❄︎ Kapitel 6 (mit 11 Jahren)

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Blinzelnd beobachtete Tom die Rauchschwaden, die aus dem inneren des Zuges drangen. Hogwarts Express stand darauf.

Er erinnerte sich daran, wie seine Augen geleuchtet hatten, als der Professor ihm alles erzählt hatte.

„Ich habe schon immer gewusst, dass ich anders bin- besonders, ich wusste, dass ich eine ganz spezielle Gabe habe! Ich kann Dinge bewegen, nur durch Anschauen und ich kann Leute ärgern und machen, dass es ihnen weg tut, wenn ich will! Und... ich kann mit Schlangen reden. Sie verstehen mich und ich verstehe sie."

,hatte er gesagt. Das beste hatte er sich extra bis zum Ende aufgehoben, das beste kommt zuletzt. Oder so ähnlich, er hielt nicht viel von Sprichwörtern.

Spöttisch betrachtete er die Kinder, die ihren Eltern Abschiedsküsse gaben. Wie lächerlich.

Er zerrte den Koffer hinter sich her, in dem die wenigen Sachen die er besaß und die, die er gemeinsam mit dem Professor besorgt hatte, zum Beispiel einen Zauberstab.

Ein seltsames Gefühl ergriff ihn jedes Mal, wenn er den Zauberstab in die Hand nahm. Es war, als würde sich sein Körper dagegen sträuben, dass die Macht, die er in sich trug, Hilfsmittel brauchte, um sich voll zu entfalten.

Er verwarf den Gedanken und gab sein Gepäck ab, kurz darauf saß er in seiner Uniform in einem Abteil des Zuges und beobachtete das Treiben auf der Plattform. Hier war es still, nur aus den anderen Abteilen und aus dem Gang drängen Stimmen und Gelächter.

Irgendwann würden die Geräusche auf einen Schlag lauter, ein Mädchen hatte die Tür geöffnet.

Tom wirbelte herum und musterte sie abfällig. Kinnlanges, goldbraunes Haar, athletischer Körperbau und ein lebensfreudiges Funkeln in den smaragdgrünen Augen mit den goldenen Sprenkeln.

„Hallo, ich bin Nahla. Ist hier noch frei? Ich habe nämlich ehrlich gesagt keinen Bock, mich zu Lucius Malfoy und seinen seltsamen Freunden zu setzen, wie meine Eltern es toll fänden. Lucius' Eltern sind nämlich Freunde meiner Eltern. Jedenfalls, bin ich jetzt hier und du hast ja nichts dagegen, wenn ich mich hier hinsetze, nicht wahr?"

Perplex und sprachlos sah Tom sie an, was das Mädchen wohl als Bestätigung sah, dass es ihm nichts ausmachte, wenn sie sich setzte.

„Hier ist besetzt. Kein Platz mehr.", sagte er, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.

Nahlas Augen blickten direkt in die seinen; Treu- und Warmherzigkeit spiegelte sich darin. Nicht gerade Eigenschaften, die Tom Riddle vertrat.

„Ich sehe hier aber niemanden, ich denke hier ist sehr wohl Platz.", entgegnete sie. „Wie heißt du überhaupt?"

Tom sah sie abfällig an und war sich ziemlich sicher, dass man in seinen Augen Kälte, Einsamkeit, Arroganz und Stolz erkennen konnte.

„Tom. Tom... Wood.", murmelte er. Er schämte sich für seinen Nachnamen und er verabscheute die Personen, von denen er diesen geerbt hatte.

Nahlas Augen verengten sich, genau wie er es immer tat. Verdammt, diese blöde Kuh brachte ihn noch ganz um den Verstand.

„Ich weiß was du denkst. Ich bin keine blöde Kuh.", stellte sie klar und verschränkte die Arme.

Vor Überraschung fiel Tom auf den Sitz direkt gegenüber des Mädchens. Wie hatte sie das gemacht?

„Jetzt fragst du dich wie das geht, ich könnte es dir sagen."

Tom sah sie interessiert an, er brannte darauf zu erfahren, wie sie es machte. Wie sie seine Gedanken las. Er wollte das auch können!

„Ich sag's dir aber nur, wenn du mir dafür deinen echten Namen verrätst, Mr. Wood."

Sie stellte hier Bedingungen? Aber was sollte er tun?

„Riddle.", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Es ist Dir unangenehm darüber zu reden. Warum?", fragte sie mit prüfendem Blick.

Ärgerlich zischte er: „Das war nicht Teil der Abmachung! Ich habe dir meinen Namen gesagt. Ich muss hier gar nichts."

Nahla lächelte künstlich. „Nun gut, dann eben nicht. Dann verrate ich dir aber auch nicht, wie ich wissen kann, was du denkst."

Tom lehnte sich zurück und starrte aus dem Fenster, er spürte Nahlas interessierten Blick auf sich, doch er reagierte nicht.

Eisernes Schweigen hüllte sie bis zum Ende der Zugfahrt ein, dann warf Tom dem Mädchen einen genervten Blick zu und verließ das Abteil. Das würde Rache geben- niemand stellte sich Tom Riddle in den Weg. Niemand.

Das Leben des Tom RiddleWhere stories live. Discover now