Prolog

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PoV ???

Es war stockfinster und bitterkalt.
     »Wach endlich auf«, knurrte eine Stimme.
     »Was?«, nuschelte ich. Mein Körper schmerzte. Ich fühlte mich grauenhaft. Meine Muskeln versagten mir den Dienst und ich konnte mich beim besten Willen nicht bewegen.
     »Das wurde aber auch Zeit«, grummelte es da wieder.
     »Wer bist du?«, brachte ich undeutlich heraus.
     »Du erinnerst dich nicht«, stellte es fest. Man konnte nicht identifizieren, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, so verzerrt waren die Worte. Nachdenklich senkte ich den Blick und tatsächlich hatte es Recht. Weder konnte ich mich entsinnen, wie ich hier gelandet war, noch wie ich hieß oder sonst etwas. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere.
     »Lass uns gemeinsam hier verschwinden. Ich helfe dir«, säuselte es.
     Klar, als ob ich so einfältig bin. An meiner Intelligenz änderte ein Gedächtnisverlust sicherlich nichts. »Warum solltest du?«, fragte ich deshalb monoton.
     »Ganz einfach, weil wir beide hier festsitzen, wenn wir uns nicht gegenseitig unterstützen«, schmunzelte es. Mein Blick schweifte über mich selbst. Die Beine bis zur Hüfte von einer Art Kristall umschlossen, was schon mal meine Unfähigkeit, vom Fleck zu kommen, erklärte. Erschwerend kam hinzu, dass meine Arme von dornigen Ranken gefangen gehalten wurden, welche sich auch noch um meinen Oberkörper wickelten. Mein Kopf schnellte nach oben, dort war ein Licht. Mir erschloss sich nicht, ob es von der Sonne herrührte oder einer künstlichen Quelle entsprang. Ich fuhr mir mit der Zunge einmal über die trockenen Lippen. Wie war ich nur in eine solche Lage geraten?
     »Wie heißt du eigentlich?«, wollte ich leise wissen.
     »Nenn mich Wicce.«, kam die Antwort. Das bedeutete also, dass es höchstwahrscheinlich weiblich war. »Und wie ist dein Name?«, erklang es dann und ich seufzte stumm.
     »Wie du selbst festgestellt hast, erinnere ich mich nicht mehr«, gab ich matt zu.
     »Hm... Das wird sich schon finden«, meinte sie aufmunternd, allerdings ließ diese Art, wie etwas Schadenfrohes in ihrer Stimme mitschwang, meine Nackenhaare sich aufstellen.
     »Dann lass uns mal hier verschwinden«, forderte sie mich auf. Die war ja witzig unterwegs. Ich konnte mich doch noch nicht mal bewegen.
     »Wo bist du eigentlich?«, fragte ich in die Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels, der mich umgab. Kurz blieb es still und mein Magen wurde von einem flauen Gefühl ausgefüllt.
     »Ich bin in dir«, erklang es finster und meine Augen weiteten sich vor Schock. »Und ich will hier endlich raus, verdammt!«, brüllte sie dann. Ein schriller Schrei verließ meinen Mund. Es fühlte sich wirklich so an, als würde etwas aus meinem Inneren nach draußen gelangen wollen. Schwer atmend, versuchte ich es instinktiv zu halten, wo es war, doch das gestaltete sich schwierig.

»Nein, nein, nein«, wimmerte ich, nach einem minutenlangen mentalen Kampf. Ich würde das nicht schaffen. Mir war nicht mal klar, wieso ich glaubte, es zu müssen. Jeder meiner Muskeln zitterte bereits und Schweiß stand mir auf der Stirn. Wer oder was auch immer sie war, sie hatte Macht und davon exorbitant viel. Es war, als würde ich etwas in meinem Geist bröckeln sehen und wusste, dass sie gleich frei wäre, um zu tun, was ihr beliebte. Doch das durfte nicht passieren.
     Es war immer wieder ein Aufbäumen. Wille gegen Wille. Nur würde ihre Ausdauer wohl länger halten.
     »Verzeiht mir«, flüsterte ich hilflos und mir war nicht mal klar, an wen es gerichtet sein sollte.
     »Noch ist es nicht vorbei!«, erklang es von über mir. Kraftlos schielte ich nach oben und riss dann die Augen auf. Dort schoss ein flammender Vogel auf mich zu. Das Wesen war leicht durchsichtig, wie ein... Geist?! Als hätte hauchfeiner, weißblauer Nebel seine Gestalt gebildet. Direkt vor mir stoppte das Tier, schwebte auf der Stelle und mir wurde zunehmend unwohler. Es spreizte die Flügel zur vollen Spannweite und ich hatte das Gefühl, als würde es in mich hineinsehen. Seine Schwingen wirbelten Staub auf und in der nächsten Sekunde flog es durch mich durch. Eine behagliche Kühle breitet sich in mir aus und ich entspannte mich sofort etwas.
     »Auch zu zweit, werdet ihr mich nicht aufhalten!«, dröhnte die Stimme von Wicce erneut durch meinen Kopf. Gepeinigt rieb ich mir die Schläfen, bevor ich realisierte, dass die Ranken verschwunden waren.
     »Wer sagt, dass ich allein gekommen bin?«, meinte dann eine Frau sanft. Sofort erwärmte sich mein Herz, nur war mir nicht klar warum. Es war, als hätte ich sie schon einmal gehört. Vor sehr, sehr, sehr langer Zeit.
     »Ich sehe hier niemand sonst«, bellte die Andere auch direkt.
     »Dann sieh genauer hin!«, ertönte es erneut von oben.
     Skeptisch hob ich meinen Kopf, nur um wieder so ein geisterhaftes Wesen zu erblicken. »Eine Schlange mit Flügeln?«, flüsterte ich überfordert. Voller Anmut landete sie vor mir, lächelte, soweit ein Reptil das konnte, und legte ihr Schwingen um mich. Meine Lider fielen zu, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit füllte mich aus, das ich kurz genoss.
     Als ich blinzelnd meine Augen öffnete, war die Kreatur verschwunden. Ich verstand nicht, was vor sich ging und knallte auf die Knie. Ein ersticktes Keuchen entwich meiner Kehle. Ich war frei. Doch wie war das möglich?
     »Ihr Miststücke!«, fauchte Wicce.
     »Das kommt ja von der Richtigen«, entgegnete eine weibliche Stimme gelassen, aber dennoch mit einem abwertenden Unterton. Ohne mein Zutun rannen mir Tränen über die Wangen. Die zwei fremden Frauen lösten so vieles in mir aus, nur weil ich sie hörte, und ich hatte nicht mal eine Erklärung dafür.

PoV ???

»Land in Sicht!«, vermeldete der Ausguck lautstark.
     »Bin ja mal gespannt, was uns erwartet«, murmelte ich grübelnd. Mich beschlich ein ganz ungutes Gefühl.
     »Was es auch ist. Wir werden damit fertig«, wurde ich von links breit angegrinst und er knackte schon mit den Fäusten.
     »Na mal sehen«, blickte ich wachsam in Richtung Insel. Sicherlich hätte er Recht, aber seine unbekümmerte Art war manchmal einfach nur unpassend. Hier galt es Vorsicht walten zu lassen. Seit einigen Wochen kam es immer wieder zu Überfällen auf Inseln, die in unserem Gebiet lagen, sodass man nicht mehr von einem Zufall ausgehen konnte. Ganze Dörfer und Städte wurden ausradiert. Die Verursacher mussten beispiellos schnell unterwegs sein, denn wir holten sie beim besten Willen nicht ein. Es blieb nur die Hoffnung, dass es dieses Mal anders laufen würde.
     Die Männer liefen eine Straße entlang, die an beiden Seiten von brennenden Gebäuden gesäumt wurde und ich folgte ihnen langsam mit meinem Kollegen. Wachsam behielt ich die Umgebung im Auge, denn mein Gefühl wollte keine Ruhe geben und der Geruch von Tod lag in der Luft.
     »Unfassbar, wie kann irgendwer so etwas anrichten?«, flüsterte er neben mir merklich geschockt. Ich wusste darauf nichts zu antworten. Hier hatte ein Abschlachten der grausamsten Art stattgefunden.
     »Da liegt jemand!«, erklang es von weiter vorn. Wir nickten uns knapp zu und rannten los.
     Auf dem Marktplatz kamen wir zum Stehen, wo eine blonde Frau bewusstlos auf dem Pflaster lag. kaum neben ihr kniete ich mich zu ihr hinunter, um Atmung und Puls zu kontrollieren.
     »Sie lebt«, informierte ich die anderen Anwesenden und hob sie dann auf meine Arme. »Sucht weiter«, befahl ich knapp und begab mich zurück zum Schiff.




Das war der eher kurze Einstieg. Hoffe, er gefällt auch trotzdem.

Ich werde versuchen, bei den Kapiteln auf ein paar mehr Wörter zu kommen. Kritik und Feedback sind gern gesehen, genauso wie Anmerkungen. Wenn etwas unklar sein sollte, fragt gern nach.

Ich werde mich bemühen schnellstmöglich zu updaten, was allerdings ein wenig von meiner Zeit und den Launen der Muse abhängt :-)

Dem Schicksal verpflichtetWhere stories live. Discover now