oder, wie er ihn oft nannte, Klöpschen, und natürlich Hicks mit seinem Nachtschatten.
Sie hatten zusammen im Wasser einige schwimmende Zielscheiben aufgebaut, die angreifende Schiffe darstellen sollten.
Jeder der einzelnen Drachen hatte eine andere Art, anzugreifen.
Und auch wenn manche von ihnen alleine nicht sehr stark waren, bildeten sie zusammen ein starkes Team.

"Also, wer möchte anfangen?", fragte der Junge.
Rotzbakke saß bereits auf seinem Drachen und machte sich startklar, weshalb sich von den anderen niemand auch nur die Mühe machte, sich zu melden.
Hicks verschränkte genervt die Arme, doch gab ihm schließlich das Startzeichen.
Hakenzahn schnellte los, bevor sein Reiter bereit war und warf ihn fast von seinem Rücken.
Er versenkte die kleinen Schiffe im Alleingang, bevor sich der Junge sammeln konnte, und flog zurück zum Startpunkt.
Als der Wickinger anfing, ihn zu treten, setzte er sich selbst in Brand und warf ihn ab.
Die anderen Reiter lachten.
Sie bauten alles wieder auf und zeigten nacheinander, was die Drachen gelernt hatten.
Danach belohnten sie ihre schuppigen Freunde mit einem Haufen Fisch und Astrid gab ihrer Drachin zusätzlich noch ein paar Hähnchenschenkel.
Auf dem Weg zurück ins Dorf kam ihnen Hicks Mutter Valka entgegen.
"Hicks, mein Junge!", sagte sie, "Auf dem Platz herrscht wieder Unruhe!"
Als sie fast da waren, hörten sie bereits das Grummeln dumpfer Stimmen.
Der Außenseiter Mehltau, der als einziger Groll gehen sie Drachen hegte, hielt wieder eine seiner gewohnten Reden.
"Da kommen sie ja, diejenigen, die unseren Ruf beschmutzt haben!", sagte er, als er die jungen Freunde erblickte.
"Wir haben gerade wirklich Wichtigeres zu tun!", sagte der junge Häuptling, "Wir haben in der Nähe das Brüllen eines Skrills gehört, also werden wir versuchen, ihn aufzuspüren! Wer mitkommen will, soll sich in der großen Halle melden! Wir können jede Hilfe gebrauchen!"
Er ging mit seinen Freunden weiter zu dem großen Tor, das kaum übersehbar in einen Berg auf der Insel führte.
Die auf dem Markt versammelten Wikinger folgten ihm.
Doch kaum waren sie an der Tür angekommen, ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen über ihren Köpfen.
Der Schrei klang nach viel Schmerz und ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern.
Die Wolken über der Insel begannen zu glühen und Blitze zuckten über den grauen Himmel.
"Der Skrill!", rief Valka, "In die Halle! Sofort!"
Männer, Frauen und Kinder stürmten in den gewaltigen Saal und verschlossen und verriegelten das Tor.

Sie warteten lange, bis es draußen still wurde.
Erst dann wagten sie einen Blick nach draußen.
Das Grollen war verstummt und die Blitze erloschen.
Hicks lief als erstes nach draußen, um die Lage zu überprüfen.
Doch sobald er einen Fuß auf die Treppe gesetzt hatte, blitzte es ein letztes Mal und ein riesiger Drache mit gewaltigen Flügeln stürzte vom Himmel herab.
Er stieß noch einen letzten Schrei aus, bevor sein Kopf zu Boden fiel und seine Muskeln erschlafften.
Der Wikinger kam vorsichtig näher und versuchte, möglichst leise zu sein.
Ohnezahn rannte jedoch auf den Drachen direkt zu und schnüffelte um ihn herum.
Er brummte aufgeregt und schob den ohnmächtigen Artgenossen ein Stück zur Seite.
Als der Junge sah, was zum Vorschein kam, rannte er zu ihm.
Es war ein etwa gleichaltriges Mädchen mit dunkelgrauen Haaren, das schwer verletzt unter dem Flügel der Echse lag.
Sie bewegte sich nicht und atmete nur sehr schwer.
Die anderen Reiter kamen zu Hilfe und zogen sie unter dem schweren Tier hervor.

"Was mag da passiert sein?", fragte Valka besorgt, nachdem sie die junge Erwachsene in ihr Haus gebracht hatten.
"Sie muss wohl auf dem Skrill geflogen sein!", sagte Hicks, "Sie muss es irgendwie geschafft haben, ihn zu zähmen! Obwohl er keinen Sattel trägt!"
"Wir werden es wohl nicht erfahren, bevor sie aufwacht!", sagte die Frau, "Was willst du mit ihrem Drachen machen? Er kann nicht einfach im Dorf bleiben!"
"Bringen wir ihn vorerst in die Arena!", sagte der junge Mann, "Dann sehen wir weiter!"
"Wollt ihr der Kleinen nicht die Farbe aus dem Gesicht entfernen?", fragte Rotzbakke frech, "Das sieht komisch aus!"
Das Mädchen hatte beinahe die gesamte Stirn bis zur Nasenspitze mit gelber Farbe bedeckt.
"Nein, vielleicht ist es ein Zeichen ihres Stammes!", sagte der junge Häuptling, "Wir wollen sie nicht gleich beleidigen! Außerdem kann es dir doch egal sein, wie sie aussieht! Gehen wir!"
"Warte, soll ich ihr etwas von dem Gegengift geben?", fragte seine Mutter, "Sie ist von einem Drachenwurzpfeil getroffen worden!"
"Wie bitte?", fragte Hicks, "Dann muss sie mit Dagur zusammengestoßen sein! Gib' ihr nur ein kleines Bisschen davon, wir wissen nicht, ob es ihr schadet! Kannst du uns etwas davon abgeben, sollte der Drache auch vergiftet sein?"
"Natürlich, mein Junge, ich habe genug gemacht!", sagte die Frau und übergab ihm eine Schale mit einer grünen Masse darin, "Wolkenspringer wird euch beim Tragen des Skrills helfen, nicht wahr?"
Der Sturmbrecher, der kaum in das Haus passte, brummte zustimmend und streckte sich ergiebig, bevor er den anderen folgte.

Die Wickinger des Dorfes hatten den riesigen Drachen bereits auf eine Trage gelegt, sodass die Reiter sie nur noch an ihren Sätteln befestigen mussten.
Sie verteilten das Gewicht möglichst gleichmäßig unter ihren Echsen, damit keine von ihnen ins Wanken geriet.
Sobald sie in der großen runden Arena angekommen waren, untersuchten sie das Tier gründlich und entfernten sämtliche Pfeile, die noch in seiner Haut steckten.
Nachdem sie ihm das Gebräu gegeben hatten, flogen sie zurück ins Dorf, um nach der jungen Dame zu sehen.
"Es hat sich noch nicht viel verändert!", erklärte Valka, "Aber sie atmet etwas ruhiger! Die Medizin scheint ihr gut zu tun!"
"Das ist gut!", sagte Hicks, "Ich denke, du kümmerst dich gut um sie! Wir werden warten, bis ihr Drache aufwacht!"
Er ging los, doch Ohnezahn blieb wie angewurzelt stehen.
Er schnupperte an der Hand des Mädchens und hopste aufgeregt von einem Bein zum anderen.
"Kommst du, mein Freund?", fragte der Wickinger.
Doch der Drache brummte nur und setzte sich hin, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
"Ich kenne dieses Verhalten!", sagte die Frau, "So benehmen sie sich normalerweise, wenn sie... verliebt sind!"
"Ein Nachtschatten?", fragte ihr Sohn verwundert, "Verliebt in ein Menschenmädchen?"
"Nun... er hat sie zumindest sehr gern!", sagte die Dame, "Wer weiß, vielleicht riecht sie ja sehr ansprechend? Ich kann nicht in seinen Kopf hinein sehen!"
"Komm, du kannst bei mir mitfliegen!", sagte Astrid und zog ihn mit sich, "Er wird sich schon wieder beruhigen!"

Das war das erste Kapitel, ich hoffe, es gefällt euch.
Ich bin für Vorschläge immer offen, also wenn ihr welche habt, dann schreibt sie mir gerne in die Kommentare oder (wer will) privat.
Seht auch gerne bei meiner anderen Geschichte vorbei, da gibt es schon etwas mehr zu lesen, für die, die wollen.

Ich habe Dragons schon lange nicht mehr geschaut, also könnten möglicherweise Fehler zu finden sein.
Sollte irgendjemandem was auffallen, informiert mich bitte darüber, dann werde ich es korrigieren.
Gilt auch für Rechtschreibfehler.

Ich wünsche noch einen schönen Tag!

Der Drache, der den Reiter zähmte (Httyd ff)Where stories live. Discover now