38. Little Engine

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August 2012

Langsam ließ ich den kleinen Stab immer wieder durch meine Finger gleiten. Meine Daumen fuhren über das weiße Plastik, während ich versuchte normal zu atmen. Die weiche Tagesdecke auf Marshalls und meinem Bett strich weich gegen meine nackten Oberschenkel. Es war August und selbst in Michigan ist es im August warm. Ich trug nur ein kurzes Tanktop und abgeschnittene Jeansshorts. Es war die letzte Woche bevor die Schule wieder anfing. Hailies Junior Year, mein Magen zog sich ein wenig zusammen. Ich konnte nicht glauben, dass Hailie wirklich schon sechszehn Jahre alt wird und nächstes Jahr ihr Senior Year beginnen würde. Ich atmte tief durch und versuchte mich selbst zu beruhigen, sie ist noch zwei Jahre zu Hause. Wir hatten noch ganze zwei Jahre mit ihr bevor sie, wie Alaina, letztes Jahr auszog und zum College ging. Fröhliches Kinderschreien, dass vom Pool durch die Fenster drang holtw mich aus meinen Gedanken zurück, Whitney und Alex hatten ein paar Freunde zum Schwimmen eingeladen. Ich ließ das kleine Stäbchen neben mir auf die Bettdecke fallen und ging langsam zu der großen Glasschiebetür, die auf den weitläufigen Balkon nach draußen führte. Von hier oben hatte man einen perfekten Blick auf den gesamten Pool, Hailie und Lainey lagen mit ihren besten Freundinnen Gemma und Chelsea auf ein paar Sonnenliegen einige Meter außer Reichweite des spritzendes Poolwassers und sonnten sich. Während Luke fröhlich zwischen den Liegenstühlen saß und mit Bauklötzen spielte. Erst seit diesem Wochenende hatte ich alle Kinder wieder zurück zu Hause, Alaina hatte einen Europatrip mit einer Freundin gemacht, während Hailie mit Freundinnen und deren Eltern nach Florida geflogen war und Whitney, Alex und Jona mehrere Woche in einem Sleepaway-Camp verbracht hatten. Alles ohne Internet und ohne täglichen Kontakt zu Marshall und mir. Für uns beide war das sehr komisch gewesen, aber besonders für Marshall, der am Liebsten alle Küken im Nest hatte. Am Samstagabend als wir alle zusammen um den Tisch saßen war die Welt wieder in Ordnung. Auch ich hatte die Kinder alle sehr vermisst, trotzdem hatte ich die Zeit mit den drei Kleinen sehr genossen. „Could you imagine just having three?", hatte Marshall mich gefragt nachdem wir nach nicht einmal einer halben Stunde, Zähneputzen, Geschichtenlesen und Gute-Nacht-Sagen schon zusammen auf der Couch gegessen hatten. Normalerweise dauerte das alles bei uns viel länger. Auch durch die großen Altersunterschiede der Kinder, während Luke um halb acht ins Bett ging, kam Hailie manchmal erst um elf nach Hause. „No I can't!", schüttelte ich meinen Kopf, „I couldn't imagine life without any of them!"Marshall hatte mich an sich gezogen und mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt. „What would be one more?", lachte er und ließ seine Finger unter mein Shirt gleiten. Aber ich schob seine Hand von mir weg. Ich wusste genau was er meinte. Für Marshall war jedes der Kinder ein Geschenk und das stimmte ich ihm zu, aber nach all den Fehlgeburten und acht gesunden Kindern, waren die die wir hatten für mich mehr als genug.

What would be one more? Hallte Marshalls Stimme in meinem Kopf wieder, während ich mich über den Balkongeländer lehnte und einmal durch zählte, Alaina, Hailie, Luke, Matt, Whitney, Jona, Alex und Torrie – alle da. Langsam machte sich der warme Boden unter meinen Füßen bemerkbar und ich war gerade dabei mich zu drehen um nach unten zu gehen. Als ich ein hohes Kreischen hörte, reflexartig drehte ich mich um und sah in den Garten. Es war Whitney die triefend nass in einem roten Badeanzug aus dem Pool kletterte um Marshall zu begrüßen, der gerade in diesem Moment nach Hause gekommen sein musste. „Daddy!", rief sie und breitete ihre Arme aus. Ein breites Grinsen machte sich auf Marshalls Gesicht bemerkbar, als er seine Schlüssel und das Handy auf dem grünen Grass fallen ließ und sich hinkniete um mit Whitney auf Augenhöhe zu sein. Als Whitney ihre Arme um ihn schlang wurde sein weißes T-Shirt und die grauen Cargoshorts sofort durch nässt. Whitney sagte etwas zu Marshall, dass ich von hier oben nicht hören konnte bevor sie sich von ihm löste und wieder zurück zu ihren Freunden und Brüdern in den Pool sprang. Marshall lachte und wrang sein Shirt aus, während er langsam auf Hailie und Alaina zuging. Unter dem weißen Stoff konnte ich seinen Tattoos erahnen. Er schien die Mädchen nach mir zu fragen, weil Alaina kurze Zeit später nach oben deutete und Marshalls und meine Blicke sich trafen. Er lächelte mich an und winkte mir zu „Are you coming down or do I need to come up?", fragte er und zog sich das Shirt aus. Die Köpfe der Teenage-Mädchen neben ihm flogen mit einem Mal zur Seite und blieben auf ihm haften. Ich konnte gerade noch sehen, wie Hailie ihre Augen verdrehte, bevor sie aufstand und mit Luke auf dem Arm in Richtung Pool schlenderte. „I'll be right down!" sagte ich und eilte zurück in unser Schlafzimmer. Schnell griff ich nach dem kleinen Stäbchen und ließ es in der obersten Schublade meines Nachttischs verschwinden.

Second Chances (Eminem Story)Where stories live. Discover now