21. Kapitel

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Wir schnappten uns eine Flasche Wein und gingen nach oben in mein Zimmer. Ich setzte mich auf meine gepolsterte Fensterbank, während meine Freundinnen mein Bett in Beschlag nahmen und wir quatschten die halbe Nacht über Sarahs Dates, Carolines Trennung von Alex und mein Gefühlschaos.

Caroline war total begeistert von dem Buch, das Jackson mir geschenkt hatte. Es lag auf meinem Nachttisch, weil ich es irgendwie nicht fertigbrachte es einfach in meinem übervollen Bücherregal verschwinden zu lassen. Ich wollte es sehen können.

Es war erst ein Uhr, als die beiden quer im Bett liegend einschliefen. Dafür, dass die beiden immer nur Party machen, ist das echt ne schwache Leistung!, dachte ich frustriert. Ich zog mein Nachthemd an und putzte mir die Zähne, dann schnappte ich mir die leeren Weinflaschen und brachte sie nach unten. Ich hatte ziemlich viel getrunken und schaffte es gerade so heil die Treppe runter, als die Haustür aufging.

Vor Schreck ließ ich eine der Flaschen fallen. Sie schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Teppich auf, zerbrach aber zum Glück nicht.

"Wer ist da?", fragte ich ängstlich.

"Ich bins nur Ruby, ich wollte dich nicht erschrecken.", hörte ich Jacksons tiefe Stimme.

Etwas entspannter atmete ich auf, als er das Licht anmachte und zu mir kam. Er hob eine Augenbraue, und deutete auf die beiden Flaschen in meiner Hand.

"Die hab ich nicht allein getrunken.", verteidigte ich mich und fühlte mich direkt dumm. "Ach sorry, das weißt du ja."

"Ja das weiß ich." Er lächelte mich an. "Setz dich du kleine Saufnase, ich räum die weg." Ich ließ zu, dass er mich sanft auf die Couch drückte und mir die Weinflaschen aus der Hand nahm. Jackson sammelte auch die Flaschen aus der Küche ein und brachte alles in den Keller. Als ich hörte, wie er wieder hoch kam stand ich auf und lief zur Treppe. 

"Du torkelst ganz schön!", meinte Jackson lachend. 

"Wirklich? Das glaube ich nicht. Vielleicht torkelst du ja von deinem vielen Feiern mit Tatjana!" Ich sah mich um. "Wo ist sie überhaupt?"

"Wer?"

"Tatjana. Ich dachte ihr verbringt die Nacht zusammen? Zum Stressabbau." Ich hielt mich am Treppengeländer, um nicht zu schwanken. 

"Sicher nicht. Wir sind nur Kollegen." Er kam auf mich zu und legte meine Arme um seinen Hals. "Halt dich fest Kleines!" Dann hob er mich hoch, als würde ich nichts wiegen.

"Heh! Was machst du da?", beschwerte ich mich und versuchte meinen Morgenmantel weiter über die Brust zu ziehen, damit er nicht mein freizügiges Nachthemd sah. 

"Ich trag dich hoch, nicht dass du mir noch die Treppen runterfällst!" Mit mir auf den Armen lief Jackson die Treppe hoch. 

"Du schwankst ganz schön Jackson." Er lachte über meinen Kommentar.

"Ich kann aber auch selbst laufen! Ist dir das nicht zu schwer?"

"Kleines, meine Muskeln sind nicht nur zum Anschauen da!"

"Also ich schau deine Bauchmuskeln gerne an!"

"Ich weiß.", sagte Jackson und setzte mich auf seinem Bett ab. "Ich hol dir Wasser. "

"Wieso sind wir in deinem Zimmer?", fragte als er aus dem Bad zurückkam, er hielt ein Glas Wasser in der einen Hand und mein Handy in der anderen. "Das lag noch im Bad." Er deutete aufs Handy. "Du hast Nachrichten von deinen Tinder-Verehrern bekommen." Dankbar nahm ich ihm das Wasser ab und trank gierig. Dann wollte ich die Nachrichten lesen, aber er hielt mich davon ab.  

"Wir sind in meinem Zimmer, weil deine betrunkenen Freundinnen dein Bett blockieren. Schlaf hier, ich leg mich unten auf die Couch."

Mir wurde warm ums Herz. "Du bist süß Jackson, weißt du das? Warum bist du noch Single?"

"Weil ich das so möchte.", meinte er kurz angebunden, dann lächelte er mich an. "Noch mehr Wasser?"

Ich nickte. Während er ins Bad lief stand ich auf und ging zum Fenster. 

"Brauchst du noch was Ruby?", fragte Jackson hinter mir. Er stellte gerade das Wasserglas auf dem Nachttisch ab.  

"Mein Handy?", fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. 

"Ich lass dich nicht nachts betrunken mit fremden Typen schreiben. Vergiss es!"

"Bitte Jackson! Ich schreib niemandem." Ich lief zu ihm und machte meinen Dackelblick, den ich in den letzten Jahren perfektioniert hatte. Er wirkte einfach immer, zumindest bei Josh und Jackson, aber Dan konnte ich damit nicht mehr so einfach überreden wie früher. 

"Ruby.", fing er an und ich lief noch einen Schritt auf ihn zu, sodass ich jetzt direkt vor ihm stand und zu ihm aufsah. Er stöhnte und gab mir das Handy. 

"Ich weiß nicht, wie du das machst.", sagte er grinsend. Ich sprang lächelnd mit meinem Handy in der Hand aufs Bett und legte mich hin. Anstatt zu gehen setzte er sich zu mir. 

"Wolltest du nicht runter gehen?", fragte ich ihn. "Wenn du lieber in deinem Bett schlafen willst geh ich runter, das stört mich nicht."

Jackson schüttelte den Kopf. "Ich geh gleich runter." Er nahm mir das Handy aus der Hand und legte es neben mein Wasserglas. "Warum hast du überhaupt Tinder?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wollte es halt mal ausprobieren. Und du?"

"Stressabbau.", sagte er trocken und ich fühlte wieder diesen Stich in meiner Brust. 

"Als bräuchte ein gutaussehender, muskulöser Millionär dabei noch Hilfe.", erwiderte ich trotzig. 

Er lachte. "Gutaussehend, ja?" Ich wurde rot, aber er lächelte nur darüber und legte einen Arm um mich. Zufrieden schloss ich die Augen. Leise seufzte er. "Du bräuchtest beim Daten auch keine Hilfe von Tinder, Ruby. Ich weiß, dass du Angst hast, aber nicht alle Männer sind so wie mein Onkel oder dieser Kerl von deiner Feier. "

"Jackson, ich – Bitte lass uns über was anderes reden." Er nickte und drückte mich nochmal. "Du solltest noch ein Glas Wasser trinken, bevor du einschläfst Kleines."

"Kannst du nicht bei mir bleiben?", fragte ich ihn schüchtern. Der Gedanke, die Nacht alleine zu verbringen machte mir zu schaffen. Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihm direkt in die Augen, die offensichtlich Zweifel an meiner Bitte hatten. "Bitte Jackson. Daniel ist weg. Ich kann nicht alleine schlafen." Meine Stimme brach und ich wendete mich von ihm ab.  

Er seufzte. "Ich bleib hier. Aber sag das bloß nicht deinem Bruder."

Dankbar nickte ich und nahm einen Schluck Wasser. Jackson ging nochmal ins Bad und ich entschloss mich, Sarahs Rat zu folgen und etwas Neues auszuprobieren. Ich lief zum Spiegel und hängte meinen Morgenmantel an den Haken. Darunter trug ich ein kurzes Satin-Nachthemd, das an den richtigen Stellen durch die feine Spitze ein bisschen Haut zeigte. Tatsächlich war es nicht mal sonderlich freizügig und ich gefiel mir einfach in Spitze, aber hierfür könnte es auf jeden Fall reichen.

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