Das Leben des Tom Riddle

♕ Kapitel 9 (mit 16 Jahren)

Nahla betrachtete die Silhouette von ihr und Tom auf der Wasseroberfläche, wie sie gemeinsam am Ufer des Sees saßen.

„Ja, ich weiß das ich keine Freunde habe. Aber du eben auch nicht. Und zu meiner Frage- die kann ich mir auch selbst beantworten. Du willst keine Freunde, weil du deine Geheimnisse für dich behalten willst. Du willst nicht, dass irgendjemand deine wahren Gefühle kennt."

Nachdenklich wanderte ihr Blick über den Verbotenen Wald, das Schloss, den See. Hogwarts. Ihr zweites Zuhause. Sie dachte an ihre kleine Schwester. Seit Charity nach Ravenclaw ging und sie selbst nach Slytherin hatten sie kaum mehr Kontakt. Und trotzdem wusste Nahla, dass sie immer jemanden hatte, dem sie all ihre Ängste und Sorgen anvertrauen konnte. War es das was Tom fehlte?

„Jeder braucht Freunde, oder einfach jemandem, dem man alles erzählen kann.", flüsterte sie.

Toms Blick ruhte immer noch auf ihr. „Du verstehst das nicht. Es war schon früher so, jetzt umso mehr: es gibt da niemanden, der mich versteht. Niemanden, der für mich da ist. Ich weiß, dass du deine Schwester hast. Ich habe so jemanden nicht und... werde es auch nie haben.", sagte er leise.

Warum erzählte er Nahla das alles? Weil ihm zum ersten Mal in seinem Leben jemand zuhörte?

„Es gibt da immer jemanden.", hauchte sie und sah ihm tief in die Augen.

Wie in Trance wiederholte Tom mehr zu sich selbst: „Immer."

Nahla nickte, sie spürte, wie sie ein wenig rot wurde, jedoch wollte sie den Moment nicht zerstören.

Keine Sekunde brach einer der beiden den Blickkontakt ab.

Nahla konnte es kaum fassen: Sie saß hier am Seeufer, zusammen mit Tom Riddle.

Für eine Sekunde spürte sie Toms eiskalte Hand in ihrer, er hatte sie unabsichtlich genau dort auf dem Boden abgelegt, wo Nahla sich gerade abstützte. Hastig zog er seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.

Dann, ohne Vorwarnung, schien ein Blitz Tom zu durchzucken. Er schreckte zurück, sprang auf, warf ihr einen letzten Blick über die Schulter zu und eilte mit großen Schritten davon in Richtung Schloss.