Pech

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„Also wie gesagt", während Sie sprach schweifte ihr Blick immer wieder zu mir hinüber, weshalb ich nach einiger Zeit vergeblichst versuchte ihr mit irgendwelchen Handzeichen verständlich zu machen, dass Sie gefälligst damit aufhören sollte.
Doch entweder war diese Frau verdammt Dickköpfig, oder von ihrer Sache so stark Überzeugt, dass es Sie nicht scherte, was ich davon vielleicht halten würde und welchen Nebeneffekt es für mich haben könnte.
Verzweifelt blickte ich mich im Klassenzimmer um, nach vielleicht irgendwem der mich unterstützen könnte, doch außer Clara hatte ich in dieser Klasse nicht wirklich Freunde. Und ausgerechnet heute musste sie krank sein...
„Zoe, ist mit dir alles in Ordnung?"
Erschrocken zuckte ich zusammen als Frau Roth plötzlich neben mir stand und mir Ihre Hand auf meiner Schulter überdeutlich bewusst wurde.
Verunsichert blickte ich durch die Klasse und musste feststellen, dass uns alle Schüler anstarrten.
Wie weit hatte Frau Roth noch geredet?!
„Ehm...", kurz schaute ich zu meiner neuen Lehrerin hinauf, welche mich jedoch nur mit ihren braunen Augen besorgt musterte, bevor ich mich leise räusperte.
„Ja... aber... dürfte ich eventuell einmal aufs Klo?"
Ich klang aufgewühlt und verdammt, das war ich auch! Wieso nahm sich diese Frau einfach so das Recht heraus, mich vor der ganzen Schule zu blamieren?
Außerdem verwirrte mich ihre Anwesenheit... ja, sehr sogar.
Dieses betörende, leicht nach Vanille riechende Parfüm, welches andauernd um ihren perfekten Körper wie eine Schutzhülle flog und alles um Sie herum einlullte. Ganz geschweige denn von diesen Ausdrucksstarken, bernsteinfarbenen Augen, welche umso komplexer wurden, desto mehr man in Ihnen versank.
„Klar kannst du gehen..."
Kurz sah ich verwirrt zu Frau Roth hinauf, bevor ich meinen Stuhl zurück schob und fluchtartig den Raum verließ.
Sobald die Tür hinter mir ins Schloss fiel ließ ich mich erschöpft an der Wand daneben hinunter rutschten und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Verdammt, was war denn los mit mir? Musste meine penibel aufgerichtete Mauer denn unbedingt jetzt ineinander brechen? Nur wegen EINER Person?!
„Scheiße...", nuschelte ich leise und raufte mir durch die Haare.
„Scheiße!"
Wütend schlug ich mit der unversehrten Hand gegen die Wand hinter mir und schloss wohltuend die Augen, als der dumpfe Schmerz meinen Körper durchdrang.
Was war denn bitte in dieser kurzen Zeit aus mir geworden? Seit wann hatte ich Zusammenbrüche in der Schule und vor allem, seit wann ließ ich mich durch eine Person so stark beeinflussen?
Das war mir noch nie passiert... noch nie auf diese Art und Weise. Und genau das machte mir Angst. Um genauer zu sein, scheiß Angst.
„Ach man...", meine Stimme hallte durch die leeren Flure und mit einem leisen Ächzen auf den Lippen erhob ich mich von dem harten Boden.
Mit einer routinierten Handbewegung fischte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und schaute auf die Uhrzeit.
08:50 Uhr. Also hatte ich noch knapp 15 Minuten Unterricht. Würde das auffallen, wenn ich dann nicht zurück ins Klassenzimmer kommen würde?
Klar, natürlich. Genervt schnaubte ich und schnappte mir meine schwarze Lederjacke vom Hacken, bevor ich mich Gedankenverloren auf Richtung Schultoilette machte.
Mein Plan war, dass ich dort die restliche Unterrichtszeit bis zur Pause absitzen würde, dann zurück zum Zimmer lief und irgendeinen herumstreunenden Lehrer fragte, ob er mir das Zimmer aufschließen könnte.
Dann würde ich mir mein Schulzeug schnappen und abdampfen.
Geschwänzt hatte ich schon oft und gestört hatte es eh niemanden, wahrscheinlich nur, weil es erst gar nicht auffiel wenn ich nicht mit im Unterricht saß.
Mit einem frustrierten Seufzen stieß ich die Klotür auf und begutachtete mich erst einmal im Spiegel.
Meine Augenringe hatte ich nicht einmal versucht zu überschminken und sie gaben einen krassen Kontrast zu meiner blassen Haut ab, welche sowieso schon durch meine schwarzen Haare etwas mehr auffiel.
Abgesehen von meinem schwarzen Snakebites Piercing hatte ich noch einen Nasenpiercing, dessen Stein je nach Lichteinfall in einer anderen Farbe aufblitze. Ich liebte das.
Meine Klamotten bestanden zum größten Teil ebenfalls aus Schwarz und man merkte, ich war ein sehr farbenfroher Mensch.
Zwar meinten alle Schwarz sei keine Farbe, doch dem stimmte ich ihnen nicht zu. Schwarz war nicht nur eine Farbe, sondern auch ein Gefühl. Jedoch waren die meisten Menschen dazu zu blind, um das zu verstehen, und das würde wahrscheinlich auch so bleiben.
Gerade als ich in eine der fünf Kabinen des Mädchenklos verschwinden wollte, wurde die Tür mit einem Ruck aufgestoßen und flog mir, bei meinem unendlichen Glück, direkt ins Gesicht.
Mit einem schmerzerfülltem Stöhnen taumelte ich zurück gegen die gekachelte Wand des Klos, während ich mir mit Tränen in den Augen die Nase hielt.
„Ach du...!", die entsetzte Stimme kam mir irgendwie bekannt vor, doch trotzdem presste ich meine Augen weiter zusammen.
Ich durfte nicht weinen! Nicht jetzt!
„Scheiße! Ach verfluchter...! Sorry, Zoe! Das... das wollt ich wirklich nicht!"
„Kein... Kein Problem..."
Meine Stimme klang gedämpft durch meine Hände, doch die warme Flüssigkeit, welche aus meiner Nase lief hielt mich davon ab mein Gesicht zu entblößen.
Ach, heute hatte ich ja auch ein Glück, was meine Gesundheit anging.
„Komm, lass mal schauen..."
Die warmen Worte meiner Lehrerin lösten irgendetwas in mir aus, doch trotzdem drehte ich mich von ihr weg.
„Nein, das geht schon. Sie können ruhig zurück in ihren Unterricht gehen..."
Ein tiefes Seufzen ertönte hinter mir und ich dachte schon Sie hätte es endlich aufgegeben, bis ich plötzlich zwei Hände auf meinen Hüften spürte welche mich zu sich zogen. Kurz darauf wurde ich vorsichtig umgedreht.
„Na komm. Ich verspreche dir, ich werde dir nicht wehtun..."
Frau Roths Stimme war so nah an meinem Ohr, dass es mir einen Gänsehautschauer nach dem nächsten über den Rücken jagte. Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte ich schließlich kaum, bevor ich widerwillig meine Hände hinunterfallen ließ.
Kurz sahen wir uns nur in die Augen, bevor über die Züge der Frau mir gegenüber ein sanftes Lächeln glitt, bevor ihre rechte Hand an meiner Seite nach oben bis zu meinem Kinn wanderte.
„Ganz ruhig", flüsterte sie leise, während Sie mir eine Strähne aus dem Gesicht strich und dann vorsichtig die Konturen meiner Nase nachfuhr.
Ihr heißer Atmen traf meine Lippen und angestrengt schloss ich meine Augen, um nicht leise aufzustöhnen.
Gott, was tat diese Frau nur mit mir!

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Sorry dass es so lange gedauert hat ._.

Über nen Vote und Kommi freu ich mich immer <3

(Überarbeitet)


Danke an die vielen fleißigen Leser übrigens :)

My Life, of curse (girlxgirl)Where stories live. Discover now