Three

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Der Film, welcher im Hintergrund lief, war nichts weiter, als ein leises Rauschen in meinen Ohren gewesen.

Ich konnte mich einfach nicht auf den Film konzentrieren, denn meine Gedanken waren komplett woanders.

Einerseits dachte ich an Steve Harrington. Den Jungen, in den ich seit drei Jahren verliebt war. Und anderseits, dachte ich daran, was als Nächstes geschah.

Die Welt aus Glas.

Es war das zweite Mal an diesem Tag passiert, nur mit dem Unterschied, dass beim letzteren Male eine lebendige Person da war.

Eine Person aus Fleisch und Blut.

Er war da, half mir jedoch nicht.

Konnte er mich etwa wirklich nicht hören?, dachte ich mir. Oder wollte er mir einfach nicht helfen, aus dieser Welt auszubrechen?

Es machte mich verrückt, nicht zu wissen, warum das alles geschah. War ich nun etwa wirklich verrückt geworden?

Hastig schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden.

»Alles okay bei dir?«

Genervt verdrehte ich innerlich die Augen. Das wievielte Mal, fragte sie mich das jetzt schon?

Und das wievielte Mal, antwortete ich immer dasselbe?

»Ja.«

Misstrauisch musterte Leila meine Gesichtszüge. Sie wusste immer, sobald etwas nicht mit mir stimmte. Doch zugeben, wollte ich es nicht immer.

»Liegt es etwa an den Harrington Jungen?«

Ich schwieg.

Unrecht hatte sie zwar nicht, doch zugeben, wollte ich es auch nicht.

»Ich kenne diesen Blick. Ich habe recht, nicht wahr?«, hackte sie weiter nach, doch noch immer schwieg ich.

Aber wie gesagt; Leila lässt immer erst dann locker, sobald sie eine vernünftige Antwort bekommen hat.

»Ich hab gesehen, wie ihr euch beide angesehen habt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nichts für ihn empfindest.«

Ja, sein Blick. Er hat mich mit purer Verwirrtheit angeschaut. Wenn Leila nur wüsste, wie er Nancy Wheeler anschaut. Ich kann nur davon träumen, dass er mich einmal genauso anschaut, wie er sie.

»Was weißt du schon darüber? Du trauerst immer noch einem Typen hinterher, der dich vor fast zehn Jahren hat gehen lassen.«

Nun war sie still. Eine Zeitlang sagte sie überhaupt nichts und sah mich mit einer Miene an, die ich nicht wirklich beschreiben konnte.

Doch wenn ich es versuchen würde, dann würde ich es beschreiben, als eine Mischung aus Trauer, Wut und Enttäuschung.

»Leila, ich-«

»Nein, schon gut«, sagte sie und wandte ihr Blick von mir. Sie versuchte ihre mit Tränen gefüllten Augen zu verstecken, doch war dies vergeblich. »Du hast ja recht.«

»Leila, wirklich. Es tut mir leid. Ich wollte nicht-«

Mit einer gehobenen Hand brachte sie mich zum Schweigen.

»Du brauchst dich nicht bei mir entschuldigen«, meinte sie. »Er hat mir versprochen, dass er zurückkommen wird. Und er wird es.«

»Wie kannst du dir da so sicher sein?«

»Du kennst ihn nicht. Er ist eine loyale Person.«

Und das war’s. Mehr erzählte sie mir nicht über ihn. Und um ehrlich zu sein, wollte ich auch nicht weiter nachhaken. Es war sowieso schon eine komische Stimmung im Raum gewesen, hätte ich weiter nachgefragt, dann wäre es nur noch schlimmer geworden.

Ich sah wieder zum Fernseher. Doch viel vom Film bekam ich auch nicht mehr wirklich mit.

Ich konnte noch nicht einmal die Handlung des Filmes wiedergegeben. Und selbst wenn ich es versuchen würde, dann könnte ich es nicht.

Ich wurde mit der Zeit viel zu müde, überhaupt irgendetwas zu machen. Das einzige, was ich noch mitbekam, war, wie meine Augenlider immer weiter nachgaben, bis ich schlussendlich sie einfach nicht mehr aufbekam.

»He, wach auf! Es ist zwölf Uhr!«

Ich öffnete leicht ein Auge und sah zu der Tür, wo Leila, mit den Händen auf der Hüfte gestemmt stand.

Ich seufzte kurz, drehte mich dann auf dem Sofa um und schlief weiter.

Keine zwei Minuten später, spürte ich, wie mir etwas Kaltes über meinen Kopf gegossen wurde.

»Leila!«, schrie ich entsetzt.

Doch Leila sah mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an und stellte das Glas auf dem Tisch vor ihr nieder, wo vorher das kalte Wasser drin war.

»Was sollte das?«

Sie zuckte nur mit den Schultern. »Ich gehe jetzt einkaufen. Mach dich fertig, damit du mir dann mit dem Mittagessen helfen kannst.«

Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hätte locker noch zwei Stunden durchschlafen können, doch tat ich schlussendlich doch das, wozu Leila mich beauftragt hatte.

Wenn es eines gab, was ich mein Leben lang vermeiden wollte, dann war es Leila wütend zu sehen.

Sie konnte dann nämlich zu ein richtiges Monster werden, wenn sie wütend ist. Und Gott soll dir beistehen, wenn man sie wütend macht.

Ich stand also widerwillig auf und schlenderte in der Richtung meines Zimmers. Dort holte ich mir frische Sachen, nur um mich anschließend unter einer lauwarmen Dusche zustellen.

Ich hätte wirklich stundenlang unter dieser warmen und beruhigenden Dusche stehen können, doch wenn ich noch etwas Auszeit haben wollte, dann musste ich schnell machen.

Darum zwang ich mich aus der Dusche herauszugehen und meine Haare zu trocknen.

Noch bevor ich in das Wohnzimmer ging, warf ich noch einen flüchtigen Blick durch das kleine Küchenfenster, welches mir einen guten Ausblick auf der Straße gab.

»Ein Streifenwagen?«, murmelte ich verwirrt.

Im Normalfall, war meine Straße nur eine abgeschottete Siedlung gewesen, welche in einer Sackgasse endet.

Kurzgefasst: man sieht hier am Tag nur eins bis zwei Autos lang fahren und schon gar nicht ein Streifenwagen.

Nachdem ich mich mit dem Gedanken abgefasst hatte, dass es einfach nur eine Routineuntersuchung war, machte es mir auf dem Sofa gemütlich und schaltete durch die Kanäle meines Fernsehers.

Auf jeden einzelnen Kanal jedoch liefen die Nachrichten. Ich schaltete noch ein paar Kanäle weiter, doch dann packte mich die Neugierde, als ich las, worüber die Nachrichten liefen.

»Wir stehen hier gerade vor dem Tatort, wo sich das Unglück abgespielt haben sollte. Heute Morgen wurde hier die Leiche einer Schülerin aufgefunden. Die Polizei sagt, dass der Täter noch auf freien Fuß wäre«, sprach die Nachrichtensprecherin.

Mir stockte der Atem, als ich sah, um wen es sich handelte.

»Eddie?«, kam ungläubig von mir.

Ich wusste wirklich nicht, ob ich darüber lachen sollte oder nicht. Eddie würde sowas niemals tun. Selbst wenn er so aussah. Eddie würde einer Fliege niemals etwas zur Leide tun.

𝔏𝔬𝔰𝔱 𝔦𝔫 𝔱𝔥𝔢 𝔡𝔞𝔯𝔨𝔫𝔢𝔰𝔰 𝔬𝔣 𝔬𝔲𝔯 𝔪𝔦𝔫𝔡𝔰 || Stranger ThingsDove le storie prendono vita. Scoprilo ora