51 | Sonntag

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MINHO

Ein üblicher Sonntag. Heute saß ich wieder im Café und wartete auf Chan, bis er fertig mit dem Kellnern war. Vor mir stand ein Kaffee mit einem dieser typischen Kekse, die mit serviert wurden. Was mich aber mehr interessierte gerade war der Junge, der hier mit Chan arbeitete. Jisung hieß er.

Ich sah ihn heute nicht.

Eigentlich dachte ich, dass er Sonntags hier arbeitete, aber er war nicht da. Er war nicht nur heute nicht da, auch die letzten Tage. Hatte er aufgehört? Es wäre schade, irgendwie hatte der Junge mein Interesse auf sich gezogen. Ich mochte es ihn hier zu sehen und etwas mit ihm zu reden. In der Schule erwischte ich ihn nicht oft und sah ihn nur flüchtig, hier hatte ich eine bessere Möglichkeit dazu.

Mein Blick ging raus aus dem Fenster des Cafés zu Straße. Trotz der gold gelben Herbstblätter und der scheinenden Sonne regnete es. Hoffentlich würde es morgen und die Tage darauf nicht auch noch regnen, ich wollte meinen Geburtstag ungerne im Nassen verbringen oder nur drinnen hockend.

Trotz allem ließ mich der Blick nach draußen etwas lächeln. Es erinnerte mich an letzte Woche, als ich mit ihm gemeinsam nach der Schule raus ging. Es regnete auch so stark, aber anstatt mit mir unter dem Schirm zu stehen, ging er raus und breitete seine Arme aus. Er sah so glücklich und lebendig aus in dem Moment, wie er grinsend das Gesicht zum Himmel streckte und sich im Regen drehte.

Nicht nur die Herbstblätter und die kleine Erinnerung an Jisung zogen meine Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch Chans erschöpfter Blick. Er hatte tiefe Augenringe, sah sehr fertig aus und er konnte nur gerade noch so ein Lächeln für die Gäste über die Lippen fahren lassen. Irgendetwas machte ihn fertig, dabei konnte es nicht die Arbeit sein.

Ich trank meinen Kaffee weiter, bis Chans Schicht zu Ende war und wir gemeinsam aus dem Café raus gingen. Der Regen hatte derweilen aufgehört und die Sonne beschien nun die Pfützen der gepflasterten Steine am Boden oder den nun feuchten Teer der Straßen. Chans Gesicht zog im Gegensatz weiterhin eine ziemlich traurige Miene.

,,Ist was los?" Chan sah zu mir und schüttelte den Kopf, ehe er lächelte. ,,Nein, mach dir keinen Kopf. Hatte einfach zu wenig Schlaf.." sein Blick ging wieder nach vorne zu den Bäumen, die Hände waren in seinem Mantel vergraben. ,,Irgendwas hast du doch." schmunzelnd boxte ich ihn gegen die Schulter, was auch ihn etwas lachen ließ, ehe er seufzend stehen blieb. Huh?

Chan griff mit seiner einen Hand in seine Mantel Innentasche und zog etwas raus. Was auch immer es war, es war in hellbraunes Papier eingepackt und mit einem Band zugeschnürt. Wie ein kleines Bündel hielt Chan es in der Hand. ,,Was ist das?" Chan sah auf das Päckchen, dann zu mir und hielt es mir entgegen.

,,Ein Geburtsgeschenk von Jisung an dich."

Verwirrt sah ich auf das Paket, dann zu Chans Händen, ehe ich ihm die eingepackte Kleingikeit entgegen nahm. Es fühlte sich an wie ein Buch. ,,Wieso schenkt er es mir nicht morgen selbst?" Chan schwieg eine Weile, ehe er seine Worte fand. ,,Er ist krank und möchte daher, dass du es rechtzeitig zu deinem Geburtstag öffnest. Deswegen hat er es mir mitgegeben. Erfüll ihm diesen kleinen Wunsch, okay?"

Chan lächelte mich sanft an, ehe ein starker Windstoß kam und unsere Haare durcheinander wehen ließ, mein Blick dabei wieder auf dem eingepackten Buch liegend. ,,Du sagst es ja, als sei es sein letzter." sprach ich schmunzelnd und nickte. ,,Ich werde es öffnen." ,,Danke Minho." lächelnd nickte ich erneuert.

Ich werde dir den kleinen Wunsch erfüllen, Jisung.

𝗗𝗘𝗔𝗥 𝗗𝗜𝗔𝗥𝗬 MINSUNGKde žijí příběhy. Začni objevovat