Küchendienst

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Am nächsten Morgen wachte Seren auf und hatte einen ziemlichen Schädel. Das letzte Bier konnte nur schlecht gewesen sein, entschied sie in Gedanken. Es war doch reichlich spät geworden und Ace hatte sie tatsächlich ins Bett gebracht, weil beide ihren Beinen nicht mehr recht über den Weg trauten.
     Gähnend strampelte sie die Bettdecke weg und rappelte sich auf die Füße. Da klopfte es. »Herein«, brachte sie müde hervor.
     »Oh, sehr gut, du bist schon wach«, kam Thatch grinsend in den Raum und sie blinzelte verwirrt. »Marco meinte, dass ich dich heute mit in die Küche nehmen und dir ein bisschen was zeigen soll«, teilte er ihr mit.
     »Hä?«, war ihre überaus geistreiche Erwiderung.
     »Du bist wieder fit und da dachte er, dass dir ein wenig Beschäftigung guttun würde«, legte er den Kopf schräg.
     »Ich habe vom Kochen keine Ahnung«, verzog sie überrumpelt das Gesicht.
     »Das ist doch noch besser, dann kann ich dir jede Menge zeigen«, sagte er begeistert. Seren öffnete den Mund und schloss ihn wieder wortlos. Dazu fiel ihr tatsächlich mal nichts ein, was sie hätte erwidern können. »Kann ich mich vielleicht eben umziehen?«, sah sie zweifelnd an sich hinunter.
     »Aber klar. Ich gehe kurz den Rest für das Frühstück vorbereiten und hole dich dann«, wollte er die Kajüte bereits wieder verlassen.
     »Warte mal. Wie spät ist es denn?«, schossen die blauen Augen zu ihm.
     »Gleich um sechs. Also sollten bald die Ausgehungertsten von uns im Speisesaal eintreffen«, warf er ihr kurz einen Blick über die Schulter zu und war dann weg.
     Gähnend streckte sie sich und ging sich anschließend mit beiden Händen durch die blonde Mähne. Wieso wachte sie denn so früh auf, wenn sie doch ziemlich betrunken war am vergangenen Abend? Und wie kam der Vize auf eine solche Schnapsidee? Widerwillig griff sie an die Klinke. Das würde sie mit dem Vogel noch thematisieren, sobald sich eine Gelegenheit bot.

»Nochmal sorry dafür, dass ich dich aus dem Bett geschmissen habe«, kam die Blondine frisch geduscht und umgezogen aus Ace' Bad. Sie trug ein rotes Hemd, eine seiner Hosen und hatte sich, in weiser Voraussicht auf ihren kommenden Tag, einen Dutt gedreht.
     »Kein Problem«, lag der Kommandant noch auf der Matratze und hatte die Decke bis über seine Hüfte gezogen. »Wie kommt Marco bloß immer auf solche Ideen?«, drehte er sich auf die Seite und schaute zu der jungen Frau.
     »Frag mich was Leichteres«, schüttelte sie zweifelnd den Kopf. »Ich will das auch gar nicht wissen«, stieß sie Luft aus und ließ sich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand, fallen. »Sollten diese Listen nicht ausgefüllt sein?«, schob sie einige Blätter umher.
     »Keine Lust«, stützte der Sommersprossige sich auf einen Ellenbogen und grinste sie an.
     »Du bist Kommandant und trägst Verantwortung. Ich meine ...«
     »Das tue ich. Allerdings schafft man das auch ohne Papiere«, unterbrach er sie und in seiner Stimme schwang eine gehörige Portion mehr Autorität mit als sonst, wenn er mit ihr sprach.
     »Entschuldige. Ich wollte dich nicht angreifen. Hab' nur laut gedacht«, legte sie das Blatt zurück, welches sie in der Hand gehabt hatte.
     »So habe ich das nicht gemeint«, setzte er sich auf. »Mich nerven nur Marco seine Belehrungen. Die hatte ich in der letzten Zeit zu oft«, ging er sich gähnend mit der Rechten durch die Haare.
     »Ja, er kann schon ziemlich beharrlich sein«, nickte die junge Frau.
     »Nette Umschreibung«, schmunzelte er verhalten und sie schaute zu ihm.
     »Steht dir übrigens auch viel besser«, stellte sie fest, denn gerade zierte wieder diese jugendliche Unbeschwertheit seine Züge und die gefiel ihr tatsächlich sehr.
     Ace wollte fragen, was sie meinte, als Seren schmerzerfüllt das Gesicht verzog und begann, sich die Schläfen zu massieren. »Alles okay mit dir?«, sprang er alarmiert auf die Beine.
     »Geht schon«, murmelte sie knapp.
     »Du hast das öfters. Das sollte sich wirklich ein Arzt ansehen«, meinte er besorgt und fasste sie sachte bei den Armen.
     »Das würde nichts bringen«, hob sie den Kopf. »Ich habe das nicht erst seit gestern«, fing sie seinen Blick ein. »Da kann mir niemand helfen«, sagte sie resignierend.
     »Aber du leidest. Man sieht dir die Schmerzen an. Vielleicht hat Marco wenigstens ein Mittel, das die Symptome lindert«, redete er unbeirrt auf sie ein.
     »Das Problem ist, dass es nicht vorhersehbar auftritt, und ich kann nicht den ganzen Tag lang Medikamente einschmeißen«, schauten die blauen Augen ihn matt an.
     »Ich will aber nicht, dass du leidest. Das ist doch Mist«, grummelte der Kommandant.
     »Erstens, kann es nicht immer nach deinem Kopf gehen und zweitens, danke für die Sorge.« Sie machte eine Pause. »Aber wieso interessiere ich dich?«, legte sie fragend das Haupt schräg.
     Der Sommersprossige blinzelte, hatte zu Anfang geglaubt, sie würde beginnen zu zetern und war nun überrascht. »Weil ich ...«
     Es klopfte an der Tür und beide sahen dorthin, als sie sich bereits öffnete und das breitgrinsende Gesicht von Thatch erschien. »Kommst du?«, schaute er die Blondine an.
     »Klar«, erhob sie sich und folgte dem Smutje.
     »Oh man«, fuhr Ace sich durch die Haare, schüttelte den Kopf und ging ins Bad.

Dem Schicksal verpflichtetWhere stories live. Discover now